Nach Terrorwarnung aus Berlin:Hauptbahnhof teilweise abgesperrt

Am Bahnhof gehen die Rolltore runter: Nach den Terrorwarnungen aus Berlin wurden am Münchner Hauptbahnhof die Kontrollen massiv verschärft.

M. Szymanski und K. Riedel

Vor der Tür am Münchner Hauptbahnhof hängt ein rot-weißes Absperrband. Ein Schild informiert die Fahrgäste, dass dieser Zugang vorrübergehend gesperrt ist. Man solle doch bitte die Seiteneingänge benutzen.

Sicherheitsvorkehrungen am Muenchner Hauptbahnhof

Am Münchner Hauptbahnhof wurden die Sicherheitsvorkehrungen massiv verstärkt. An den Seiteneingängen wurden die Rolltore heruntergelassen. Die Polizei ist mit Sprengstoffhunden im Einsatz.

(Foto: dapd)

Doch auch hier wird es eng. Die Sicherheitskräfte haben die Rolltore heruntergelassen. Nur noch kleine Zugänge in den Bahnhof sind offen. Die Polizisten kontrollieren die Passanten, durchsuchen Tüten. Immer mehr Einsatzkräfte treffen ein. Sprengstoffhunde sind nach Angaben der Bundespolizei im Einsatz, ebenso wie Schutzhunde gegen gewalttätige Störer, wie es im Fachjargon heißt. Ob auch noch Metalldetektoren zum Einsatzkommen, sei unklar, hieß es auf einer kurzfristig einberaumten Pressekonferenz.

Auch in den S-Bahnen und den Bahnhöfen wird verstärkt kontrolliert. Die ergriffenen Sicherheitsmaßnahmen bleiben "bis auf weiteres bestehen", heißt es von Seiten der Einsatzkräfte.

Nach den Hinweisen auf einen geplantenTerroranschlag hat die Bundespolizei die Sicherheitsvorkehrungen in München massiv verstärkt. Zusätzliche Beamte sind im Einsatz, in zivil und in Uniform. Wie weit man mit den Sicherheitsvorkehrungen gehen müsse, sei noch nicht bekannt. Das werde sich in den nächsten Stunden zeigen, erklärte der Sprecher der Bundespolizei.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hatte am Mittwoch in Berlin eine Verstärkung der Sicherheitsmaßnahmen an Flughäfen und Bahnhöfen wegen einer erhöhten Gefahr von Terroranschlägen angekündigt. Die Bundesregierung habe konkrete Hinweise darauf, hieß es. Der Innenminister, der bei Terror-Warnungen bislang eher eine zurückhaltende Linie verfolgt hatte, sprach nun von einer "neuen Lage". Es gebe jetzt "konkrete Ermittlungsansätze", die auf einen Anschlag hinwiesen.

Auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) nimmt die Bedrohung ernst. "Wir müssen die Bedrohung ernst nehmen. Aber es gibt keinen Anlass in Panik und Angst zu verfallen." Nach seinen Informationen hätten sich die Hinweise verdichtet, "dass Ende November, vielleicht Anfang Dezember in Nordamerika, Europa oder auch in Deutschland Terroranschläge verübt werden könnten". Mögliche Ziele seien insbesondere jüdische und US-amerikanische Einrichtungen. Bedroht seien aber auch Flughäfen und der öffentliche Nahverkehr.

Herrmann: "Breites Spektrum an Hinweisen"

Die Terrorgefahr komme aus dem "Umfeld von al-Qaida", wie Herrmann sagte. Konkrete Hinweise, dass es Attentäter auf Weihnachtsmärkte abgesehen habe, gebe es aber nicht. Herrmann sagte: "Es gibt keinen Anlass, Veranstaltungen zu meiden oder abzusagen."

Auch wenn sich die Nachrichtenlage nach Angaben von Herrmann zum jetzigen Zeitpunkt diffus darstelle, sei es doch das "breite Spektrum an Hinweisen", das die Behörden alarmiere. Herrmann nannte die Quellenlage "vielfältig und intensiv", alle Hinweise kämen aus dem Ausland. "Sie sind ernst zu nehmen und darum ist es besser, auf alles vorbereitet zu sein."

Nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden führen die Spuren womöglich nach Pakistan und Afghanistan, genauso gebe es Hinweise auf lange in Deutschland lebende und radikalisierte Islamisten. Offen sei, um welche Form des Anschlags es sich handeln könnte. "Denkbar", so Herrmann, seien Attentate mit ferngezündeten Bomben wie auch Selbstmordanschläge.

Nach Informationen der SZ gibt es Hinweise auf mögliche Anschläge zwischen Ende November und Anfang Dezember.

Herrmann betonte aber: "Wir haben keinen konkreten Hinweis auf einen bestimmten Tag oder auf ein konkretes Ziel". Die Vergangenheit habe auch gezeigt, dass Terrordrohungen bewusst in die Welt gesetzt worden seien, um "die westliche Welt in Angst und Schrecken zu versetzen".

Auf jeden Fall müssten die Behörden rasch reagieren. Als mögliche Anschlagsziele bezeichnete Herrmann vor allen den Luftverkehr. Deshalb werde die Kontrolle an Flughäfen insbesondere in München und Nürnberg verschärft. Herrmann wies abermals darauf hin, dass die jüngsten Bombenfunde Schwächen bei den Kontrollen für Luftfracht gezeigt hätten.

Der Bund wie auch Bayern werde nun die Sicherheitskontrollen an den Flughäfen verstärken. Ziel terroristischer Anschläge könnten auch Busse und Bahnen sein, weshalb die Polizei ihre Kontrollen des öffentlichen Personennahverkehrs insbesondere an den Bahnhöfen verstärken werde. Vor allem in München will Herrmann in den kommenden Wochen mehr Streifenwagen auf die Straße schicken.

Auch im restlichen Bayern werden die Sicherheitsvorkehrungen verschärft. Die Kontrollen an den Grenzen zu Österreich und Tschechien würde verstärkt, die Schleierfahndung ausgeweitet. Die Bürger rief Herrmann zu Wachsamkeit auf: "Sollte ein Bürger etwas ungewöhnliches feststellen, soll er dies schnell der Polizei mitteilen." Parallel dazu verstärkte die Bundespolizei ihre Präsenz an großen Bahnhöfen und Flughäfen.

Die Stadt Nürnberg, in der der weltberühmte Christkindlesmarkt am 26. November eröffnet wird, erklärte, es bestehe "überhaupt kein Grund, den Christkindlesmarkt zu meiden". Die Beteiligten täten alles dafür, dass ein Besuch dort "sicher und schön" werde. Die Polizei überprüfe derzeit, ob zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen nötig seien. Auch die Münchner Polizei sah im Zusammenhang mit dem dortigen Christkindlmarkt keinen Grund zur Panik. Man prüfe derzeit konkrete Maßnahmen.

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