Süddeutsche Zeitung

Hasenbergl:Höher statt breiter

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Die Wohnungsgesellschaft GWG möchte im Hasenbergl 65 bis 80 Wohnungen schaffen. Damit sind die Stadtviertelvertreter einverstanden. Alternativ zur Vergrößerung von sechs bestehenden Häusern soll das städtische Unternehmen aber den Ausbau der Dachgeschosse prüfen

Von Jerzy Sobotta, Hasenbergl

Die geplante Nachverdichtung an der Ittlingerstraße in der Nähe des U-Bahnhofs Hasenbergl sorgt für Diskussionen unter Lokalpolitikern. Die städtische Wohnungsgesellschaft GWG möchte die sechs Wohnhäuser zwischen der Dülferstraße und der südlich gelegenen Grundschule nach Westen hin verlängern und so Platz für 65 bis 80 Wohnungen schaffen. Der Bezirksausschuss (BA) Feldmoching- Hasenbergl hat in seiner jüngsten Sitzung gefordert, dass die GWG alternativ eine Sanierung der Bestandsgebäude und den Ausbau des Dachgeschosses prüfen soll.

Anträge gegen die Pläne der GWG hatten Bürger aus der Nachbarschaft im Gremium eingebracht und damit ihre Forderung aus der Bürgerversammlung von vergangener Woche bekräftigt. Sie sprechen sich gegen Baumfällungen entlang der Ittlingerstraße aus, die im Zuge des Ausbaus der bestehenden Wohnanlagen nötig würden, und befürchten eine Zunahme des Verkehrs. Statt einer Verlängerung der Häuser fordern sie den Ausbau der Dachgeschosse in den bestehenden Gebäuden. Reinhard Rosenau vom Siedlerverein Neu-Hasenbergl bemängelte, dass diese Möglichkeit in den Plänen der GWG nicht mehr vorkomme. Für viel Gesprächsstoff im BA sorgte daher ein Antrag der CSU, der die Forderungen der Bürger zum Ausdruck brachte: Die GWG solle einen alternativen Kostenplan für Sanierung und Ausbau der Dachgeschosse vorlegen. Heftig diskutiert wurde darüber, ob eine solche Alternative zu den bestehenden Plänen anschließend den Bewohnern der GWG-Anlage zur Abstimmung vorgelegt werden solle. So sah es der Antrag der CSU vor.

Ein Ausbau der Dachgeschosswohnungen würde in jedem Treppenhaus einen Fahrstuhl notwendig machen. "Für ältere Menschen in den oberen Geschossen wäre es gut, wenn sie ihn bekommen", sagte Rainer Großmann (CSU). Allerdings müsse man deutlich machen, dass damit auch Mieterhöhungen verbunden seien. Auch die Grünen wollten wissen, wie hoch die Sanierungskosten wären, und unterstützten den Antrag zunächst. "Es ist keine Eile geboten, wir können es prüfen und uns eine Kalkulation vorlegen lassen", sagte Christine Lissner (Grüne). Die SPD sprach sich gegen die Sanierung und die Dachgeschosswohnungen aus und verwies auf die zusätzlichen Baukosten. Jeder Fahrstuhl könnte bis zu 200 000 Euro kosten - Geld, dass dann auf die Mieter umgelegt werde. "Das sind enorme Summen, die nicht hinnehmbar sind", sagte Klaus Mai (SPD). Er wies darauf hin, dass die Bürgeranträge nicht von den Bewohnern der GWG-Häuser kämen, sondern von den Nachbarn aus der umliegenden Siedlung.

Insbesondere die Abstimmung über beide Kostenpläne durch die Mieter der GWG wurde von der SPD strikt abgelehnt: "Es klingt demokratisch. Aber wenn einige Bewohner sich Mietsteigerungen nicht leisten können, dann werden sie von ihren Nachbarn vor die Tür gesetzt", sagte der BA-Vorsitzende Markus Auerbach (SPD). Diese Bewohner müsse man schützen. Da die Grünen hier einlenkten, lehnte der BA diese Variante letztlich ab. Der Prüfung eines alternativen Kostenplans für die Sanierung und den Ausbau der Dachgeschosse stimmte die SPD aber dennoch zu. "Da wird ein Betrag rauskommen, dass uns der Kiefer auf den Aktenordner fällt. Dann wissen wir, dass es keine gute Idee ist", sagte Auerbach.

Grundsätzliche Einwände gegen die Nachverdichtung hatte der Bezirksausschuss nicht und stimmte 60 bis 80 Wohnungen einstimmig zu. Er fordert entsprechende Nachpflanzungen von Bäumen und wünscht sich nach Möglichkeit einen Fahrradweg an der Ittlingerstraße in beide Richtungen. Um mehr Akzeptanz bei Bewohnern und Nachbarn zu erreichen, solle zudem das Wohnumfeld insgesamt aufgewertet werden, etwa durch eine Begrünung der Westfassaden.

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SZ vom 25.04.2019
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