Harthof/Nordhaide:Der Bund besinnt sich

Der Berliner Wohnungsgipfel brachte die Wende: Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) will ihren Wohnungsbestand in München nun doch behalten und am Nordrand der Stadt sogar deutlich ausbauen

Von Thomas Kronewiter, Harthof/Nordhaide

Die Stadt soll an ihrem äußersten Nordrand wachsen - und trotzdem brauchen Mieter keine Angst um ihr Zuhause zu haben. Diese Konstellation gibt es in München in diesen Tagen nicht allzu oft, in diesem Fall ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) die Urheberin von Nachverdichtungsüberlegungen am Harthof. Ganz neu ist dies für die bundeseigene Siedlung an der Mortonstraße und am Morsering nicht: Dort denkt die Bima schon seit vielen Jahren über Sanierung und Nachverdichtung nach - ein Aufstellungsbeschluss stammt von 1992. Nun aber haben sich die Überlegungen aufgrund des Wohnungsgipfels im Kanzleramt geändert: Hatte die Bima die Anlage an der Mortonstraße bis dahin noch verkaufen wollen, ist dies nicht mehr länger geplant. "Die Bima behält in München ihren Wohnungsbestand", bestätigt Karin Missio-Däumling, Abteilungsleiterin Immobilienbewertung Bayern im Portfoliomanagement der Bima. Vielmehr beginne die Bima wieder mit eigenen Neubau-Projekten - auch das ist eine Folge des Berliner Wohnungsgipfels.

Harthof/Nordhaide: Viel Platz zwischen den Blocks: Am Morsering sollen noch reichlich Wohnungen dazukommen. Der Bund treibt entsprechende Planungen derzeit intensiv voran. An Aufstockungen der Bestandsgebäude ist aber nicht gedacht.

Viel Platz zwischen den Blocks: Am Morsering sollen noch reichlich Wohnungen dazukommen. Der Bund treibt entsprechende Planungen derzeit intensiv voran. An Aufstockungen der Bestandsgebäude ist aber nicht gedacht.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Für die Mortonstraße heißt dies, dass nach dem bereits erfolgten Verkauf dreier Grundstücke an der Mortonstraße an zwei Erwerber der weitere Verkauf der Anlage gestoppt ist. Man will dort, sobald die verbliebenen Mieter ausgezogen sind, auf den restlichen, also dem Großteil der Flächen an der Mortonstraße, eigenen Geschosswohnungsbau realisieren. Missio-Däumling kann dazu noch keine genaueren Angaben machen, man wolle aber ein "breites Spektrum" aus kleineren und größeren Wohnungen für unterschiedliche Nutzer anbieten. Klar sei nur, dass die Umgebungsbebauung dafür den Maßstab setze, man befinde sich mit der Stadt in Gesprächen. Stadtbaurätin Elisabeth Merk liegen Vorbescheidanträge vor, die sich, wie sie jetzt auf eine Anfrage der FDP-Stadtratsfraktion mitgeteilt hat, durch ein "durchaus beträchtliches Nachverdichtungspotenzial" gegenüber dem bisherigen Bestandsbaurecht auszeichnen.

Harthof/Nordhaide: Entlang der Neuherbergstraße ist die Wohndichte mehr als ausgereizt.

Entlang der Neuherbergstraße ist die Wohndichte mehr als ausgereizt.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Die Bima sieht ihre Hände derzeit an der Mortonstraße gebunden, da man den Mietern schon früher zugesichert hatte, man werde das Projekt nur sukzessive verwirklichen und dabei niemanden vor die Tür setzen. Wenn die Erwerber der drei bereits verkauften Flächen, wie offenkundig vorgesehen, aber im kommenden Jahr mit den Bauarbeiten beginnen, hofft Missio-Däumling, den einen oder anderen Bima-Mieter von einem Umzug in ein anderes bundeseigenes Objekt überzeugen zu können. Erst dann wäre an der Mortonstraße auch der Weg frei für neue Bima-Wohnungen.

Harthof/Nordhaide: An der Mortonstraße soll Geschosswohnen Einzug halten.

An der Mortonstraße soll Geschosswohnen Einzug halten.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Während an der hufeisenförmig von der Neuherbergstraße abzweigenden Mortonstraße ehemalige amerikanische Offizierswohnungen derzeit nur vereinzelt um eine großzügige grüne Mitte gruppiert sind, gibt es weiter östlich am Morsering schon jetzt Wohnblocks. Sie sollen im Bestand saniert werden, darüber hinaus sind aber nach bisherigen Planungen weitere 190 Apartments geplant, so dass sich der Gesamtbestand der Anlage zumindest auf 376 Wohnungen erhöhen könnte. Missio-Däumling hält diese Zahl nach neueren Planüberlegungen für "nicht mehr aktuell". Inzwischen könne man möglicherweise auch über mehr Apartments nachdenken. Denn immerhin ziehen bei der Idee, den Münchnern mehr Wohnraum zur Verfügung zu stellen, Bund und Stadt an einem Strang. Zur Finanzierung ist obendrein nicht mehr länger der Verkauf der Grundstücke an der Mortonstraße vorgesehen - damit dürften sich beide Projekte gut voneinander entkoppeln lassen.

Am Morsering, wo bisher Wohnblocks mit drei Geschossen stehen (Erdgeschoss plus zwei Obergeschosse), soll eine klassische Bauleitplanung stattfinden. Startschuss dafür wäre ein Eckdatenbeschluss, den die Bima mit dem Planungsreferat vorbereiten und der dem Stadtrat zugeleitet werden müsste. Stimmen die Politiker im Rathaus zu, folgte als nächster Schritt ein städtebaulicher und landschaftsplanerischer Ideenwettbewerb. Erst dann sind Fragen zur Konfiguration weiterer Baukörper und zu ihrer Höhe möglich.

Weitere Nachverdichtungspotenziale sieht die Stadtbaurätin im Ostteil der Nordhaide-Siedlung eher nicht. Dort ist nicht nur eine jetzt schon bemerkenswerte Dichte erreicht. Neben Infrastruktur- und statischen Fragen etwa für den Fall von Aufstockungen fehlten schon jetzt Stellplätze entlang der Neuherbergstraße, zudem seien Abstandsflächen ausgereizt. "Eine Nachverdichtung für diesen Bereich", heißt es in der Stellungnahme von Stadtbaurätin Elisabeth Merk, "scheint bei den vorliegenden Problemen nicht realistisch und wird derzeit seitens der Landeshauptstadt München nicht weiterverfolgt".

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