Harthof:Langer Weg zur Lektüre

Harthof: Buchstation im Hasenbergl: das Kulturzentrum 2411.

Buchstation im Hasenbergl: das Kulturzentrum 2411.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Der Harthof bekommt keine eigene Bibliothek mehr

Lesefreudige Harthofer müssen sich weiterhin aufmachen ins Kulturzentrum 2411 an der Blodigstraße 4 im Nachbarviertel Hasenbergl, wenn sie sich eine neue Lektüre ausleihen wollen: Die dortige Stadtbibliothek bleibt weiterhin die nächste Anlaufstation zum Reich der Bücher. Eine eigene Bücherei in Harthof wird es nicht mehr geben. Diesen Wunsch hatte die Bürgerversammlung des Stadtbezirks Milbertshofen-Am Hart im Juli geäußert. Nun hat der Kulturausschuss des Stadtrats einstimmig beschlossen, ihn nicht zu erfüllen.

Bis vor einigen Jahren gab es die Stadtteilbibliothek an der Parlerstraße. Dort konnte man Bücher lesen und ausleihen, Kinder konnten sich an Nachmittagen Geschichten vorlesen lassen. Vor sieben Jahren schloss die Stadt München diese Bücherei. Im Zuge einer Konsolidierung wurden leistungsfähige Mittelpunktsbibliotheken eröffnet, seitdem ist das Kulturzentrum 2411 an der Blodigstraße, nahe der U-Bahn-Haltestelle Hasenbergl, der literarische Anlaufpunkt auch für die Harthofer. Für alte Menschen und Kinder sei dieser Weg aber zu weit, hatte ein Wortbeitrag aus der Bürgerschaft bei der Bürgerversammlung im Juli gelautet. Eine eigene Bücherei wäre deshalb wünschenswert.

Der Vorstoß ist nicht der erste aus dem Viertel, das sich gerade in kultureller Hinsicht zu den vernachlässigten im Münchner Norden zählt. In den Sitzungen des Bezirksausschusses wird von Lokalpolitikern aus diesem Teil des Stadtbezirks immer wieder Klage geführt, werden Probleme auch darauf zurückgeführt, dass es im Harthof keine kulturellen Angebote gibt. In der Tat ist das Quartier vor allem eine Wohnsiedlung - allerdings mit zum Teil gravierenden Problemen aufgrund der demographischen Zusammensetzung seiner Bewohnerschaft, starker Verkehrsbelastung und der Einkommenssituation.

Zur Initiative gab es im Rathaus gleichwohl keine Debatte, vielmehr folgten die Ausschussmitglieder der Empfehlung des Kulturreferats. Der Münchner Norden sei sehr gut mit Büchereien ausgestattet, lautete das Argument. Neben der Stadtteilbibliothek im Kulturzentrum gebe es die Bücherei in Milbertshofen an der Schleißheimer Straße 340 sowie eine Schwabinger Filiale an der Hohenzollernstraße 16. Nicht zuletzt solle eine zusätzliche Bibliothek auf dem Gelände der ehemaligen Bayernkaserne in den nächsten Jahren eröffnet werden. Insgesamt hätten sich die Besucher- und Ausleihzahlen sehr positiv entwickelt, auch die Münchner Stadtbibliothek stehe hinter dem Konzept. Weitere Büchereien im Münchner Norden seien nicht zu rechtfertigen.

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