Eine große Portion Schweinsbraten oder Steckerlfisch, ein schöner Abend im Biergarten - das war einmal. Denn eine freundliche Frauenstimme verkündet über den Anrufbeantworter das, was Stammgäste und Anwohner schon wissen: "Der Weyprechthof ist auf unbestimmte Zeit geschlossen." Und auf der Webseite steht es noch deutlicher. Da heißt es "dauerhaft geschlossen" Und weiter: "Wir danken für die schöne Zeit, es war uns eine Ehre und verabschieden uns." Um das Eingangstor zum Wirtshaus und zum Biergarten ist eine Kette gelegt. Ein paar leere Blumentröge stehen in der linken Einfahrt, die letzten Biertisch-Garnituren sind mit einer Plane abgedeckt.
Was mit dem Weyprechthof an der Max-Liebermann-Straße 6 nun passieren wird, ist unklar. Wie es scheint, wurden das Wirtshaus und das Grundstück verkauft. Aber weder an die Brauerei Paulaner, noch an die städtische Wohnungsbaugesellschaft GWG, die dort großflächig die Siedlung Harthof (Teilbereich Nord) errichten wird. "Der Weyprechthof ist wohl verkauft", bestätigt GWG-Pressesprecher Michael Schmitt, "aber nicht an uns."
Ob das Wirtshaus abgerissen wird oder nicht - auch das ist eine Frage, die viele im Harthof und auch die Lokalpolitiker interessiert. Wie das Referat für Stadtplanung und Bauordnung mitteilt, "liegt bislang weder ein Antrag auf Vorbescheid, noch ein Bauantrag vor". Auch weist die Stadt auf den im September beschlossenen Bebauungsplan mit Grünordnung Nr. 1898 b hin, der besagt, dass im Erdgeschoss des betreffenden Grundstücks weiterhin eine Nutzung als "Speise- und Schankwirtschaft zulässig" sei.
Es gibt schon seit längerer Zeit im Viertel immer wieder Gerüchte, dass möglicherweise ein Hotel gebaut werden soll. Tatsächlich stehen bereits ein blauer und ein grüner Baucontainer auf dem Grundstück. Fest steht nur: Ein Wirtshaus, das sich im Harthof großer Beliebtheit erfreut hat, Treffpunkt und viel genutzter Veranstaltungsort war, gibt es nun nicht mehr. "Wenn wirklich neu gebaut würde, muss man den schönen alten Baumbestand unbedingt erhalten", erklärt die ehemalige, langjährige Vorsitzendes des Bezirksausschusses Milbertshofen-Am Hart, Antonie Thomsen. Auch wäre es "ewig schade, wenn einer der letzten, großen Biergärten, in dem sich auch Kinder geschützt aufhalten und bewegen können, verschwinden sollte."
Ein weiteres Gerücht macht Am Hart die Runde: Auch der Theaterplatz Wirtshaus am Hart an der Sudetendeutschestrasse 40 würde schließen. Das ist jedoch falsch. "An diesem Gerücht ist nichts wahr", erklärt Pächter und Geschäftsführer Alfred Högerle. Immer wieder kämen allerdings Gäste und würden fragen, ob es überhaupt noch etwas zu essen oder trinken gebe, erzählt der 57-Jährige und kann sich nur darüber wundern, wie viel "Schmarrn" die Leute manchmal reden würden.
Das Programm für das kleine Theater für Anfang 2018 stünde bereits und er plane schon darüberhinaus. Vor bald elf Jahren hat Högerle das Wirtshaus übernommen. Angefangen hat er am 28. April 2007. Andererseits, so sagt der Geschäftsführer, verstehe er auch die Leute, die sich um ihr lebendiges Viertel sorgen.
Dass der Weyprechthof nun geschlossen habe, "bedauere er sehr". Viele Vereine, Gruppen und Stammgäste seien nun "ohne Heimat". "Das merken wir hier auch schon", sagt Högerle. "Es kommen mehr Gäste und wir müssen nun personell nachlegen." Auch würde es bereits mehr Anfragen für Weihnachtsfeiern geben - für den viel kleineren Theaterplatz eine Herausforderung. Eine, die Högerle aber gerne annimmt.