Süddeutsche Zeitung

Hertzkammer:Es ist an der Zeit

Die Aktion "Fundraiser for Ukraine" ist für die Techno-Künstlerin Nastasia ein politisches Bekenntnis. Nun legt sie als Mitglied des queer-feministischen WUT-Kollektivs im Harry Klein auf.

Von Anastasia Trenkler, München

Noch bevor sie den Schock der ersten Kriegstage verdaut hatte, begann die Münchner Techno-Künstlerin Nastasia ein Line-Up zu erstellen. Zwei Tage, sieben Hilfsinitiativen, 20 Musikerinnen und Musiker: Das war das Konzept von "Fundraiser for Ukraine", einer Show bei "Radio 80 000" als Spendenaktion für die Ukraine. Die Idee für das Projekt hatte die Künstlerin Daniela La Luz. Ihre Familie stammt mütterlicherseits aus Polen. Sie hat einen Bezug zum Konflikt in Osteuropa, ebenso wie ihre Mitstreiterin Nastasia. Die Münchnerin, die mit bürgerlichem Namen Anastasia Tkacheva heißt, hat Wurzeln in Russland und in der Ukraine. Sie will zeigen, dass sich auch russischstämmige Personen gegen den Krieg einsetzen. "Der Fundraiser war genau das passende Projekt, um meine Kraft in dieser Situation einzusetzen und etwas zu bewirken", sagt Tkacheva.

An zwei Tagen spielten DJs bei Radio 80 000 und warben um Spenden. Die Plattform beherbergt auch Tkachevas Musikshow "KBAC", ausgesprochen Kwas - ein Getränk, das aus Schwarzbrot hergestellt und in vielen osteuropäischen Ländern getrunken wird. "In der Show präsentiere ich sowjetische und postsowjetische Musik, mit der ich aufgewachsen bin", sagt die Künstlerin. Auf Raves lege sie dagegen ganz andere Sachen auf: Techno in allen Facetten.

Seit rund zwölf Jahren ist Tkacheva als DJ aktiv. Für sie hat die Techno-Szene mit Blick auf den Krieg in der Ukraine eine besondere Verantwortung. In den vergangenen Jahren entwickelte sich Kiew zu einem beliebten Ort für Partytouristen. "Ich kenne viele, die dort gespielt haben", sagt Tkacheva. Die Solidarität sei da, müsse aber verstärkt werden. "Die Techno-Szene ist politisch. Jetzt ist genau der Moment, wo wir uns darum bemühen sollten, gegen diesen Krieg vorzugehen." Auch deshalb wollen sie und Daniela La Luz einen dritten Teil der Serie "Fundraiser for Ukraine" starten. Zwar stehe noch kein Termin fest, klar ist aber: "Für uns als Musikerinnen ist die Kunst das erste Mittel der Wahl, um Menschen zu verbinden und gemeinsame Stärke und Menschlichkeit zu zeigen. Als Individuen, aber auch im Plural", sagt Daniela Bundschus alias Daniela La Luz.

So sieht das auch Tkacheva. Am kommenden Freitag legt sie als Mitglied des queer-feministischen WUT-Kollektivs im Harry Klein auf. Natürlich mache sie sich Gedanken, ob sie in der jetzigen Situation auf Partys gehen könne: "Letztendlich ist das mein Job. Ich liebe die Musik, habe aber einige Wochen davon Abstand genommen." Nun nimmt sie den Auftritt als Herausforderung, um ihre Emotionen in die Musik zu packen und ein starkes Closing-Set zu spielen.

Justine Perry, PT-2, F.R.A.N., Nastasia und VJ tps nostromo, Freitag, 18. März, 22 Uhr, Harry Klein, Sonnenstraße 8

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