Süddeutsche Zeitung

Fünf für München:Von Preisen und Reisen

Von der Entdeckerin des ersten Corona-Falls bis zu den Neu-Wirten aus dem Harry Klein - unsere Münchnerinnen und Münchner der Woche.

Von Sabine Buchwald, Philipp Crone, Franz Kotteder und Sonja Niesmann

Aufmachen

Wenn man seinen Electro-Club, und sei er noch so anerkannt und beliebt, zusperren muss, weil der Grundstückseigentümer seine Immobilie lukrativer verwerten will, kann man sich trotzdem noch verbessern. In München bedeutet das nach landläufiger Auffassung: Man macht ein Wirtshaus auf. Im Fall des Clubs Harry Klein in der Sonnenstraße wird dieser Karrieretraum nun für Peter Fleming (Foto) und Peter Süß ein paar hundert Meter weiter wahr. Die beiden übernehmen nämlich das Wirtshaus Moro an der Ecke Papa-Schmid-/Müllerstraße, ein Traditionslokal im Viertel, in dem sich vor allem die schwule Community aus dem Gärtnerplatzviertel gerne traf. In den vergangenen Monaten wurde renoviert, spätestens Mitte Februar soll es wieder eröffnen - und zwar unter dem neuen Namen Wirtshaus Fesch.

Mit von der Partie sind noch Marlene Neumann, die schon im Harry Klein als VJ-Künstlerin aktiv war, und Johann Eder, der im Westend seit einigen Jahren schon das Wirtshaus Eder in der Gollierstraße betreibt. Nachdem die Schließung des Harry Klein absehbar ist, machten sie sich auf die Suche nach einem neuen Betätigungsfeld und hörten davon, dass die Pächter des Moro aufhören wollten. Gemeinsam wandten sich die vier dann während der Wiesn an die Augustinerbrauerei, der das Wirtshaus gehört und stellten ihr Konzept vor.

Sie hatten Erfolg und bekamen den Zuschlag. Details werden noch nicht verraten, aber fest steht schon, so Fleming: "Der Ort bleibt für die queere Community erhalten." Bei der Renovierung ging man behutsam vor, so heißt es, und: "Der Umbau läuft nach Plan!"

Aufklären

Die Tropenmedizinerin und Infektiologin Camilla Rothe gilt als Entdeckerin des ersten Coronafalls in Deutschland - genau vor drei Jahren. Die Fachärztin für Innere Medizin ist Leiterin der Ambulanz für Tropen- und Reisemedizin am Tropeninstitut des LMU Klinikums. Sie ist eine der Expertinnen und Experten, die zu der unsichtbaren Gefahr aus der Wildnis an einer Einrichtung der Ludwig-Maximilians-Universität forschen. Über Zoonosen, Viren und die spezialisierten Wissenschaftler hat die LMU soeben einen Film veröffentlicht.

Aufhellen

Sie haben sich um die griechisch-deutsche Kulturförderung verdient gemacht: Dafür hat die Ahepa, die American Hellenic Educational Progressive Association, in der orthodoxen Allerheiligenkirche in München drei Männer mit dem Friedrich-von-Thiersch-Preis ausgezeichnet: den Ex-Kultusminister und amtierenden Antisemitismus-Beauftragten der bayerischen Staatsregierung Ludwig Spaenle, den Bischöflichen Vikar der Griechisch-Orthodoxen Metropolie von Deutschland in Bayern, Erzpriester Apostolos Malamoussis, sowie den Pädagogen, Anthropologen und Psychologen, Professor Wassilios E. Fthenakis. Spaenles Verdienst liegt schon eine ganze Weile, 33 Jahre exakt, zurück: Der Historiker und Theologe hat in seiner Dissertation an der Ludwig-Maximilians-Universität das Thema "Der Philhellenismus in Bayern 1821-1832" behandelt. Es ging um den Einfluss der griechischen Antike bei der Gestaltung der Stadt München unter König Ludwig I. und die Rolle Bayerns bei der Befreiung Griechenlands vom Osmanischen Reich.

Aufbauen

Unter die 100 besten haben sie es schon geschafft, Karl Reiter, 46, seine Frau Verena, 41, und Tochter Anna, 8, bei der Legoland Familien Challenge. Mythica lautet das Wettbewerbsthema in diesem Jahr, es gilt, Fabelwesen zu erschaffen - wobei man natürlich die passenden Bausteine erstehen muss, so man sie nicht schon hat. Das Fabelwesen von Team R, R wie Reiter, hat den Körper eines Tigers, den Schwanz eines Reptils, Phönixflügel und den Kopf eines Axolotls. Und weil ein Axolotl die wunderbare Fähigkeit besitzt, einzelne Körperteile nachwachsen zu lassen, hat das Wesen nur drei Tigerbeine, und ein viertes nachwachsendes Phönix-Bein. Karl Reiter schildert das mit hörbarem Vergnügen, das Münchner Architektenpaar und seine Tochter sind begeisterte Legobauer und besitzen einen stattlichen, in mehreren Generationen angehäuften Vorrat an Baumaterial. Anna hat im Wohnzimmer sogar einen eigenen kleinen Tisch mit Fächern für die Steine, auf dem sie ihre Landschaften ausbreiten kann. "Bis alles eingestaubt ist, dann wird's zerlegt und gewaschen, und dann kann sie wieder von vorne anfangen", sagt ihr Vater.

Unter den 100 werden nun online per Publikumsentscheid 20 Teams ausgewählt. Ist man dabei, bekommt man eine Box mit drei Kilo Steinen zugeschickt und eine neue Aufgabe. "Wir machen aus Spaß mit", sagt Reiter, ob sie letztlich unter den Gewinnern sind, sei nicht so wichtig. "Aber natürlich packt einen der Ehrgeiz, wenn man schon so weit gekommen ist." Wie viele Steine sie in den "Axo-Tiger" verbaut haben, wissen sie nicht: "Das sehen wir dann, wenn wir ihn wieder auseinandernehmen."

Aufsteigen

Michael Evertz ist mitten in den Vorbereitungen. Der 63-jährige Starnberger Ökonom, von Beruf Nachhaltigkeitsberater, steigt aber nun aus dem Beruf aus und aufs Rad. Er will 30 000 Kilometer und dabei durch 30 Länder fahren, um unter anderem auf ein Bildungsprojekt aufmerksam zu machen. Das Projekt ist möglichst langfristig angelegt, sagt Evertz, der am 22. April in Berlin starten und dann bis Juli 2025 unterwegs sein will, möglichst sogar noch länger. Es geht dabei um Aufmerksamkeit für die aktuellen Umweltkrisen, deshalb radelt Evertz unter anderem auch nach Dubai zur nächsten UN-Klimakonferenz in diesem November.

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