Einrichtungen, die so populär sind wie der Tierpark Hellabrunn, kann man lange suchen. Erst im vergangenen Jahr wurde mit mehr als zwei Millionen Besuchern wieder ein Rekord aufgestellt. Entsprechend massiv sind die Verkehrsprobleme, die auf der Umgebung lasten. An Spitzentagen, besagt ein Gutachten, suchten etwa 1400 Autofahrer dort einen Parkplatz. Doch es stehen nur insgesamt 830 reguläre Kfz-Stellplätze zur Verfügung. Wegen des üblichen Ausweichens in Nebenstraßen ächzen die Anwohner in Harlaching, Untergiesing, Thalkirchen und Sendling.
Einen Ausweg aus dem Dilemma sehen die Tierparkleitung und viele Kommunalpolitiker im Bau eines Parkhauses an der Siebenbrunner Straße, also dort, wo bereits eine Autoabstellfläche mit 380 Plätzen besteht. "Der Parkdruck ist hier immens, da muss dringend etwas passieren", konstatierte Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD), die dem Aufsichtsrat des Tierparks vorsitzt.
Mehr als nur konventioneller Parkraum
In die virulente Debatte platzt nun eine Münchner Architektengemeinschaft mit einem spektakulären Alternativkonzept: Die Dorn Architekten Ingenieure GmbH (DAI) schlägt ein intensiv begrüntes Parkhaus mit bis zu 1470 Stellplätzen vor. Errichtet würden sie nicht etwa an der Siebenbrunner Straße, sondern exakt auf dem Gelände des Zoo-Parkplatzes in den Isarauen, am westlichen Ende der Alemannenstraße. Daneben fordern die Verfasser des Entwurfs einen Architektenwettbewerb, der einer Entscheidung des Stadtrats zwingend vorausgehen müsse.
"Wir wollen eine Diskussion anregen, ob man mit einer Millionen-Investition nicht mehr machen kann als konventionellen Parkraum", sagte Architekt Alexander Dorn bei einem Ortstermin. Ihm und seinen Kollegen Bernd Callsen und Julian Kretner schwebt eine Lösung vor, die sich stärker ans Geozoo-Konzept von Tierparkdirektor Rasem Baban anlehnt. Ermöglicht werden sollen ein "schwellenloser Kontakt zur heimischen Flora und Fauna", ein "Lernpfad" für Kinder- und Schülergruppen, die Einbeziehung von Gastronomie und Waldkindergarten.
Mehr Stau und ein zu kleiner Zoo-Eingang
Die DAI-Architekten versprechen "eine Aufwertung des derzeitigen Zustands durch die Schaffung zusätzlicher Biotope" auf dem Dach und an den Fassaden ihres "Auenland"-Parkhauses. Die Beeinträchtigung des Baugrundes bliebe minimal, Natur werde nicht verdrängt, sondern erlebbar gemacht. Zudem sei der Standort ideal mit dem Tierpark-Haupteingang verbunden, und der Verkehr lasse sich problemlos über Anfahrtszonen bei der Alemannen- und Waldstraße auffangen sowie über die Schön- und Tierparkstraße ableiten. "Die Stausituationen werden auflösbar", so Dorn.
Zugleich verstärken die Architekten die kritischen Stimmen zum bisher favorisierten Parkhaus-Standort Siebenbrunner Straße. Dort würde die Staugefahr zunehmen, glauben sie, und ein Parkhaus der geplanten Größenordnung wäre mangels weiterer Besucherziele nur zu Stoßzeiten ausgelastet. Bei höheren Gästezahlen wäre überdies der Flamingo-Nebeneingang zum Tierpark zu vergrößern. Zudem müsste das schützenswerte FFH-Gebiet um den Tierpark herum angetastet werden. Statt eines Parkhauses an der Siebenbrunner Straße empfehlen die Architekten daher den partiellen Rückbau des bestehenden Parkareals, um dem Zoo Entwicklungsflächen zu bieten.
Wie die Politik auf den Vorstoß der DAI reagiert, ist noch nicht endgültig absehbar. Die Grünen sollen wohlwollend die Ohren spitzen, in der SPD können sich manche auch Lösungen ohne irgendein Parkhaus vorstellen, die CSU präferiert vorerst weiter den Standort Siebenbrunner Straße.
Viereckiger Kasten mit Autos drin
Geht es nach dem Willen von Clemens Baumgärtner (CSU), dem Vorsitzenden des Bezirksausschusses (BA) Untergiesing-Harlaching, wird die Vorlage bei der nächsten BA-Sitzung am 16. Juni öffentlich diskutiert. Er selbst macht keinen Hehl daraus, dass er weiterhin einer Lösung an der Siebenbrunner Straße den Vorzug geben würde - am besten mit einem hanghohen Parkhaus, auf das man zusätzlich einen Verbrauchermarkt setzen könnte, der in Harlaching fehle. Den Tierpark-Parkplatz in den Isarauen (Flaucherparkplatz) würde der BA-Vorsitzende gern erhalten, zum einen wegen des absehbar steigenden Bedarfs, zum anderen als Auffangstation für Busse im Fall, dass das Sechziger-Stadion wieder in Betrieb geht.
Um ein Parkhaus nach den Vorstellungen der DAI-Architekten zu realisieren, wären nach Baumgärtners Ansicht "erhebliche Genehmigungsverrenkungen" vonnöten, die sich aus dem umgebenden Landschaftsschutzgebiet herleiten. Wegen der Hochwassergefahr im Bereich der Isarauen käme man vermutlich auch um einen kostspieligen Schutz der Fundamente nicht herum.
Zweifel hat Baumgärtner ferner, ob tatsächlich ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben werden müsste. "Der würde alles nur enorm verzögern." Übertrieben wäre ein solches Verfahren obendrein, denn: "Trotz aller blumigen Beschreibungen planen wir letztlich nur einen viereckigen Kasten mit Autos drin." Eher vorstellen könne er sich eine Einwohnerversammlung zum Thema.