Süddeutsche Zeitung

Drugstore:Schwabinger Treffpunkt mit Sechzigerjahre-Charme

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Früher feierten Romy Schneider und Mick Jagger im legendären Drugstore - und auch in der neuen Version der Kultbar fühlen sich Gäste gleich wieder heimisch.

Von Thomas Anlauf

1967: Das war das Jahr, als Mick Jagger und die Rolling Stones mit "Let's Spend the Night Together" und "Ruby Tuesday" die Rockwelt begeisterten. Gitarrenlegende Jimi Hendrix trat am 16. Mai 1967 im Schwabinger Club "Big Apple" auf. Und nur knapp drei Wochen später eröffnete mit einem Straßenfest an der Feilitzschstraße 12 das Drugstore und läutete damit endgültig das Ende der Bohème in Altschwabing ein: Das Drugstore, gegründet von den Brüdern Brüder Anusch und Temur Samy, galt als erster Beatschuppen Deutschlands und wurde rasend schnell über München hinaus bekannt.

Geschäftsführer des Cafés, Restaurants, der Bar und Disco im ersten Stock war deren Cousin Jahangir "Jonny" Saffari. 1970 übernahm er den Laden nach dem tödlichen Flugzeugabsturz von Anusch Samy und führte das Drugstore bis Anfang Oktober 2015, als er im Alter von 78 Jahren starb.

Doch ein Ende dieser wundersamen Geschichte ist nicht in Sicht. Saffaris Sohn Nader, eigentlich Kameramann und Fotograf von Beruf, übernahm das legendäre Lokal am Wedekindplatz mit seinem bis heute an eine Zigarre oder ein U-Boot erinnernden Schriftzug der Sechzigerjahre. Ein Dreivierteljahr lang war der Drugstore nun wegen grundlegender Renovierung geschlossen, auch das Heppel & Ettlich im ersten Stock wurde saniert und umgebaut.

Während dort der Betrieb wieder läuft, ist im Erdgeschoss noch immer Notbetrieb. An den vergangenen zwei Wochenenden sperrte Nader Saffari wieder auf, wenngleich nur für trinkende Gäste. Die aufwendige Sanierung der Küche ist offenbar erst in einigen Wochen abgeschlossen.

Bereits jetzt haben die alten Stammgäste zum Drugstore zurückgefunden. Sie stehen um die beinahe schon historisch anmutende Bar beim Bier (0,4 Liter 3,80 Euro) oder Prosecco (0,1 für 3,20) oder sitzen in einer der gemütlichen Sitzgruppen beim Cocktail. Der Hurricane zum Beispiel mit braunem und weißem Rum schmeckt fruchtig-karibisch (9,80), der Munich Mule stand beim Besuch zwar nicht auf der provisorischen Getränkekarte - der junge Barkeeper hatte auch gar keine Gurke zur Hand. Aber das Moskauer Originalrezept schmeckte auch aus der Tasse (9,20).

Platz zum Tanzen und Reden

Überhaupt fühlt man sich hier schnell wieder heimisch. Der einst etwas arg mit Tischen zugebaute Gastraum wurde entrümpelt, sodass nun nachts mal getanzt oder in mehreren Reihen um die Bar gestanden werden kann. Ein neuer Teppich wurde verlegt und die Bar etwas verbreitert, doch ansonsten bleibt die Sanierung für die Gäste beinahe unsichtbar.

Der Sechzigerjahre-Charme mit den runden Messinglampen an der Wand, den kleinen Kronleuchtern, den holzgetäfelten Wänden und Rundbögen und den an Bullaugen erinnernden Zwischenfenstern sind ebenso geblieben wie die unverwechselbaren braunen Deckenleuchten. Auch den Kiosk am Aufgang zum Heppel soll es künftig wieder geben.

Das vielleicht Schönste ist jedoch vor der Tür zu sehen: An milden Abenden verwandelt sich der neu gestaltete Wedekindplatz gegenüber mit seinen Sitzgelegenheiten in einen echten Treffpunkt für Schwabinger. Dank der großen neuen Glastüren des Drugstore ist das legendäre Lokal, in dem einst Romy Schneider und Mick Jagger feierten, ein Teil des Platzes mit der Schwabinger Laterne.

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Quelle:
SZ vom 12.05.2017
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