Potting Shed:Burger ohne Hype

Potting Shed: Die Stammkunden schätzen Cocktails und Tapas.

Die Stammkunden schätzen Cocktails und Tapas.

(Foto: Robert Haas)

Das "Potting Shed" in der Occamstraße zelebrierte Burger schon, bevor sie zum Trend wurden - und lässt sich auch jetzt nicht aus der Ruhe bringen. Und die Getränke? Da sind die Eigenkreationen zu empfehlen.

Von Anna Günther

Es soll ja Leute geben, die ihre Lieblingswohngegend und den Weg zur Arbeit an den hippsten Burgerläden ausrichten und im Freundeskreis ausgiebig, wenn auch hitzig, Ranglisten diskutieren. Doch mittlerweile gibt es derart viele Burgerläden in München, die alle irgendwie hip gestylt sind und Individualistenbrause verkaufen, dass sich das "The Potting Shed" allein durch eine gewisse Portion Wurstigkeit von der Masse absetzt.

Ein bisschen wie beim Kleinstadtitaliener

Die kleine Bar in der Haimhauserstraße/Ecke Occamstraße serviert auch Burger (13,50 - 15,50 Euro) - turmhoch zwischen die Semmelhälften auf den Teller gebaut, thematisch nach Ländern sortiert und, wer 16,90 Euro ausgibt, auch mit Bourbon Whiskey flambiert. Aber dort ist nichts durchgestylt. Apricotfarbene Wände und Kerzen auf wachsbetropften Weinflaschen erinnern an den Kleinstadtitaliener in den Neunzigern, in der Ecke stehen Tierfell-Hocker und Bücher zum Schmökern, im Fernseher über der Tür läuft Fußball. Da lenkt nichts von dem ab, was auf dem Tisch steht.

"The Potting Shed" war 2008 eine der ersten Bars, die Burger zelebrierte, aber statt Individualisten-Limo gibt es zu den Burgern auch noch Tapas, Weine und Cocktails. Das Konzept dahinter lässt sich nur erahnen - für jeden was dabei? Oder, wie der Name (Shed, englisch Hütte) erahnen lässt, bewusste Chichi-Verweigerung? Die Idee mit den Tapas hatte ein Stammgast, ein Jahr später kamen die Burger dazu.

Der Burger-Hype bringt den Chef nicht aus der Ruhe

Das Fleisch stammt aus Gräfelfing, der Name der Bar aus England. Dort lebte der "The Potting Shed"-Geschäftsführer Michael Rentsch vier Jahre lang, bevor er sich 2007 in Schwabing den Traum von der eigenen Bar erfüllte. Der Burger-Hype bringt ihn nicht aus der Ruhe, auch nicht, dass 2012 zwei Häuser weiter eben einer jener hippen kleinen Burgerläden eröffnete. Durch Tapas und Cocktails kämen auch andere, oft ältere Gäste und eben die Stammkunden, sagt er.

Potting Shed: So sieht ein Burger im "Potting Shed" aus.

So sieht ein Burger im "Potting Shed" aus.

(Foto: Robert Haas)

Die Standard-Cocktails haben Michael Rentsch und sein Kollege drauf, klar, aber gerade wegen der eigenen Kreationen sollte man die kleine Bar hinter der Münchner Freiheit besuchen. Die Getränkekarte heißt bescheiden "Barbel", statt biblischer Geschichten stehen auf 20 Seiten Cocktails und Spirituosen. Zu empfehlen sind - nach anständiger Grundlage - der Potting Shed Special und der Tennessee Berry Mule (beide 9,50 Euro), der fruchtig-süß schmeckt und hübsch anzusehen ist. Noch besser schmeckt der Oriental Spice (9 Euro), mit interessanter Balance aus Vanille, Kardamom, Gin - und Kamillentee.

Aus den Lautsprechern dudelt ein wilder Mix aus House, Oldies, Rock, Pop und Punk. Die Preise sind für Münchner Verhältnisse üblich, aber Studenten dürfte man seltener antreffen. Zwischen den Mittdreißigern beim After-Work-Drink sitzen Stammkunden. Wer das "The Potting Shed" kennt, reserviert. Die anderen müssen es erst mal finden.

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