Sinkende Umsätze, weniger Beschäftigte und kaum Hoffnung auf schnelle Besserung: Bayerns Handwerkspräsident Franz Xaver Peteranderl zeichnet ein düsteres Bild von der aktuellen Lage in seiner Branche – verknüpft mit einem ganzen Strauß an Forderungen an die künftige Bundesregierung. „Die Kombination aus Nachfragerückgang, Problemen in der Industrie und Sorgen um die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands hindert die Konjunkturerholung“, konstatierte der Chef des Bayerischen Handwerkstages (BHT) bei einem Pressegespräch in München. Und mit Blick auf den neuen Konjunkturbericht seines Hauses betonte er, dieser sei „ein dringender Aufruf an die Politik, endlich die Grundlagen für einen Wirtschaftsaufschwung zu schaffen“.
An jener Erhebung beteiligten sich bayernweit gut 2200 Betriebe. Ihre Angaben zeigten, dass das zurückliegende vierte Quartal „leider wie erwartet an das schwache Gesamtjahr angeknüpft hat“, sagte Peteranderl, der auch Präsident der Handwerkskammer für München und Oberbayern ist. Nach vorläufiger Schätzung sei der Umsatz im bayerischen Handwerk 2024 um 2,2 Prozent auf 148,5 Milliarden Euro zurückgegangen. Real betrachtet – also unter Berücksichtigung der Inflation – lag das Minus gar bei fünf Prozent. „Damit müssen die Betriebe bereits im vierten Jahr in Folge reale Umsatzrückgänge hinnehmen“, sagte Peteranderl. Und auch die Beschäftigungszahlen seien nicht erfreulich. So hätten im Vorjahr bayernweit 956 000 Menschen im Handwerk gearbeitet – circa ein Prozent weniger als noch 2023.
Am stärksten unter Druck ist dem Handwerkspräsidenten zufolge weiterhin das Baugewerbe. Nachdem 2023 bereits 23 Prozent weniger Wohnungsbaugenehmigungen erteilt wurden, zeichne sich fürs vergangene Jahr ein weiterer Rückgang um 17 Prozent ab, so Peteranderl, der selbst ein Bauunternehmen in Garching führt. Die Krise im Wohnungsbau schlage sich zunehmend auch aufs Ausbauhandwerk durch, „das die letzten Jahre als Lokomotive der Handwerkskonjunktur fungiert hat“. Derweil leide das Kfz-Handwerk unter rückläufigen Verkaufszahlen bei Elektroautos. Doch nicht nur die aktuelle Situation, sondern auch die Aussichten bewerten viele Betriebe negativ: Laut Konjunkturbericht erwarten nur sieben Prozent eine Verbesserung der Geschäftslage im ersten Quartal 2025 – wohingegen 31 Prozent mit einer weiteren Verschlechterung rechnen.
„Die letzten zwei Jahre haben gezeigt: Der Standort Deutschland braucht dringend einen Neustart“, urteilte Franz Xaver Peteranderl. Einen solchen erhofft er sich von der neuen Bundesregierung, an die er eine ganze Reihe von Forderungen richtete. So müsse „der Staat davon Abstand nehmen, alles regeln und den Unternehmen immer detailliertere Vorgaben machen zu wollen“, so Peteranderl, der sich etwa für eine Flexibilisierung der Arbeitszeit mit einer wöchentlichen statt einer täglichen Obergrenze aussprach. Neben Bürokratieabbau forderte er auch eine Senkung der Steuern und Abgaben sowie bessere Rahmenbedingungen für die Versorgung mit Fachkräften.
Letzteres sei umso wichtiger, als das bayerische Handwerk bereits den Rückzug der Babyboomer-Generation spüre, berichtete BHT-Hauptgeschäftsführer Frank Hüpers. So stünden allein in den nächsten fünf Jahren 34 000 Unternehmen im Freistaat zur Übergabe an – so viele wie noch nie. Erschreckend sei in dem Zusammenhang eine Umfrage, wonach es drei Viertel aller neuen Meisterinnen und Meister in Bayern ausschlössen, sich langfristig selbständig zu machen, so Hüpers. Als Grund werde hier vor allem die „überbordende Bürokratie“ genannt, die diesen Schritt unattraktiv und wenig aussichtsreich mache.