Süddeutsche Zeitung

Handball:Düstere Gedanken

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Die Situation der Fürstenfeldbrucker Handballer spitzt sich zu. In Nußloch verliert die Mannschaft von Martin Wild ersatzgeschwächt deutlich.

Von Ralf Tögel, Fürstenfeldbruck

Dreieinhalb Stunden Busfahrt, da bleibt viel Zeit, um trüben Gedanken nachzuhängen. Martin Wild dürfte die Gelegenheit ausführlich genutzt haben, das verriet schon sein Tonfall. "Man darf in Nußloch schon mal verlieren", befand der Trainer der Fürstenfeldbrucker Handballer, "aber nicht auf diese Art". Der TuS hatte gerade seine Partie in der baden-württembergischen Gemeinde zehn Kilometer südlich von Heidelberg mit 31:43 verloren, die 43 Gegentreffer allein verhagelten dem Trainer die Laune. Sein Team trägt die Abwehrarbeit als Prunkstück im Gefüge, die indes verweigerte in der zweiten Halbzeit weitgehend den Dienst.

Acht Fehlwürfe am Stück - und das Spiel war früh entschieden

Nur in der Anfangsphase wurden die Brucker dem Respekt gerecht, der ihnen in Nußloch entgegengebracht wurde: "So ein Ergebnis hätte ich im Leben nicht erwartet", frohlockte Trainer Christian Job. Er verfügt über einen Kader, der mit dem Blick auf die zweite Liga zusammengestellt wurde. Und auch ohne den verletzten Toptorschützen Pierre Friedl enorme Qualität und Tiefe hat, das Gros der Spieler hat Erfahrung aus der zweiten Liga. Mit dem Sieg gegen die Brucker kehrte Nußloch jedenfalls an die Tabellenspitze zurück. Nur bis zum 9:12 war der TuS ein gleichwertiger Gegner, zur Halbzeit hatte sich Nußloch bereits auf 20:15 abgesetzt. "Wir hatten uns viel vorgenommen", erzählte Wild von seiner Pausenansprache, die aber schnell Makulatur wurde. "Acht Fehlwürfe am Stück", zählte Wild vor, nutzten die Gastgeber zu sechs Treffern in Serie. Nach diesen sieben Minuten im zweiten Durchgang war das Spiel entschieden, auch weil seine Spieler "zu schnell die Köpfe hängen lassen" angesichts eines größeren Rückstandes, wie Wild anmerkte. Eine engagierte Leistung wie in der Vorwoche beim Sieg gegen Horkheim hätte nach Ansicht des Trainers genügt, um mitzuhalten.

So aber bleibt das schale Gefühl, dass alles gegen den TuS laufe. Wild musste auf Abwehrchef Tobias Prestele (private Gründe) verzichten, für seinen dynamischen Rückraumspieler Johannes Stumpf ist die Saison beendet, ein Sehnenriss im Finger muss operativ behandelt werden. Die Fußverletzung von Frederik Hartz hat sich als doppelter Bänderriss herausgestellt, Wild hofft auf eine Rückkehr in der Endphase der Saison. Zu allem Überfluss punktet die Konkurrenz, der Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz ist wieder auf zwei Punkte geschrumpft.

Am Montag werde man die Partie kurz aufarbeiten, sagt Wild, "und dann möglichst schnell vergessen". In der Hinrunde war Bruck mit Gegnern wie Nußloch noch auf Augenhöhe, jetzt setzen dem TuS Verletzungspech, Punktabzug und die kraftraubende Saison zu. Auch mental, wie Wild zugibt: "Ich bin froh, wenn diese Saison vorbei und der Abstieg abgewendet ist." In Sachen Punktabzug greift der TuS zum letzten Mittel und reicht Zivilklage ein, nicht mit Blick nach oben. Wild sagt: "Wenn es schiefgeht, dann müssen wir uns nicht den Vorwurf machen, nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft zu haben." Er spricht vom Abstieg.

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Quelle:
SZ vom 20.03.2017
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