Haltestelle:Skandaldach an der Münchner Freiheit: Die Stadtwerke haben sich verzockt

Haltestelle: Kein fremder Planet, sondern das Dach der Tramhaltestelle an der Münchner Freiheit.

Kein fremder Planet, sondern das Dach der Tramhaltestelle an der Münchner Freiheit.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die Haltestelle sollte ein besonderer Ort werden. Ein guter Plan, jedoch haben die Verantwortlichen zu spät auf den Baumurks reagiert.

Kommentar von Christian Gschwendtner

Da haben sich die Stadtwerke München was getraut. Und werden nun gnadenlos für ihren Mut abgestraft. Ein Wahrzeichen wollten sie den Schwabingern hinstellen, keinen normalen Umsteigebahnhof, München ist schließlich was Besonderes. An der Münchner Freiheit sollte also ein Prestigeobjekt entstehen, ein lässiger Pappelhain mit einem ganz besonderen Dach. Ein Designwettbewerb wurde veranstaltet, man nahm Millionen in die Hand.

Umso frustrierender ist das Ergebnis. Nach nicht einmal sieben Jahren Existenz ist das giftgrüne Skandaldach am Busbahnhof zum Synonym für unglaublichen Murks geworden. Selbst ursprünglich Wohlmeinende sprechen inzwischen vom "Pickeldach". Dass es so weit gekommen ist, liegt nicht an der ursprünglichen Idee. Die Aufwertung der Münchner Freiheit war richtig. Es liegt daran, dass die Stadtwerke nicht auf das Bauschlammassel reagierten. Bereits kurz nach Fertigstellung war klar: Der Architektenentwurf verträgt sich so gar nicht mit den örtlichen Gegebenheiten.

Die Reflexionsstrahlen, die vom Dach ausgehen, sind nur ein Beispiel. Sie stören die Anwohner massiv, wie ein unabhängiger Farbgutachter feststellte. Passiert ist trotzdem nichts. Lieber lieferten sich die Stadtwerke mit einem Hauseigentümer einen Zermürbungskrieg vor Gericht. Dann kam noch die Sache mit den mysteriösen Blasen, die das Dach überziehen. Bis heute ist unklar, warum sie aus der Dachfassade sprießen.

Bei den Stadtwerken spielte man indes auf Zeit. Offenbar in der Erwartung, dass sich der Ärger schon von alleine legt. Mit dieser Hinhaltetaktik haben sich die Stadtwerke aber verzockt. Nun will die Regierung von Oberbayern noch vor Weihnachten entscheiden, wie es mit dem Sanierungsfall weitergeht. So vorgeführt zu werden - das hätten sich die Stadtwerke ersparen können.

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