Halbjahresbilanz:Flughafen verzeichnet neuen Rekord

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Ein Flugzeug startet am Müchner Flughafen. (Foto: dpa)
  • Vom Flughafen im Erdinger Moos sind im ersten Halbjahr 2017 mehr als 21 Millionen Passagiere abgeflogen.
  • Airport-Chef Kerkloh rechnet damit, dass es in diesem Jahr zu mehr als 400 000 Flugbewegungen kommt.
  • Zudem betont er, dass der Flughafen bald seine Kapazitätsgrenzen erreicht habe.

Von Andreas Schubert

Nur wenige hundert Meter entfernt war Pop-Superstar Robbie Williams angekündigt. Michael Kerkloh nutzte am Donnerstagvormittag die Gelegenheit, zur gleichen Zeit im Münchner Presseclub seine CD anzupreisen mit dem Stück "Klar", das der Flughafenchef für seine Mitarbeiter geschrieben und eingespielt hat. Da er aber Flughafenchef geworden ist und kein Popstar, ging es natürlich um die Halbjahresbilanz des Münchner Airports, also um Zahlen und Prognosen.

Und die verkündete Kerkloh, der tags zuvor seinen 64. Geburtstag gefeiert hat, in bester Laune. Schon wieder hatte er neue Rekorde zu verkünden. In den ersten sechs Monaten des Betriebsjahres erreichte der Flughafen das beste Ergebnis seiner Geschichte. Zum ersten Mal verzeichnete er schon im ersten Halbjahr mehr als 20 Millionen Passagiere, genauer sogar mehr als 21 Millionen. Das ist ein Wachstum von mehr als sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Vor allem europäische Flüge haben mit acht Prozent deutlich zugelegt, sechs Prozent die Interkontinentalflüge, vier Prozent die Deutschlandflüge.

Flughafen
:Eurowings fliegt künftig auch Langstrecke von München

Zum Sommerflugplan 2018 will die Airline zusätzlich zu den Europaflügen auch Verbindungen nach Übersee anbieten.

Auch die Zahl der Starts und Landungen ist wieder gestiegen: um mehr als vier Prozent auf knapp 200 000 Flugbewegungen. Dieser Trend werde anhalten, so Kerkloh: Da das zweite Halbjahr erfahrungsgemäß immer stärker sei, werde man auf mehr als 400 000 Flugbewegungen kommen. Der Bereich der Luftfracht ist um neun Prozent gestiegen, knapp 180 000 Tonnen bewegte Güter ist ebenso eine neue Höchstmarke.

"Wir haben einen guten Lauf im Moment", sagte Kerkloh. Der Flughafen stehe so gut da wie niemals zuvor und werfe Gewinne im dreistelligen Millionenbereich ab. Das freue nicht nur den Freistaat, die Stadt München und den Bund als Eigentümer, sondern auch die umliegenden Gemeinden, weil diese "üppige Gewerbesteuereinnahmen" kassierten.

Und das Wachstum wird laut Flughafengesellschaft FMG noch weiter anhalten. Als Gründe dafür führt sie vor allem drei strategische Weichenstellungen an, die der Lufthansa-Konzern getroffen hat. Dieser stationiert 15 der neuen Langstreckenjets Airbus A 350 und - vom kommenden Jahr an - fünf A 380 in München. Mit dem größten Passagierflugzeug der Welt sollen die Städte Los Angeles, Hongkong und Peking angeflogen werden, auf ein ganzes Jahr gerechnet wachse das Sitzplatzangebot durch die Riesenjets um nahezu eine halbe Million Plätze. Künftig wird der Münchner Flughafen im Interkontinentalverkehr eine größere Rolle spielen, weil die Lufthansa ihr Langstreckenangebot im Erdinger Moos erweitert und zum Beispiel wieder Direktflüge nach Singapur anbieten möchte.

Immer mehr Lufthansa-Maschinen in München

Überdies ist auch die Lufthansa-Tochter Eurowings auf Wachstumskurs in München. Aktuell hat die Fluggesellschaft vier Maschinen in München stationiert, nächstes Jahr sollen zwei zusätzliche Flugzeuge dazukommen. Kerkloh spricht von einer "enormen Wachstumsdynamik". Auch beim sogenannten "Low-Cost-Verkehr", also den Billigflügen, hat München zugelegt. Dennoch ist der Anteil im Vergleich zu anderen Flughäfen mit sieben Prozent ziemlich gering. Im deutschen Durchschnitt erreichen die Billigflieger einen Anteil von 24 Prozent.

Doch der Münchner Flughafen orientiere sich in erste Linie an der Qualität der Flüge, sagt Kerkloh. Dass die Lufthansa sich zu einer Art Monopolistin entwickelt, sieht er nicht. Der Anteil der Fluggesellschaft am Verkehr in München liegt bei 55 Prozent, in Frankfurt laut Kerkloh bei etwa 70 Prozent.

Ein Lieblingsthema des Flughafenchefs ist neben den vielen Auszeichnungen (bester Flughafen Europas) und dem diesjährigen 25. Geburtstag des Airports natürlich die dritte Startbahn. Wiederholt betonte Kerkloh, dass der Flughafen bald, etwa in zwei oder drei Jahren, seine Kapazitätsgrenzen erreicht habe und ein Ausbau unumgänglich sei. Schon jetzt sei es für eine Airline, die in München Flugzeuge für den Europaverkehr stationieren möchte, nahezu unmöglich, in ausreichender Zahl freie Zeitfenster für Starts und Landungen zu finden. Der Flughafen München sei einer der wenigen, die noch Platz hätten, sich zu entwickeln. Ein Platz, der bekanntermaßen dann der Stadt Freising für das gleiche Ziel fehlen würde.

© SZ vom 07.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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