Haidhausen:Schöne Grüße vom Nachbarn

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Bernd Hofmanns Atelier liegt genau neben dem Haidhausen-Museum. (Foto: Catherina Hess)

Bernd Hofmann alias "Señor Burns" stellt im Haidhausen-Museum Siebdruck-Plakate und Plattencover aus

Von Franziska Gerlach, Haidhausen

Man schätzt die Arbeit des anderen, läuft sich auch immer wieder über den Weg und redet davon, dass man eigentlich unbedingt einmal etwas zusammen machen müsste, ein Projekt, eine Ausstellung, etwas ganz Besonderes, noch nie Dagewesenes. Meist wird dann doch nichts draus. Es sei denn, man heißt Hermann Wilhelm und Bernd Hofmann. Denn auch dem Leiter des Haidhausen-Museums und dem Siebdruck- und Plakatkünstler ging die Idee eines gemeinsamen Projekts eine ganze Weile durch den Kopf, wieder und wieder haben sie darüber geredet - und es eines Tages einfach getan.

Bis zum 29. Juni zeigt das Haidhausen-Museum unter dem Titel "Grüße aus Haidhausen" Plakate und Plattencover von Bernd Hofmann, den viele unter seinem Künstlernamen "Señor Burns" kennen und dessen Werkstatt sich direkt neben dem Stadtteilmuseum in der Kirchenstraße befindet. Der heute 41-jährige Haidhauser hat Malerei und Grafik an der Kunstakademie in Schwabing studiert, schon damals beflügelt seine Liebe zur Musik auch seine Kunst. Mit "Red Can Records" gründete er eine eigene Plattenfirma: Das war ursprünglich zwar als fiktives Label gedacht, nahm aber später auch Münchner Bands wie "Candelilla" unter Vertrag - die Cover von CDs und Platten gestaltete Hofmann natürlich selbst.

"Musik hat mich von klein auf fasziniert", sagt er. Gitarrenmusik gefällt ihm grundsätzlich gut, auch Jazz und Hip Hop hört er gerne. "Nur mit Hard Rock und Heavy Metal kann ich weniger anfangen." Verehrt er aber eine Band, fragt Hofmann schon mal beim Management an, ob nicht ein Künstler für das Konzertplakat benötigt werde. Auf diese Weise kommen seine Plakate auf der ganzen Welt herum. So mancher Münchner kennt Hofmanns Arbeit wohl eher von den hochformatigen Programmplakaten aus festem Karton, die er seit zwei Jahren für den Club "Milla" im Siebdruckverfahren gestaltet.

Die Technik erlebt derzeit eine Renaissance. Und zwar zu Recht, wie Hofmann findet. "Das Reizvolle am Siebdruck ist das Plakative, die Intensität der Farbe, das erreicht man im Digitaldruck gar nicht", sagt der Künstler. Da ein Glattschleifen am Rechner nicht stattfindet, bleiben Bleistiftstriche sichtbar. Und diese Störungen im Druck seien gerade das Schöne, das Charakteristische. "Das ist durchaus so gewollt", erklärt er.

In diesen Tagen bringt seine Plakatkunst das Haidhauser Stadtteilmuseum zum Leuchten. Und mit einem Mal hängt an einem Ort, den man für seine historischen Ausstellungen schätzt, ganz viel Farbe an den Wänden. Im Untergeschoss wirbt etwa eine grasgrüne Raupe mit orangefarbenen Flecken für die Tournee der amerikanischen Indierockband Superchunk, ein langer Giraffenhals kommuniziert vor einem rosa Hintergrund die Milla-Acts im Mai 2015 - und ja, selbst der Johannisplatz kommt bei Hofmann kunterbunt daher. Ob der Haidhauser Künstler der Kirche St. Johann Baptist allerdings einen Heiligenschein verpasst hat oder ob sich da nur banale Sonnenstrahlen in sattem Türkis von dem Gotteshaus abstrahlen, bleibt der Fantasie des Betrachters überlassen.

Genau begründen kann Hofmann dagegen, weshalb er ausgerechnet den Johannisplatz zum Motiv des Ausstellungsplakates bestimmt hat. Er habe bis vor drei Jahren in der Nähe gewohnt, einerseits. Andererseits, sagt der Künstler, gebe es in Haidhausen eben etliche Kirchen. Sie seien typisch für den fünften Stadtbezirk, und jene am Johannisplatz kenne einfach jeder.

Überhaupt sei der Platz mitten in Haidhausen "ein Begegnungsort für die Leute aus dem Viertel", sagt Hofmann. Ein Lieblingsort, genauso wie das Café Fortuna in der Metzstraße, wo der Kaffee gut sei und auch die Atmosphäre. So ist das häufig bei Bernd Hofmann. Denn damit sich der Plakatkünstler mit einem Ort, einem Gegenstand oder einer Musikgruppe befasst, reicht Schönheit allein nicht aus. Zu jedem Plakat scheint es eine Geschichte zu geben, nichts entsteht einfach so. Die Raupe auf dem Konzertplakat sei ihm tatsächlich dereinst in den Alpen vor die Linse gekrochen, sagt der Siebdruckkünstler, und in seine Serie "lovely cities" schaffen es nur solche Städte, mit denen Hofmann etwas verbindet und in denen er regelmäßig ausstellt: Barcelona, München und Hamburg. Auf Hofmanns Interpretation der größten deutschen Hafenstadt schippert ein Kahn an der Elbphilharmonie vorbei, die Sagrada Familia steht für Barcelona. Und für München? Ein Riesenrad nebst Bierkrug und Lebkuchenherz.

Die Ausstellung im Haidhausen-Museum, Kirchenstraße 24, läuft bis zum 29. Juni und ist Montag bis Mittwoch von 17 bis 19 Uhr und am Sonntag von 14 bis 17 Uhr geöffnet.

© SZ vom 29.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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