Wohnen in Haidhausen:Neues Quartier an den Gleisen geplant

Orleanshöfe München

Hochpunkt am Haidenauplatz: Gewerbeflächen, vielleicht ein Hotel, sollen in diesem Baukomplex der Orleanshöfe unterkommen.

(Foto: Teleinternetcafe und Treibhaus)

Auf der Brachfläche zwischen Ostbahnhof und Haidenauplatz entstehen die Orleanshöfe. Im Siegerentwurf sind drei Gebäudekomplexe mit Wohnungen, Läden und Büros vorgesehen - und ein Gedenkort für die Weiße Rose.

Von Patrik Stäbler

Auf einer der letzten großen Brachflächen in München tut sich was - zumindest am Rande. So wächst dieser Tage neben der markanten Post-Filiale am Ostbahnhof ein fünfstöckiges Bürogebäude in die Höhe, das 2022 bezogen werden soll. Die Arbeiten sind freilich bloß Vorboten eines weit größeren Bauvorhabens auf dem lang gestreckten Gelände bis zum Haidenauplatz, wo derzeit noch Gebrauchtwagen und Mietautos parken. Von 2023 an sollen hier die sogenannten Orleanshöfe entstehen, für die ein städtebaulicher Wettbewerb ausgelobt und inzwischen abgeschlossen wurde. Der Siegerentwurf gibt einen Eindruck davon, was auf dem 3,75 Hektar großen Areal entlang der Orleansstraße entstehen könnte: drei Gebäudekomplexe mit Innenhöfen, 80 000 Quadratmeter Geschossfläche, je zur Hälfte Wohnen und Gewerbe, Platz für Geschäfte und zwei Kindertagesstätten, ein neuer Geh- und Radweg sowie eine zusätzliche Fußgängerampel. Und: ein Gedenkort für die Weiße Rose, deren Mitglied Sophie Scholl hier 1942 Abschied von Hans Scholl und Christoph Probst nahm.

"Seit 2003 beschäftigen wir uns mit dem Orleanspark", eröffnete Thomas Schmid seine Präsentation im Unterausschuss Planung des Bezirksausschusses (BA) Au-Haidhausen. "Inzwischen sind wir bei den Orleanshöfen angelangt." Schmid ist Geschäftsführer der Immobilienfirma GVG, die das Projekt im Auftrag der Eigentümerin, der Orleanshöfe GmbH, betreut. Grund für die lange Planungsphase sei nicht zuletzt der "sehr komplexe Abstimmungsbedarf" mit dem Projekt der zweiten Stammstrecke. Laut Schmid sollen auf dem circa 450 Meter langen und 60 Meter breiten Grundstück drei Baukomplexe mit unterschiedlichen Höhen entstehen. Den Anfang macht nahe dem Ostbahnhof ein Bürogebäude mit zwei größeren Ladenflächen, etwa für einen Supermarkt oder eine Drogerie. Im Anschluss ist ein größerer Komplex mit drei Innenhöfen vorgesehen - mit kleinteiligen Ladenflächen entlang der Orleansstraße sowie Mietwohnungen.

"Im Wettbewerb ist von 460 Wohneinheiten die Rede", sagte Schmid. "Ich gehe aber davon aus, dass es eher um die 400 Wohneinheiten werden". Das dritte Gebäude am Haidenauplatz soll gewerblich genutzt und von einem 45 Meter hohen Turm abgeschlossen werden. Im Wettbewerb war von einem Hotel die Rede, was der BA ablehnt. Überdies sprach sich das Gremium gegen die geplante Ausweisung von Ausgleichsflächen im Hypopark aus - und für den Bau von mehr Wohnungen.

entstehendes Projekt Orleanshöfe zwischen der Ostbahnhof-Post und dem Haidenauplatz (altes Gebrauchtwagen-Areal)

Wo heute der Durchblick bis zu den Gleisen möglich ist, wird von 2023 an neu gebaut. Entlang der Orleansstraße entstehen Büroflächen, etwa 400 Wohnungen und als Abschluss Richtung Haidenauplatz (im Bild) ein 45 Meter hoher Turm.

(Foto: Florian Peljak)

Der Spielraum der Planer auf dem Areal ist gering. So soll nach dem Wunsch der Stadt eine Biotopverbundzone entlang der Gleise entstehen. Die Baumallee an der Orleansstraße bleibe erhalten, sagte Schmid. Zudem sei dort ein Fuß- und Radweg für beide Richtungen vorgesehen. Man habe berücksichtigt, dass er dereinst auf einer Brücke über die Berg-am-Laim-Straße fortgesetzt werden könnte. Die Erschließung der Orleanshöfe soll über die Kreuzung zur Elsässer Straße erfolgen, die dafür zu einem Vollknoten mit vier Ampeln ausgebaut wird. Dort geht es auch hinab in eine Tiefgarage, die über eine unterirdische Erschließungsstraße verfügt - auch für Müllabfuhr und Lieferverkehr, sagte Schmid. "Das ist ein enormer Aufwand, aber wir sehen hier keine andere Lösung."

An der Kreuzung zur Spicherenstraße ist eine Fußgängerampel geplant. Etwa auf dieser Höhe könnte in den Orleanshöfen ein Erinnerungsort für die Widerstandsgruppe Weiße Rose entstehen, sagte Schmid, der jedoch betonte: "Wir sind nicht diejenigen, die festlegen, wie die Gedenkstätte aussieht." Ausgangspunkt sind Fotos von historischem Wert, die vor dem Zaun an der Orleansstraße entstanden. Dort lichtete der Medizinstudent Jürgen Wittenstein am 23. Juli 1942 Sophie Scholl ab, wie sie sich von ihrem Bruder Hans Scholl und von Christoph Probst verabschiedete, die an die Ostfront mussten. Die Fotos seien ikonografisch für die Weiße Rose geworden, sagt Hildegard Kronawitter, Vorsitzende der Weiße-Rose-Stiftung. Das Münchner Stadtmuseum hat bereits zwei Teile des Zauns eingelagert. Darüber hinaus bewahre man sämtliche Zaunelemente auf, betonte Schmid. Der BA hat angeregt, die Zaunteile an Schulen und Bildungseinrichtungen zu geben, damit diese sie für die Gestaltung von Erinnerungsorten oder Ausstellungen nutzen können.

Bis an der Orleansstraße eine Gedenkstätte entsteht, wird es freilich dauern. Anfang 2021 wolle man die Ergebnisse des Wettbewerbs im Stadtrat vorstellen, sagte Schmid. Danach gehe es ins Bebauungsplanverfahren, in dem sich auch die Bürger zu Wort melden können. Von 2023 bis 2025 sollen die Bürogebäude im südlichen Teil des Areals gebaut werden, ehe von 2026 bis 2028 etwa zwei Drittel der Mietwohnungen folgen. Den Abschluss machen dann die übrige Wohnbebauung und die Gewerbebauten am Haidenauplatz, für die man 2029 bis 2031 anvisiere, sagte Schmid - "so Gott und die S-Bahn will".

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