Süddeutsche Zeitung

Haidhausen:Kritische Kommentare zum Hochhaus

Bei einer Online-Erörterung der Planungen für die Orleanshöfe lehnen viele Bürger ein Hotel ab

Von Patrik Stäbler, Haidhausen

Die Grünflächen auf dem Areal, das Hochhaus am Haidenauplatz, das darin vorgesehene Hotel sowie der Verkehr an der Orleansstraße: Mit diesen Aspekten hat sich der Bezirksausschuss (BA) Au-Haidhausen im Zusammenhang mit dem Neubaugebiet "Orleanshöfe" schwerpunktmäßig beschäftigt - und genau um diese Themen drehten sich auch viele Bürgerfragen bei der Erörterungsveranstaltung für das Projekt. Diese frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit im Zuge des Bebauungsplanverfahrens fand pandemiebedingt nur im Livestream statt. Das Interesse war dennoch groß: Im parallel laufenden Chat gingen mehr als 100 Fragen und Anregungen ein.

Zu Beginn stellten Monika Weidner vom städtischen Planungsreferat sowie Thomas Schmid von der Bauherrin GVG die Grundzüge der Planungen für das Gelände entlang der Gleise zwischen Ostbahnhof und Haidenauplatz vor - "eines der letzten unbebauten Grundstücke in Haidhausen", so Weidner. Dort soll auf einer Fläche von 3,75 Hektar ein neues Wohn- und Gewerbequartier entstehen mit circa 450 Mietwohnungen, Büros, Läden und zwei Kindertagesstätten. Im Jahr 2023 könnten die Arbeiten im südlichen Teil losgehen. Beim zweiten Bauabschnitt im Norden sei man derweil von der dortigen Baustelle für die zweite S-Bahn-Stammstrecke abhängig, sagte Monika Weidner, die diesbezüglich von einem Baubeginn "frühestens 2028" ausging.

Aktuell sehen die Pläne ein 45 Meter hohes Hochhaus am Haidenauplatz vor, das unter anderem ein Hotel beheimaten soll. Dies lehnt der Bezirksausschuss jedoch ab, und auch die Kommentare im Live-Chat waren überwiegend kritisch. "Wir untersuchen sehr intensiv, welche Alternativen es gibt", zeigte sich Thomas Schmid hinsichtlich der Hotel-Pläne kompromissbereit. Ein weiterer Kritikpunkt aus dem Gremium, zu dem inzwischen auch ein Stadtratsantrag der CSU-Fraktion vorliegt, betrifft die Grün- und Erholungsflächen. Diese müssten auf dem Areal selbst entstehen, fordern die Stadtteilpolitiker, die eine Kompensation, etwa im nahen Hypopark, strikt ablehnen. Im Weiteren setzt sich der BA für die Errichtung von ausreichend großen Radwegen auf beiden Seiten der Orleansstraße ein, betonte der BA-Vorsitzende Jörg Spengler (Grüne) bei der Erörterungsveranstaltung. Hierzu verwies Monika Weidner auf einen Prüfauftrag des Stadtrats, wonach unabhängig von dem Bauvorhaben eine Überplanung der Orleansstraße untersucht werden solle - "unter Berücksichtigung ausreichender Fuß- und Radwegbreiten sowie der Belange des ÖPNV".

"Grundsätzlich begrüßt der Bezirksausschuss dieses Projekt", sagte Spengler über die Orleanshöfe. Sehr positiv sei, dass dort viele Mietwohnungen entstünden. Zudem verwies der BA-Vorsitzende auf das geplante Denkmal für die Widerstandsgruppe Weiße Rose am historischen Schauplatz an der Orleansstraße. Am dortigen Metallzaun verabschiedete sich Sophie Scholl im Sommer 1942 von ihrem Bruder und anderen Mitgliedern der Weißen Rose, ehe sie an die Ostfront gebracht wurden. Verewigt wurde diese Szene in den bekannten Fotos von Jürgen Wittenstein. Neben dem Denkmal selbst sollen Elemente des Metallzauns, der für das Bauvorhaben abgerissen wird, an verschiedene Schulen und Einrichtungen gehen. "Damit haben wir die Chance", sagte Spengler, "die Idee und Werte der Weißen Rose über München hinaus zu verteilen".

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SZ vom 03.05.2021
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