Haidhausen:Ein Kompromiss, der nicht alle überzeugt

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Lkw statt Skateboards: Im hinteren Teil des Hypoparks will die Diözese ihre Laster rollen lassen, wo derzeit noch Jugendliche skaten. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Die Erzdiözese will eine Grundschule errichten und braucht eine Baustellen-Zufahrt durch den Hypopark. Weil dafür eine Skateanlage weichen muss, lehnt eine Mehrheit im Bezirksausschuss diese Pläne nach wie vor ab

Von Johannes Korsche, Haidhausen

Es gibt weiterhin keine Einigung zwischen der Erzdiözese München und dem Bezirksausschuss (BA) Haidhausen in Sachen Hypopark. Auch ein Ortstermin, bei dem Lokalpolitiker und Kirchenvertreter die Baustellenzufahrt durch den Hypopark vor Ort diskutierten, änderte daran nichts. Denn auch der dort erarbeitete Kompromiss fiel auf der BA-Sitzung im Juli durch, wenngleich deutlich knapper als die vorhergehenden Vorschläge. Trotzdem überwog die Meinung, dass man dem "stinkfaulen Kompromiss" nicht zustimmen könne, wie Ulrike Goldstein (Grüne) es ausdrückte.

Seit Monaten schon wehren sich die Lokalpolitiker dagegen, dass die nötige Zufahrt für den Bau einer neuen Grundschule des Kirchlichen Zentrums durch den Hypopark führt, just über die dortige Skateanlage. Die Bürgervertreter wollen unbedingt verhindern, dass einer der wenigen öffentlichen Spielplätze für Jugendliche im Viertel einer privaten Baustelle geopfert wird. Sie fordern, die Zufahrt so zu verlegen, dass sie keine zusätzliche öffentliche Fläche in Beschlag nimmt. Ihrer Ansicht nach wäre dies möglich, würde man auf dem Gelände der Kirche mit der Straße direkt an die Baugrube heranfahren, schlug Heinz-Peter Meyer (SPD) als Vorsitzender des Unterausschuss Planung vor. Momentan sind dort zwei Meter Abstand zwischen Baugrube und Baustraße gelassen.

Diesen Vorschlag "hat die Erzdiözese durch zwei unabhängig voneinander beauftragte Fachplaner prüfen lassen", sagt Diözese-Sprecher Christoph Kappes. Das Ergebnis: "Beide kamen zu dem Schluss, dass diese Variante nicht umsetzbar sei." Auch weil die Straße dann auf einen Lüftungsschacht der U-Bahn müsste, argumentiert die Diözese, die es langsam eilig hat. In zwei Jahren soll die Grundschule stehen, Anmeldungen gibt es bereits. Die Haidhauser Bürgervertreter finden trotzdem, dass auf diesen "fachkundigen Vorschlag nicht eingegangen" wurde, sagte Nina Reitz (SPD).

Das Angebot der Diözese, das auf dem Ortstermin erarbeitet wurde und laut Protokoll dort auch die Zustimmung der anwesenden Bürgervertreter fand, gleicht einem All-Inclusive für den Hypopark. So sichert die Diözese zu, "nicht unerhebliche Kosten aufzuwenden, um die Sport- und Spielflächen im Hypopark zu erhalten", sagt Kappes. Soll heißen: Die Skater wandern auf einen Teil des hinteren Bolz- und Streetballplatzes, ein neuer Kicker oder eine neue Rail für die Skater und einen neuen Bodenbelag inklusive. Zur Elsässer Straße hin käme als Ersatz für die nun als Skatepark genutzte Ballsportfläche ein neuer Streetballplatz hin, der mit hohen Fangzäunen umgeben ist, damit der Basketball nicht auf die Baustraße gelangen kann. Auch die Tischtennisplatte, die der Baustraße weichen müsste, soll im Park an anderer Stelle samt neuem Bodenbelag einen Platz finden. So sei das Problem, dass Spielfläche für die Jugendlichen ohne Ersatz wegfallen, zufriedenstellend gelöst, argumentiert die Diözese im Protokoll zum Ortstermin. Denn so könnten die "bis dato vorhandenen Sportaktivitäten im Hypopark auch zukünftig angeboten werden".

Die Lokalpolitiker sind dazu geteilter Meinung, mehrheitlich sind sie davon nicht überzeugt. Einige sehen in dem Vorschlag einen "vernünftigen Kompromiss", wie Nikolaus Haeusgen (CSU) oder die BA-Vorsitzende Adelheid Dietz-Will (SPD), die findet, man habe "alles rausgeholt, was geht". Andere empören sich über einen weiterhin "massiven Eingriff für die Jugendlichen", wie Johannes Reetz (Grüne). "Ich stelle fest," sagte Nina Reitz, "die Diözese hat sich in einem Dreivierteljahr keinen Millimeter bewegt".

Denn Ausgleichsflächen auf dem kirchlichen Gelände selbst lehnt die Diözese mit Verweis auf die Untere Naturschutzbehörde weiterhin ab. Die Flächen, die von den Lokalpolitikern ins Spiel gebracht wurden, liegen demnach wenigstens zum Teil in einem kartierten Biotop. Außerdem sei fraglich, wie die Jugendlichen zur Wiese gelangen könnten. "Vom Hypopark aus müsste die Baustelle gekreuzt werden", argumentiert die Diözese. Ullrich Martini (Grüne), Leiter des Unterausschusses Umwelt und Verkehr, hat noch einen anderen Eindruck vom Ortstermin mitgebracht: "Die Abgeschlossenheit ihres Geländes war ihnen sehr wichtig."

© SZ vom 25.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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