Haidhausen:Der große Wurf nach einer Liebesnacht

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Elf Welpen der bayerischen Gebirgsschweißhündin Annamirl wachsen bei Familie Bösl in Haidhausen auf. (Foto: Florian Peljak)

Ein Mann will Nachwuchs für seinen Hund Arco, findet für ihn Partnerin Annamirl - doch die bekommt dann gleich elf Welpen

Von Sonja Niesmann, Haidhausen

Unter der Woche ist Wolfgang Bösl alleinerziehender Vater, seine Frau Elisabeth arbeitet in einer entfernten Stadt. Sein fünfjähriger Sohn ist aber nicht der einzige, um den er sich kümmern muss. Elf weitere kleine Lebewesen im Haus an der Holzhofstraße, hinterm Gasteig, wollen versorgt werden.

Schon an der Haustür ist ihr Winseln und Fiepen, einer Quietschtröte ähnlich, zu hören. In einem zum Garten gelegenen Zimmer steht ihre Wiege: ein blaugemustertes, mit kuscheliger Decke ausgelegtes und mit einem Plastikgitter umfasstes Kinderplanschbecken, in dem die Kleinen mit ihren verschiedenen Braunschattierungen und der noch stumpfen, schwarzen Schnauze herumtapsen, übereinanderpurzeln, sich zum Schlafen zu einem einzigen großen Fellknäuel schmiegen. Es ist der erste Wurf von Bösls Bayerischer Gebirgsschweißhündin Annamirl.

Der Familienzuwachs war gewünscht. Martin Heck aus Benediktbeuern, bei einer Maschinenbaufirma für Finanzen und Personal verantwortlich und in seiner Freizeit Jäger, wollte, dass sein Arco, ebenfalls ein reinrassiger Bayerischer Gebirgsschweißhund, "ein ganz toller Hund", Nachwuchs zeugt. Er ging auf die Suche nach einer passenden Partnerin, über eine Anzeige fand sich Annamirl aus Haidhausen, deren Herrchen nach einem Studium zum akademischen Jagdwirt als Trainer für Jagdausbildung arbeitet. Die "Liebesnacht", wie Heck sagt, fand dann auf einer Berghütte bei Salzburg statt. Sieben Hundebabys waren einige Zeit später auf dem Ultraschall zu erkennen.

Süße Sippe: Nun wird reichlich gefiept, getollt, gekuschelt im Hause Bösl. (Foto: Florian Peljak)

Aber dann, am 10. August, warf Annamirl nicht nur sieben, sondern noch ein achtes, ein neuntes, ein zehntes. Und drei Stunden nach Nummer zehn - Bösls wähnten alles überstanden, hatten schon die Kiste gesäubert - kam noch ein Nachzügler. Extrem schwach, unfähig zu saugen, dem Tod näher als dem Leben. Elisabeth Bösl entschuldigte sich in der Arbeit, sie könne nicht kommen, sie müsse einen Welpen aufpäppeln. Afra, so heißt Nummer elf, kam durch und hat längst aufgeholt auf ihre Geschwister. Der kleinste ist nun mit 743 Gramm "der Türkise". Bis auf drei oder vier haben die Hunde noch keine Namen, werden gerufen nach der unterschiedlichen Farbe ihres Halsbandes.

Der Haidhauser Wolfgang Bösl (links, Mutterhund Annamirl tätschelnd) arrangierte mit Martin Heck aus Benediktbeuern (rechts, Hundevater Arco haltend) das Date der beiden Tiere auf einer Berghütte bei Salzburg. (Foto: Florian Peljak)

Annamirl ist das ständige Schnappen nach ihren Zitzen inzwischen ziemlich leid, zumal das Säugen bei nur zehn Zitzen und elf gierigen Welpen nicht ganz leicht ist. Viermal am Tag füttert Bösl jetzt Welpenbrei hinzu, der sich zu ungefähr gleichen Teilen im Magen und, von Kopf bis Schwanz, im Fell verteilt. Bis die Kleinen Anfang Oktober von der Mutter getrennt werden können, kommt noch einiges an Arbeit auf ihn zu. Er will sie noch mit Autofahrten vertraut machen, mit Wasser und Wiese. Für den größten Teil des Wurfs haben die beiden Hundebesitzer schon einen guten Platz gefunden, die Erstgeborene zum Beispiel nimmt ein Geigenbauer in Mittenwald.

Drei oder vier sind noch abzugeben, allerdings zu einem durchaus stolzen Preis (Kontakt unter Telefon 0170/288 16 21), "bevorzugt an Jäger". Denn "BGSler" wie Wolfgang Bösl sagt, seien zwar entspannte, schmusige und familientaugliche Hunde, aber sie brauchten eine Aufgabe und "viel Auslauf". Ihre feine Nase und ihre Ausdauer prädestinieren sie zur Jagd vor allem im Gebirge, auch als Mantrailer werden sie zunehmend eingesetzt.

Die kleine Afra freilich, die mit so viel Einsatz Hochgepäppelte, ist Elisabeth Bösl ans Herz gewachsen, die mag sie nicht hergeben. Sie soll bei der Haidhauser Familie und bei ihrer Mutter Annamirl bleiben.

© SZ vom 08.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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