Haidhausen:Alles dreht sich, nur im Johanniscafé steht die Zeit still

Haidhausen: Bis heute weiß niemand, welcher Berg auf der Fototapete zu sehen ist. Foto: Stephan Rumpf

Bis heute weiß niemand, welcher Berg auf der Fototapete zu sehen ist. Foto: Stephan Rumpf

Seit 1924 gab es mehr Päpste als in dem Café in Haidhausen Wirtsleute. Olaf Schmidt, Wirt seit 25 Jahren, will, dass sich auch in Zukunft nicht viel verändert.

Philipp Crone

Das Leben der Münchner dreht sich immer schneller, bei Olaf Schmidt bleibt alles, wie es schon immer war. Nur ganz wenige Dinge hat der Wirt des Johanniscafés in 25 Jahren verändert. Die Fototapete kam irgendwann mal dazu - bis heute weiß allerdings niemand, welcher Berg darauf zu sehen ist. Die Speisekarte hat noch immer einen Toast Hawaii zu bieten, die Schinkennudeln werden sogar von einem Sternekoch geliebt. Und das Bild des Papstes über der Jukebox wird bei jedem neuen Kirchenoberhaupt erneuert.

Seit Eröffnung des Cafés 1924 gab es acht Päpste, aber nur drei Wirte. Und der aktuelle Betreiber hat es über ein Vierteljahrhundert geschafft, die wahrscheinlich breiteste Münchner Gästemischung in seinem Lokal zu vereinen: vom Physiker bis zum Fernfahrer, vom gerade Volljährigen bis zum Urgroßvater, vom Gescheiterten bis zum Erfolgreichen. Bei Schmidt in seinem kleinen Lokal sind alle gleich, ob Großkopferte, Kindsköpfe oder Schafkopfer, ob im Rollstuhl oder im Smoking. Darauf achtet der 54-jährige Wirt, wenn er von der Theke am Abend auf seine Gäste schaut.

Wenn er an einem Wochentag vor seinem Lokal auf der Straße eine Zigarette raucht, wird er im Minutentakt von Passanten gegrüßt. Der Olaf. Steht seit 25 Jahren sechs Tage die Woche von 17 bis drei oder auch fünf Uhr morgens in seinem Laden. Während sich das Leben der Münchner immer schneller dreht, da bleibt bei Schmidt am Johannisplatz alles gleich. Erst, wenn ein Gast danach fragen würde und sich zeigt, dass es mehrere so wollen, erst dann würde Schmidt etwas verändern in seinem Laden. Die Stühle austauschen zum Beispiel oder mal ein neues Getränk ausprobieren. Kommt aber selten vor, sehr selten. Dem Wirt gefällt es, wie es ist. Nur seine Vorgängerin will er gerne noch überholen. Die hat sich 37 Jahre lang um das Café und seine Gäste gekümmert.

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