Haidhausen:Zwei Nachbarn suchen den gemeinsamen Nenner

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Gemeinsame Höhe und Dachform: Die zwei Bauprojekte an der Kirchenstraße 96 und der Orleansstraße 89 (rot markiert) brauchten gemeinsame Standards. (Foto: Hilmer Sattler Architekten Ahlers Albrecht)

An der Ecke Kirchenstraße/Orleansstraße müssen sich Architekturbüros für ihre Projekte zusammenraufen. Im zweiten Anlauf gelingt es deutlich besser.

Von Sebastian Krass

Gut, dass sie sich angenähert haben, aber es sind noch Fragen offen. Auf diese Formel lässt sich das Urteil der Stadtgestaltungskommission nach der zweiten Vorstellung zweier benachbarter Wohnbauprojekte am Haidenauplatz in Haidhausen bringen. Es geht um Grundstücke an der Ecke Kirchenstraße/Orleansstraße. Die Eigentümer des Gebäudes Kirchenstraße 96, in dem derzeit unten noch ein thailändisches Restaurant untergebracht ist, planen eine Sanierung und Aufstockung. Daneben an der Orleansstraße 89, wo im Innenhof noch eine Autowerkstatt ihren Sitz hat, planen die Investoren den Neubau eines Wohn- und Geschäftshauses.

An dieser Straßenecke sollen ein Gebäude aufgestockt und eine Baulücke geschlossen werden. (Foto: Google)

Ein Problem ist, dass beide Gebäude jeweils an sehr unterschiedliche Bestandsgebäude anschließen: Beim ersten Projekt an der Kirchenstraße ist es ein denkmalgeschütztes Wohnhaus, beim zweiten ist es das große "Motel One" an der Orleansstraße. "Wir müssen sowohl der historischen Kirchenstraße als auch der Modernität der Orleansstraße Rechnung tragen", sagte Architekt Christian Brunner vom Büro Biersack Brunner aus Erding. Bei der ersten Vorstellung in der Stadtgestaltungskommission, die die Stadt zu Bauvorhaben an prominenten Orten berät, bekamen die Architekturbüros im September den Hinweis, sie sollten sich auf ein paar Grundannahmen verständigen.

Nun haben sich die beiden Architekturbüros und ihre Bauherren auf eine gemeinsame Höhe und ein geneigtes Dach geeinigt, wobei sich die Geschosszahl der Gebäude unterscheidet - auch weil die Grundstücke sich in ihrem Höhenniveau leicht unterscheiden, was die Planung zusätzlich verkompliziert. Man habe beim Dach unterschiedliche Lösungen untersucht, aber sich letztlich für "eine ruhige Variante" entschieden, erläuterte Moritz Alken vom Architekturbüro Hilmer Sattler aus München, das für das Projekt an der Orleansstraße zuständig ist. Man habe "das Wort Achtsamkeit in den Mittelpunkt" stellen wollen, sagte sein Kollege Brunner.

Das Bestandsgebäude an der Kirchenstraße 96 geht um die Ecke zur Orleansstraße und hat auf der anderen Seite ein denkmalgeschütztes Gebäude als Nachbarn. (Foto: Biersack Brunner Ingenieure)

Eine Frage, die Alken noch in den Raum stellte, kreiste um die Belichtung der Dachwohnungen an der Orleansstraße: ob sie mit nach außen gerichteten Gauben oder mit nach innen gerichteten kleinen Loggien gewährleistet werden solle, die mit Lamellen gegen die Sonne schützen. Er äußerte eine Präferenz für ersteres, zweiteres wäre auch technisch sehr viel aufwändiger.

Stadtheimatpfleger Bernhard Landbrecht wählte in der Diskussion wohlwollende Worte: "Mit der Mansarddachstruktur können die Projekte sehr gut zusammengeführt werden." Die Gauben allerdings sah er skeptisch. Unterstützung bekam er von Daniel Oden aus dem bayerischen Bauministerium: "Mir wäre die Lösung mit Loggia und Lamellen lieber."

Zudem kam die Frage nach der Gestaltung der kleinen Innenhofflächen und der kleinen Freifläche an der Straßenecke auf. Hier sprach die Kommission die Empfehlung aus, "dass beide Vorhaben sich für die Freiflächengestaltung zusammentun und dass es richtig ist, wenn im Hinterhof etwas Gemeinsames entsteht". Zudem soll das Bauprojekt an der Orleansstraße 89, das sich noch in einem frühen Planungsstadium befindet, noch einmal vorgestellt werden, wenn die Fassade und die Dachgestaltung weiter entwickelt sind.

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