Süddeutsche Zeitung

Haftentlassung:Wie Uli Hoeneß bei seiner Entlassung heimlich an den Fotografen vorbeikommen könnte

Aufnahmen dieses Ereignisses wird der Ex-Präsident des FC Bayern vermeiden wollen. Mit ein paar Tricks kann das gelingen.

Von Wolfgang Janisch

Es gibt ganz verschiedene Arten, ein Gefängnis zu verlassen. Bei Jörg Kachelmann etwa sah das so aus: Erhobenen Hauptes trat der einstige Wettermoderator im Juli 2010 den wartenden Kameraleuten entgegen - nach erfolgreicher Haftbeschwerde war die Entlassung aus der Untersuchungshaft ein erster Triumph auf dem Weg zum Freispruch.

Bei Paris Hilton dagegen zählte, was bei Paris Hilton immer zählt: der öffentliche Auftritt. Als sie 2007 nach rund drei Wochen das Frauengefängnis Lynwood bei Los Angeles verließ, posierte sie lächelnd und winkend im Blitzlichtgewitter. Ganz anders der ehemalige RAF-Terrorist Christian Klar: Kaum draußen, flüchtete er vor den Fotografen. Vor dem Berliner Ensemble haben sie ihn dann gestellt.

Hoeneß wird Aufsehen vermeiden wollen

Wenn Uli Hoeneß in diesen Tagen die Außenstelle Rothenfeld der Justizvollzugsanstalt Landsberg verlässt, wird er all dies vermeiden wollen. Bilder mit Reisetasche vor dem Gefängnisportal, ein letzter Gruß an die Wachleute: Einer wie er, der wahrscheinlich auch in Zukunft in der Öffentlichkeit stehen will, kann fotografische Dokumente seines Aufenthalts im bayerischen Strafvollzug überhaupt nicht gebrauchen.

Dreieinhalb Jahre Haft wegen Steuerhinterziehung hatte das Landgericht Augsburg verhängt; nach Verbüßung der Hälfte kommt er Ende Februar frei. Sein Ehrgeiz, dies fest im öffentlichen Gedächtnis zu verankern, dürfte gering sein. Damit stellt sich die Frage: Wie kommt man aus dem Gefängnis heraus, ohne dass es die in dieser Hinsicht sehr beharrlichen und findigen Fotografen mitbekommen?

Generell ist so eine Entlassung keine große Sache. Der Häftling wird ärztlich untersucht, erhält wie in jedem Gefängnisfilm Portemonnaie oder Autoschlüssel zurück, oder was auch immer er abgeben musste. Auf der Vollzugsgeschäftsstelle bekommt er dann Arbeitsbescheinigung, Entlassungsschein und ein paar Belehrungen über Bewährungsauflagen, bei Hoeneß: drei Jahre Bewährungszeit sowie die Auflage, einen etwaigen Umzug zu melden. Dann sperrt jemand das Tor auf.

Möglich ist auch ein diskreter Abschied durch legale Tricks

Aber natürlich gibt es für Prominente, die einen diskreten Abschied wünschen, auch ein paar ganz legale Tricks. Wenn der Gefangene beispielsweise ein paar angesparte "Freistellungstage" hintendran hängt, darf er ein paar Tage früher raus, also - im Fall Hoeneß - womöglich bereits an diesem Donnerstag oder Freitag statt regulär am 29. Februar.

Denkbar wäre etwa, dass der Freigänger Hoeneß am Freitag nach Hause ins Wochenende fährt und nicht mehr zurückkehren muss. Eine weitere Variante: Er könnte kurz vor der Entlassung in eine andere Vollzugsanstalt verlegt werden. So etwas kann man beispielsweise mit Rücksicht auf den "sozialen Empfangsraum" machen. Das wäre dann die Familie. Oder halt der FC Bayern.

Die JVA Bernau am Chiemsee liegt knapp eine Autostunde von seinem Wohnort in Bad Wiessee entfernt, Traunstein oder Garmisch sind nur unwesentlich weiter weg. Und vom Gefängnis München-Stadelheim ist das Trainingsgelände des FC Bayern zu Fuß zu erreichen. Oder er wird dorthin verlegt, wo ihn keiner vermutet - alles ist möglich. Doch das ist Spekulation. Offiziell sagt dazu niemand etwas.

Hoeneß will sich nicht zur Ruhe setzen

All dies sind ohnehin vergleichsweise kleine Fragen, verglichen mit der großen Unbekannten: Wie sieht die Zukunft des Uli Hoeneß aus? Dazu gibt es immerhin ein paar Eckdaten. Am 1. Juli will Hoeneß sich zu seinen Plänen äußern. Im November ist die Mitgliederversammlung des FC Bayern, inklusive Neuwahlen. Und der derzeitige Vereinspräsident Karl Hopfner hat bereits erklärt, er würde, falls Hoeneß kandidiere, nicht gegen ihn antreten.

Als Freigänger hat Hoeneß in den vergangenen Monaten in der Jugendabteilung des Klubs gearbeitet; das Geld, das er dabei verdiente, werde er spenden, sagte Hoeneß der Sport-Bild. Und wenn er zurück sei, werde er sich nicht zur Ruhe setzen, das hatte er bereits vor seinem Haftantritt angekündigt: "Das war's noch nicht!"

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SZ vom 25.02.2016/mkro
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