Hadern:Sporthalle als Joint Venture

Der TSV Großhadern und das private Derksen-Gymnasium wollen ihre Kräfte bündeln für den zwölf Millionen Euro teuren Neubau. Um dafür Fläche zu schaffen, muss der Fußballplatz um 90 Grad gedreht werden

Von Berthold Neff, Hadern

Gemeinsam ist's leichter: Zwei Institutionen, die das Sport- und Schulleben im Viertel seit vielen Jahrzehnten prägen, wollen in einer gemeinsamen Anstrengung eine dringend benötigte Turnhalle bauen. Die Rede ist vom 1926 gegründeten TSV Großhadern und dem Kleinen privaten Lehrinstitut Derksen, das mittlerweile auf eine Geschichte von 60 Jahren zurückblickt. Die ersten Pläne für das ehrgeizige Projekt stellten TSV-Präsident Peter Kastenmeier und Schulchef Jan Derksen am Montagabend im Bezirksausschuss Hadern vor - und erhielten von den Stadtviertelvertretern prompt einhellige Zustimmung zu dem Vorhaben.

Entstehen soll die Turnhalle, die etwas kleiner dimensioniert ist als eine Dreifachturnhalle, auf dem Gelände des TSV Großhadern an der Heiglhofstraße 25. Um dafür genügend Fläche zu schaffen, muss der Fußballplatz des Vereins von seiner bisherigen Ost-West-Richtung um 90 Grad gedreht werden. Dadurch gewinnen die Planer an der Ostseite des Geländes genügend Platz, um die Halle unterzubringen. Der Clou dabei: Weil das erste Stockwerk der Halle auskragt, bietet sie einigen Zuschauern der Fußballspiele sogar Schutz vor dem Regen.

TSV-Präsident Kastenmeier erinnerte daran, dass es bereits 1997 erste Gespräche für ein solches Gemeinschaftsprojekt gegeben habe. Damals sei man nicht entscheidend weitergekommen, aber nun sei es anders. Kastenmeier: "So weit waren wir noch nie." Inzwischen habe man bereits mit der Feinplanung begonnen. Entworfen wurde die Halle von dem Münchner Büro Hirner und Riehl Architekten mit Sitz an der Herzog-Heinrich-Straße, das viel Erfahrung mit Holzbauten hat. Von den Planern stammt auch der neue Plenarsaal des Bezirks Oberbayern an der Unsöldstraße, der im vergangenen Jahr fertig wurde und vor allem auf das Baumaterial Holz setzt.

Innenraumperspektive .neue Turnhalle TSV Großhadern

So sollen die Zuschauer Handballspiele in der neuen Halle verfolgen.

(Foto: Simulation Hirner & Riehl Architekten)

Da auch die bisherigen Bauten auf dem Areal des TSV Großhadern durch Holzfassaden gekennzeichnet sind, würde die Verwendung des Baustoffes Holz dazu führen, dass sich der neue Bau "besser in die Gesamtoptik einführt", sagte Kastenmeier. Die Halle wird eine Grundfläche von 20 mal 40 Metern haben und damit Platz genug für ein Handballfeld. Die Zuschauer kommen auf der Empore im ersten Stock unter. Dort entstehen auch zusätzliche Kursräume für den Verein, der so seine eklatante Platznot deutlich verringert. Neue Übungsräume entstehen auch für das Turnen, Klettern und Bouldern (letzteres außen an der Halle). Nur ein Teil der Grundfläche ist unterkellert, dort werden die Versorgungs- und Schalterräume eingerichtet. Eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach soll sicherstellen, dass die Halle einen Großteil der Energie, die sie verbraucht, selbst produziert.

Geplant ist, dass die Schüler die Halle tagsüber nutzen und der Verein sie abends und an Wochenenden in Beschlag nimmt. Die Situation verbessert sich vor allem für die 14 Klassen des Derksen-Gymnasiums, das sein Gebäude an der Pfingstrosenstraße 1989 bezogen hat. Für eine Turnhalle war dort damals kein Platz, sodass die Schüler stets ausweichen mussten. "Wir waren immer in fremden Hallen", sagte Schulchef Jan Derksen. Zunächst fand man Unterschlupf in der Nähe, im Kinderzentrum der "Aktion Sonnenschein". Dort brauchte man den Platz aber bald selbst, so dass die Derksen-Schüler dann in die Judohalle des TSV Großhadern sowie nach Neuried ausweichen mussten. Das wurde, da die Zahl der Schüler mit Behinderung mittlerweile etwa ein Drittel erreicht hat, zunehmend zum Problem.

Die neue Halle ist aber über den Waldklausenweg fußläufig zu erreichen und wird natürlich barrierefrei gestaltet, "das wäre für uns ein großer Fortschritt", sagte Derksen. Die Schule wird etwa ein Drittel der Investitionskosten tragen, die derzeit auf etwa zwölf Millionen Euro geschätzt werden. Auch die evangelische Lukasschule, deren Grundschüler in Hadern an der Haderunstraße untergebracht sind, zeigt sich an einer Nutzung der Halle interessiert. Die Schule könnte sich dann Hallenzeiten mieten, und die Kinder wären mit dem Bus ähnlich schnell beim Schulsport wie bisher zu Fuß bis zum Hedernfeld.

Hadern: Damit die Halle gebaut werden kann, muss das Spielfeld der Fußballer (hier 2016 beim Relegationsspiel gegen den MTV Berg) um 90 Grad gedreht werden.

Damit die Halle gebaut werden kann, muss das Spielfeld der Fußballer (hier 2016 beim Relegationsspiel gegen den MTV Berg) um 90 Grad gedreht werden.

(Foto: Stephan Rumpf)

TSV-Präsident Peter Kastenmeier muss jetzt noch die etwa 3000 Mitglieder des Vereins von dem Projekt überzeugen. Dazu wird eine außerordentliche Mitgliederversammlung voraussichtlich im Januar 2019 anberaumt. Kastenmeier ist zuversichtlich, dass die Mitglieder mit dem Vorhaben einverstanden sein werden, weil die Vorteile für den Verein auf der Hand liegen. Durch die zusätzlichen Räume wird man viel mehr Angebote präsentieren können und kann sogar expandieren, also neue Abteilungen einrichten.

Wenn alles klappt, könnte kurz danach der Bauantrag eingereicht werden. Idealerweise sollte die Turnhalle zum Schulbeginn 2021 fertig sein, aber angesichts des Baubooms in der Stadt werden die Handwerker knapp, so dass der Bau vielleicht auch länger dauert. Jan Derksen erinnerte daran, dass der Münchner Südwesten mit Hallen dieser Größenordnung ganz schlecht bestückt ist. Für das Viertel wäre die neue Turnhalle auf jeden Fall ein großer Gewinn.

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