Hadern:Ökologisch wertvoller

Lesezeit: 2 min

Die Bürgerinnen und Bürger wünschen sich einen umweltfreundlichen Stadtbezirk. Sie fordern ein Klimaschutzkonzept, einen Klimarat - und keinen Kiesabbau im Lochhamer Schlag

Von Julian Raff, Hadern

Eine überschaubare, dafür umso engagiertere Runde traf sich am Donnerstagabend in der geräumigen Sporthalle an der Gaißacher Straße, wohin die Haderner Bürgerversammlung abstandshalber umgezogen war. Zwar hatten sich nur knapp 40 Bürger auf den Weg nach Sendling gemacht, dafür ging dort fast jeder Dritte von ihnen ans Mikrofon. Mit elf Antrag- und zwei Fragestellern lag die aktive Beteiligung recht hoch, wobei sich die Hadernerinnen mit nur einer Wortmeldung auffallend zurückhielten.

Inhaltlich stand der Abend vor allem im Zeichen der Klimakrise. Einen direkten Appell an Stadtverwaltung und Mitbürger richtete Jürgen Becker von der örtlichen Nachhaltigkeitsinitiative ergon e.V.: Seiner Forderung nach einem Klimaschutzkonzept für den Stadtbezirk, nach einem lokalen Klimarat, nach verbindlichen Vorgaben für Solardächer und energieautarke Gebäude sowie nach Unterstützung für Bürgersolaranlagen, schlossen sich fast alle Anwesenden an. Zumindest mittelbar auf den Klimaschutz bezogen sich fast alle Haderner Anliegen, die die Sünden der einstigen autogerechten Stadtplanung korrigiert sehen wollten.

Besonders deutlich zeigen sich diese offenbar in der Pfingstrosenstraße, wie sich ältere Haderner erinnern, einst ein Dorfanger, heute eine frequentierte Durchgangsachse. Am Westende, im Kreuzungsbereich der Sauerbruchstraße, beobachtet ein Anwohner "werktags anarchische Zustände", die er, fast einstimmig unterstützt durch die Versammlung, gerne durch eine separate Ampelschaltung für Radler beseitigt sähe - oder gleich durch einen Kreisverkehr. Weiter östlich ließe sich der Verkehr, wie es ein Antragsteller forderte, durch Topo-Boxen messen und anschließend "ruhiger und intelligenter" führen, etwa durch Einbauten und Schräg-, statt der bestehenden Längsparkplätze. Durchgehende, separate Radwege wird es hier aber nicht geben, trotz breiter Trottoirs und Grünstreifen. Wie Stefanie Diesch vom Mobilitätsreferat auf eine Anfrage hin bestätigte, werden diese in Tempo-30-Zonen nicht mehr gebaut, anderorts sogar beseitigt. Anders als vermutet, werde die Pfingstrosenstraße aber auch künftig nicht als offizielle Zufahrt zum Klinikum oder zu dortigen Baustellen ausgewiesen, versicherte Diesch. An der mit 50 Stundenkilometern befahrbaren Kriegerheimstraße am Waldfriedhof bliebe, so die Bürger, dagegen durchaus Platz für "Radwege in familienfreundlicher Breite". Für eine Fortsetzung der Fahrradachse nach Fürstenried-West können sie sich sogar eine Ausnahme vom Fahrradverbot im Waldfriedhof vorstellen - zumindest auf einer Linie Lorettoplatz-Graubündener Straße durch den Neuen Teil. Momentan würden die Seitenstreifen der Kriegerheimstraße als Dauerparkplatz für allerlei Anhänger verschwendet, wie ein Anwohner beklagte, der sich hier "eher am Autofriedhof, als am Waldfriedhof" wähnt. Die Kollegen würden die Einhaltung der 14-tägigen Höchstparkdauer regelmäßig durch Markierung der Reifenposition kontrollieren, versicherte Carsten Lindemann von der Polizeiinspektion 41.

Nicht alle Klimasünden kommen auf vier Rädern daher. So droht den Hadernern der Verlust einer grünen Lunge vor ihrer westlichen Haustür, falls die Gräfelfinger Firma Glück, ihren Kiesabbau im Lochhamer Schlag gegen das "Nein" der Gemeinde genehmigt bekommt - ein mögliches Szenario, das die Landeshauptstadt dennoch mit allen verfügbaren Mitteln verhindern solle, so die einstimmte Forderung der Bürger. Keinen politischen Kampf, sondern lediglich gezieltes Sähen und Mähen würde dagegen die ökologische Aufwertung durch Blühwiesen im Viertel erfordern, wie sie die Bürgerversammlung einhellig anregt, etwa an der Pirmaterstraße, am Gondrellplatz, oder im Bereich Krokus-/ Willibaldstraße.

© SZ vom 24.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: