Süddeutsche Zeitung

Hadern:Mit dem Radl voran

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Bei der Bürgerversammlung zielen die meisten Anträge auf die Verbesserung des Fahrradverkehrs. Das deutet darauf hin, dass die Verkehrswende im Münchner Südwesten vorankommt.

Von Julian Raff

Mit der Schulturnhalle am Hedernfeld hatte die Stadt einen Raum für die Haderner Bürgerversammlung gefunden, der zwar am Rand, aber immer noch im Stadtbezirk liegt, was sich in Form einer ansehnlichen Beteiligung auszahlte: Rund 80 Haderner waren gekommen - doppelt so viele wie im Sommer 2021, als das Bürgerforum coronahalber in Sendling gastierte. Die meisten Besucher hielten bis zum Schluss durch. Somit hatte sich auch das neue Verfahren bewährt, gleich nach dem Vortrag über die Anträge abzustimmen.

Die aktive Beteiligung hielt sich mit zwölf Antragstellern im üblichen Rahmen. Viele Verbesserungswünsche haben die Haderner dabei offenbar in Sachen Radverkehr, was darauf hindeutet, dass die Verkehrswende im Münchner Südwesten vorankommt, trotz zugeparkter Straßen rund ums Schulgelände. Regelmäßiges Kopfschütteln produziert die widersprüchliche Radweg-Beschilderung im südlichen Teil der Sauerbruchstraße zwischen Max-Lebsche-Platz und Haderner Weg/Tischlerstraße. An der Westseite beginnt hier ein gemischter, in beide Richtungen befahrbarer Fuß- und Radweg, gekennzeichnet mit den entsprechenden blauen Schildern.

Direkt daneben weist das Rad im roten Kreis, also eigentlich ein "Radfahren verboten", Pedalisten darauf hin, dass ihnen der vorhandene Radstreifen ab hier südwärts nicht mehr exklusiv zur Verfügung steht und sie Rücksicht nehmen müssen auf Gegenverkehr und Fußgänger. Radler sind verwirrt, Fußgänger wähnen sich, wie ein Antragsteller verständnisvoll berichtete, logischerweise auf einem reinen Gehweg - Konflikte sind also programmiert und an der Tagesordnung. Die Verbotsschilder wirklich zu beachten und dafür am Max-Lebsche-Platz auf die Ostseite zu wechseln, ist, gelinde gesagt, unüblich, eigentlich aber auch unmöglich: Weiter südlich existiert kein Übergang, der wieder zurück zu den neuen Wohnhäusern führt, oder zum Haderner Weg und nach Neuried. Die von der Versammlung einstimmig geforderte Abhilfe ist offenbar schon auf dem Weg. Stefanie Diesch vom Mobilitätsreferat versprach, eine "radkonforme" Umgestaltung der wichtigen Großhaderner Nord-Süd-Verbindung werde bald umgesetzt. Ob dies auch den vom Bezirksausschuss geforderten Übergang im Bereich Haderner Weg/Tischlerstraße einschließt, blieb vorerst offen.

Etwas übersichtlicher zeigt sich die Lage ein paar Meter weiter östlich an der Heiglhofstraße, wo zahlreiche soziale Einrichtungen für Jung und Alt versammelt sind. Tempo 30 gilt hier längst, eine Fahrradstraße wäre ebenfalls angebracht, wie eine Antragstellerin mit Blick auf den bereits entsprechend gewidmeten Ostteil der Gräfelfinger Straße befand. Den Prüfantrag für eine Fahrradstraße nahm die Versammlung knapp an, mit 34 zu 30 Stimmen. Der kurze Einbahn-Abschnitt an der Gräfelfinger Straße, zwischen Großhaderner- und Waldwiesenstraße, soll künftig für Radler auch in Gegenrichtung, also ostwärts, freigegeben werden, lautet eine weitere Forderung der Versammlung. Viele Radler steuern auf diesem Weg das kleine "Geschäftsviertel" an der Kreuzung Gräfelfinger/ Großhaderner Straße an, wo sie künftig neue Radlständer auf zwei umgewandelten Pkw-Parkplätzen vorfinden werden.

Mit einer entsprechenden Mitteilung des Mobilitätsreferats hatte sich ein weiterer Bürgerantrag erledigt. Mehr Fahrradständer vertragen könnten nach Meinung der Anwesenden dagegen Stadtbibliothek und Supermarkt am Haderner Stern, wo allerdings noch die Eigentumsverhältnisse zu klären sind. Meist zu Fuß zum Haderner Stern gelangen die Bewohner des Augustinums. Als seniorenfreundliche Alternative zur knapp 300 Meter östlich gelegenen, mühsam passierbaren Brücke über den Stiftsbogen forderte die Versammlung einen Übergang am Wolkerweg. Die Verkehrsbehörde würde dort eine Druckampel einem Zebrastreifen vorziehen. Ein bestehender Zebrastreifen 140 Meter weiter westlich ließe sich unterdessen nach allgemeiner Überzeugung sicherer machen, wenn die Aufstellflächen mit Barrieren von parkenden Autos frei gehalten würden.

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