Übertritt aufs Gymnasium:Immer mehr Münchner Kinder streben aufs Gymnasium

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Schüler einer fünften Klasse eines Gymnasiums melden sich im Unterricht – in München ist für jedes Kind theoretisch ein Platz da (Symbolbild). (Foto: Daniel Reinhardt)

Es gibt auch genügend Plätze, nur eben nicht immer an der Wunschschule. Wo die Nachfrage besonders hoch ist – und worauf Eltern sich einstellen müssen.

Von Ekaterina Kel

Auf diesen Termin blicken Hunderte Münchner Eltern und Schüler, viele von ihnen sicher nicht ohne Nervosität. Der Stichpunkt zur Anmeldung am Wunschgymnasium, dieses Jahr ist er am 5. Mai. Warum Nervosität? Weil keiner ihnen garantieren kann, dass sie den Platz auch wirklich bekommen, zumindest den an ihrer Wunscheinrichtung.

Stattdessen wird in einem aufwendigen Verfahren, über das sich viele Köpfe beugen, nach der Anmeldung noch einmal korrigiert, und zwar Jahr für Jahr aufs Neue: Denn an manchen von den insgesamt 64 Münchner Gymnasien melden sich zu viele Schüler an, und an anderen bleiben noch Plätze frei.

Dass diese Tatsache ein neuralgischer Punkt beim Thema Übertritt auf die weiterführende Schule ist, merkt man auch daran, dass der Stadtschulrat Florian Kraus zusammen mit dem Ministerialbeauftragten für die Gymnasien in München, Gerhard Maier, zu einer Pressekonferenz geladen haben.

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Sie wollen jetzt, da an den Gymnasien die Infoabende losgehen, eine gute Botschaft verbreiten. „Es sind genug Plätze vorhanden.“ Das sagt Kraus ganz ausdrücklich zu Anfang und auch mit Blick in die Zukunft. Das Referat für Bildung und Sport habe schon langfristig zusammen mit dem zentralen Immobilienmanagement der Stadt geplant und dafür gesorgt, dass ausreichend Platz für neue Schulen und neue Klassen da sei und da sein werde.

Kraus unterlegt das mit Zahlen: Zwischen 2022 und 2025 wächst die Zahl der Schüler an öffentlichen Gymnasien um 5100 an, davon ist der größte Anteil der Rückkehr der Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums geschuldet. Dadurch erhöht sich die Anzahl der Schülerinnen und Schüler an den Gymnasien schlagartig im kommenden Schuljahr, weil wieder der erste Jahrgang in die 13. Klasse kommt. Das habe man selbstverständlich eingeplant, sagt Florian Kraus, und deshalb seien nun bis zum Jahr 2025 insgesamt 6350 neue Schulplätze geschaffen worden. Also sogar mehr, als der Bedarf gewachsen ist.

Aber der Bedarf steigt noch weiter, allein durch das stetige Wachstum der Stadt. Bis zum Schuljahr 2030/2031 rechnet der Stadtschulrat in München mit etwa 46 900 Fünftklässlern an Gymnasien. Im aktuellen Schuljahr sind es ganz genau 37 987. Pro Jahr fordere der Bevölkerungszuwachs so viele neue Schul- und Kitakapazitäten wie in etwa für eine ganze Kleinstadt, sagt Kraus.

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Auch durch den Anstieg der Übertrittsquote wächst der Bedarf. Das heißt, in München melden sich nun noch mehr Viertklässler nach der Grundschule an einem öffentlichen Gymnasium an. Die Quote sei seit 2017 um zwei Prozentpunkte gestiegen, sagt Kraus. Von 55,1 auf 57,1 Prozent im Jahr 2022. Das dürfe man nicht unterschätzen, das entspreche rein rechnerisch einem Zuwachs von sechs zusätzlichen Eingangsklassen.

Besonders die Gymnasien mit Innenstadtlage sind gefragt

Um das alles aufzufangen, muss man bauen. Und das tut die Stadt, seit zehn Jahren gibt es die Bildungsbauoffensive. Aktuell sei man in der „Hochphase der Fertigstellung“, so Kraus. Relativ viele neue Schulen würden jetzt eröffnet. Von den 20 000 geplanten Plätzen sei die Hälfte zum kommenden Schuljahr fertig. Der Platz ist also da. Aber offenbar nicht an den richtigen Stellen. Oder nicht an den gewünschten. Gerhard Maier, der Ministerialbeauftragte für die Gymnasien in München, drückt es so aus: „Im Detail brauchen wir Flexibilität bei den Eltern.“

Man erwarte, wie jedes Jahr, eine sehr hohe Nachfrage bei einigen Gymnasien, so Maier. Besonders bei denen in Innenstadtlage. Aber es sei nicht so, dass es jedes Jahr dieselben Schulen wären, um die die Schüler konkurrierten. Beispielsweise sei die Gymnasialversorgung im Münchner Norden über längere Zeit nicht ausreichend gewesen, mit einem Neubau in Neufreimann habe man den Druck aber verringert, erzählt Maier.

Zusätzlich wird in den kommenden Jahren ein weiteres staatliches Gymnasium im Norden entstehen, und zwar im Kieferngarten. Dies teilte das bayerische Ministerium für Unterricht und Kultus am Montag mit. Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) und Finanzminister Albert Füracker (CSU) hätten dem Antrag der Stadt München zugestimmt.

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Nun blickt Gerhard Maier also verstärkt auf den Münchner Westen. Dort erwarte man im kommenden Schuljahr aufgrund der Neubaugebiete eine besonders hohe Nachfrage, und zwar offenbar speziell bei den Schulen mit einem naturwissenschaftlich-technologischen Profil.

Wie geht es also weiter nach Anmeldeschluss? Bereits am nächsten Tag fange er zusammen mit den Schulleitern an, nach Lösungen zu suchen, erzählt Maier. Wo sind die Spitzen, wo sind noch Kapazitäten frei? Ist das für die Eltern machbar? Bei einer Umverteilung müssten die Eltern natürlich zustimmen. Deshalb richtet auch Maier einen Appell an sie: „Haben Sie Geduld, vertrauen Sie auf die Expertise der Schulleitungen und, am wichtigsten, bleiben Sie offen für Alternativen.“

Es gebe außerdem zwei klare und transparent kommunizierte Kriterien für die Auswahl der Schüler: Geschwisterkinder, die bereits auf dieselbe Schule gehen. Und die Entfernung nach Luftlinie von der Schule. Eine gute Woche dauere dieser Verteilungsprozess, so Maier. Am Ende bleibe eine geringe Zahl an Kindern ohne Platz, im vergangenen Jahr seien es gut 20 Kinder gewesen, die würden von ihm gezielt zugewiesen. Und dann hat jeder und jede einen Platz.

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