Guide MichelinMünchen hat ein zweites Drei-Sterne-Restaurant

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Der Münchner Koch Tohru Nakamura hat seinen dritten Stern bekommen.
Der Münchner Koch Tohru Nakamura hat seinen dritten Stern bekommen. (Foto: Peter Kneffel/dpa/picture alliance)

Der Spitzenkoch Tohru Nakamura darf sich mit der höchsten Auszeichnung des Guide Michelin schmücken. Welche Restaurants in der Stadt auch ausgezeichnet wurden – und wo Sterne verloren gegangen sind.

Von Sarah Maderer

Mit einer langen und festen Umarmung heißt Jan Hartwig seinen Kollegen Tohru Nakamura bei der Michelin-Gala am Dienstagabend im Klub der Münchner Drei-Sterne-Köche willkommen. Seit Jahren war Hartwig das einzige Mitglied dieser Gesellschaft. Nun hat auch Nakamura vom Guide Michelin die höchstmögliche Auszeichnung erhalten.

Wobei man nicht vergessen darf, dass der renommierte Restaurantführer seine Sterne nicht Köchen verleiht, sondern Restaurants. Freilich lässt sich aber das eine kaum vom anderen trennen. Seine dreistufige Bewertungsskala hat der französische Reifenhersteller, der vor 125 Jahren die erste Ausgabe seines Guides veröffentlichte, ursprünglich für Reisende entwickelt: Ein Stern ist einen Stopp wert, zwei Sterne einen Umweg, drei Sterne eine Reise.

Mit der Höchstnote wurden bei der diesjährigen Sterne-Verleihung für Deutschland im Gesellschaftshaus Palmengarten in Frankfurt am Main zwölf Restaurants ausgezeichnet, davon zwei zum ersten Mal. Der internationale Direktor des Guide Michelin, Gwendal Poullennec, zeigte sich in seiner Ansprache beeindruckt von der deutschen Gourmet-Landschaft: „Obwohl wir gerade weltweit expandieren, werden wir Deutschland als eines der kulinarischen Zugpferde Europas nicht aus den Augen verlieren.“

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Neben Nakamuras Restaurant Tohru in der Schreiberei gehört jetzt auch das Haerlin in Hamburg zur deutschen Spitze. Die zwei bestehenden bayerischen Drei-Sterne-Lokale, Jan Hartwigs Jan in der Münchner Maxvorstadt und das Es:senz in Grassau am Chiemsee unter Küchenchef Edip Sigl, konnten ihre Prämierung aus dem Vorjahr verteidigen.

Hartwig und Sigl stehen am Dienstag bereits auf der Bühne, als Nakamura unter Applaus seine mit drei Sternen bestickte Kochjacke überreicht wird. Emotional wird er nicht, als er sie überzieht. Allzu überrascht wirkt er auch nicht. Im Gespräch mit der SZ erklärt er: „Im letzten Jahr hat es sich in der Küche und im Team richtig angefühlt. Es wirkte alles wie eine runde Sache, wir saßen irgendwie fester im Sattel.“ Die drei Sterne seien für ihn und sein Team nun nicht mehr nur Traum oder Ziel, so sagt er in seiner Dankesrede, sondern ihr „Mindset“.

Seine Ausbildung absolvierte der heute 41-jährige Nakamura unter Martin Fauster im Königshof, der damals mit einem Stern ausgezeichnet war. Danach machte er unter anderem Station im Vendôme in Bergisch Gladbach oder im Oud Sluis in den Niederlanden, wo er es bis zum Souschef brachte. Nach einem Abstecher zu drei Spitzenrestaurants in Tokio erhielt Nakamura im Jahr 2014 seinen ersten Michelin-Stern als Küchenchef im einstigen Geisels Werneckhof. Der zweite folgte zwei Jahre später.

Im Dezember 2021 eröffnete er sein eigenes Restaurant Tohru in der Schreiberei in einem denkmalgeschützten Bürgerhaus in der Altstadt. Wenige Monate später wurde es auf Anhieb mit zwei Sternen ausgezeichnet. Dass daraus nun drei geworden sind, begründen die Restaurant-Tester wie folgt: „Mit eigener Handschrift und feinfühliger Stilistik gelingt ihm eine äußerst spannende Verbindung von japanisch inspirierter und klassisch-französischer Küche.“ Außerdem sei im Vergleich zu deren Besuchen in den Vorjahren eine klare Steigerung erkennbar gewesen.

In München ist in diesem Jahr kein Zwei-Sterner hinzugekommen

Dallmayrs Fine-Dining-Restaurant Alois unter Küchenchefin Rosina Ostler, das Atelier im Bayerischen Hof unter Anton Gschwendtner, das Komu unter Christoph Kunz in der Hackenstraße und das Schwabinger Tantris unter Benjamin Chmura wurden wie im Vorjahr auch heuer mit zwei Sternen ausgezeichnet. Nur Käfers Gourmetrestaurant in der BMW-Welt kann sich nicht mehr mit den zwei Sternen schmücken, die Küchenchef Bobby Bräuer zuvor zehn Jahre in Folge erkocht hatte. Zum vergangenen Jahreswechsel verließ Bräuer das Esszimmer by Käfer. Seitdem wurde das Restaurant umgebaut und wird kommende Woche unter neuem Namen („The Cloud by Käfer“) und mit neuem Küchenchef (Bräuers ehemaligem Souschef Jens Madsen) wiedereröffnen.

In München ist in diesem Jahr kein Zwei-Sterner hinzugekommen, in Bayern dafür schon: Oswalds Gourmetstube in Teisnach im Bayerischen Wald darf sich erstmals über diese Auszeichnung freuen. Auch der Michelin Sommelier Award geht nach Bayern, nämlich an die Chef-Sommelière vom Restaurant Ikigai im Schloss Elmau, Marie-Helen Krebs. Außerdem wurde Rico Birndts Restaurant June, mit dem er sich erst vor gut einem Jahr am Chiemsee selbständig machte, mit einem Stern sowie mit einem grünen Stern ausgezeichnet, den Michelin für besonders nachhaltige Konzepte vergibt. Zuvor hatte Birndt unter anderem auch in München im Mural Farmhouse gekocht.

In München konnte sich das Restaurant 1804 der Wirtefamilie Hagn-Spendler in der Hirschau im Englischen Garten zum ersten Mal seinen Stern sichern. Lukas Adebahr kocht dort seit vier Jahren nach dem Prinzip „from farm to table“. Im Kräutergarten hinter der Hirschau pflanzt der 34-Jährige viele seiner Zutaten selbst an. Gelernt hat er im Bistro Windrose. Danach kochte er unter anderem im Tantris unter Hans Haas sowie im Werneckhof unter Tohru Nakamura, von dem er sein Faible für Zutaten der asiatischen Küche geerbt hat.

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Adebahrs Bruder Felix, der neue Küchenchef vom Restaurant Mural in der Hotterstraße, konnte den Stern nicht verteidigen, den sein Vorgänger Josua Leise noch bis vergangenes Jahr vor seinem Weggang nach Österreich erkocht hatte. „Das Mural hatte ein schwieriges letztes Jahr und ich bin erst im November dazugestoßen“, sagt Adebahr im Gespräch. Vielleicht habe die Zeit bis zur Verleihung nicht gereicht.

Das Schwesterlokal Mural Farmhouse in Obersendling, das letztes Jahr ebenfalls noch einen Stern holte, musste vor Kurzem schließen. Außerdem ging das Acquarello in Bogenhausen, das seit dem Jahr 2000 durchgehend mit einem Stern ausgezeichnet wurde, heuer erstmals leer aus. Somit dürfen sich neben dem neu ausgezeichneten 1804 noch acht Münchner Lokale weiterhin über einen Stern freuen: das Brothers der Gebrüder Klaas, das Gabelspiel in Giesing, das Les Deux im Schäfflerhof, das Mountain Hub Gourmet am Flughafen, Dominik Käppelers Showroom, Jürgen Wolfsgrubers Sparkling Bistro, das Tantris DNA, und der Werneckhof Sigi Schelling.

Alle vom Guide Michelin ausgezeichneten Münchner Restaurants im Überblick

Fast alle Sterne-Restaurants wurden in den letzten Jahren auch vom Team der SZ Kostprobe getestet. Klicken Sie auf die Links zu den Restaurants und lesen Sie die Bewertung der SZ-Kritiker:

Drei Sterne

  • Jan
  • Tohru in der Schreiberei

Zwei Sterne

Ein Stern

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