Süddeutsche Zeitung

Truderinger und Daglfinger Kurve:Verbindungsstrecken sollen Güterverkehr in München entlasten

  • Die Bahn hat ihre Vorplanungen für die sogenannte Truderinger und die Daglfinger Kurve vorgestellt. Baubeginn könnte im Jahr 2026 sein.
  • Bis zum Jahr 2029 sollen zwei neue Verbindungsstrecken die bestehenden, vom Güterverkehr genutzten Trassen in der Landeshauptstadt entlasten.
  • Die beiden neuen Strecken sollen eine enorme Zeitersparnis mit sich bringen, was die Kapazität auf der Schiene erhöhen würde.

Von Andreas Schubert

Wenn die Prognosen stimmen, besteht dringender Handlungsbedarf: Laut dem Bundesverkehrswegeplan 2030 wird der Güterverkehr in Deutschland in den nächsten elf Jahren auf der Schiene um fast die Hälfte zunehmen. Und während über den möglichen Nordzulauf zum Brennerbasistunnel auf deutscher Seite noch heftig gestritten wird, stellt sich die Bahn in München bereits auf die Zukunft ein. Bis zum Jahr 2029 sollen zwei neue Verbindungsstrecken die bestehenden, vom Güterverkehr genutzten Trassen in der Landeshauptstadt entlasten: Am Dienstag hat die Bahn ihre Vorplanungen für die sogenannte Truderinger und die Daglfinger Kurve vorgestellt. Baubeginn könnte im Jahr 2026 sein.

Beide Kurven werden etwa einen Kilometer lang sein, ihr Radius erlaubt eine Höchstgeschwindigkeit von 80 Kilometer pro Stunde. Mit der Daglfinger Kurve soll der Münchner Eisenbahn-Nordring direkt an den Umschlagbahnhof Riem sowie an die Strecke München-Mühldorf-Freilassing angebunden werden. Die Truderinger Kurve wiederum schafft zwischen Trudering und dem Umschlagbahnhof Riem eine direkte Verbindung für den Güterverkehr aus Italien und Österreich, wird also für den Verkehr vom und zum künftigen Brennerbasistunnel wichtig. Beide Kurven sollen zudem den Rangierbahnhof München Ost und den Südring entlasten. Auf dessen beiden Gleisen fahren die Güterzüge bislang - im Mischverkehr mit Personenzügen - in Richtung Güterbahnhof München Nord.

Die beiden neuen Strecken sollen zudem eine enorme Zeitersparnis mit sich bringen, was wiederum die Kapazität auf der Schiene erhöhen würde. Derzeit müssen etwa Güterzüge, die von Riem kommen, am Rangierbahnhof Ost wenden. Dazu müssen die Lokomotiven dort aufwendig umgespannt und vom einen Ende des Zugs zum anderen gefahren werden. "Das dauert so lange, wie ein Zug von Kufstein nach München braucht", sagt Susanne Müller, die zuständige Projektleiterin der Bahn.

Zu den Kurven-Neubauten kommen noch eine Reihe anderer Baumaßnahmen. So wird die bisher eingleisige Strecke zwischen Trudering und Daglfing um ein Gleis erweitert. Der Bahnhof Riem wird mit einem zusätzlichen vierten Gleis angebunden und bekommt ein neues Wende- und Abstellgleis für die S-Bahn; gleichzeitig baut die Bahn für S-Bahn-Fahrgäste einen neuen Zugang von Westen. Mit den Neubauten werde auch der Schallschutz verstärkt, verspricht Müller. Davon profitierten letztlich auch die Anwohner. Dennoch, sagt sie, sei Widerstand während der Genehmigungsphase, die voraussichtlich bis zu vier Jahre dauern wird, nicht auszuschließen. Die zuständigen Bezirksausschüsse der Stadt hätten aber Zustimmung signalisiert, sagt Müller. Wegen des Lärmschutzes erfolgen die Ausbauten laut Bahn weitgehend in Troglage - die Gleise liegen also tiefer, aber nicht in einem Tunnel.

Zu den geplanten Kosten dieser Projekte, zu denen auch der Bau mehrerer neuer Unterführungen gehört, äußert sich Susanne Müller derzeit noch nicht - die Planungen für den Ausbau der Strecke zwischen Daglfing und Trudering seien noch nicht weit genug. Aber einen dreistelligen Millionenbetrag werde das Großprojekt kosten, sagt Müller.

Die beiden Kurven sind nach Darstellung der Bahn "essenziell". Einerseits, weil sie den Transport von Gütern aus Italien und Österreich in Richtung Norden verbessern. Andererseits, weil sie eine effizientere Logistik ermöglichen für Güter aus Südostbayern, insbesondere aus dem Chemiedreieck, in Richtung der Häfen in Bremerhaven und Hamburg im Norden sowie in Richtung Brenner im Süden.

Aktuelle Prognosen, wie sich der Güterverkehr durch München entwickeln wird, liegen der Bahn laut Susanne Müller noch nicht vor. Fest steht aber: Mit effizienteren Schienenverbindungen sollen mehr Gütertransporte von der Straße auf die Schiene verlagert werden. Probleme gibt es aber nach wie vor mit dem nördlichen Zulauf zum Brenner - auf deutscher Seite. Inzwischen haben sich 14 Bürgerinitiativen im Inntal und rund um Rosenheim gegründet, die erbittert gegen die Trasse streiten, die viergleisig gebaut werden soll. Bis zum Sommer sollen laut Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) fünf Vorschläge für einen möglichen Trassenverlauf erarbeitet werden. Bis zum Jahr 2030 aber, so hatte es Scheuer im Januar erklärt, werde man mit der bestehenden zweigleisigen Trasse durch das Inntal auskommen müssen. Bleibt es bei dieser, wird die Kapazität nicht ausreichen, um künftig nennenswert Gütertransporte auf die Schiene zu verlagern. Das aber hätten die Umwelt und der Verkehrsfluss auf den Autobahnen dringend nötig. Bis zum Jahr 2030, so sagt es eine Prognose der Bundesregierung, werde der Lkw-Verkehr um 39 Prozent zunehmen.

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SZ vom 06.02.2019/huy
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