Günstiger Wohnraum:Pilotprojekt am Dantebad: Oben wohnen, unten parken

Lesezeit: 2 Min.

  • Die SPD will günstigen Wohnraum über Parkplatzflächen errichten.
  • Ein Pilotprojekt soll am Wintereingang des Dantebades entstehen.
  • Die Holzhäuser sollen "ordentlich" ausgestattet sein, die Mieten erschwinglich.

Von Heiner Effern, München

Die SPD will Parkplätze mit Häusern überbauen, um kurzfristig mehr Wohnungen in der Stadt zu schaffen. Ein Modellprojekt soll die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gewofag am Dantebad noch dieses Jahr realisieren. Die Stellplätze bleiben weitgehend erhalten, die vier Stockwerke sollen auf schmalen Ständern über der Parkfläche errichtet werden.

Das Gebäude ist als Holzbau geplant und soll 120 Wohnungen enthalten. Sie sind für Menschen gedacht, die sich München angesichts der Mietpreise nicht oder kaum leisten können: Auszubildende, Studenten, Berufseinsteiger, Gering- und Normalverdiener oder auch Flüchtlinge, die bleiben dürfen, aber keine Unterkunft finden.

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OB Reiter: "Ich finde die Idee spektakulär"

"Die großen Parkplatzflächen, die es vor Lebensmittel-Discountern oder Schulen gibt, bedeuten eine echte Chance für München. Sie bieten Platz für neuen, dringend benötigten Wohnraum in unserer Stadt", sagt Alexander Reissl, Fraktionschef der SPD. Er habe zusammen mit Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) diesen Plan "ausgeheckt" und auch den 4200 Quadratmeter großen Standort für das Modellprojekt persönlich ausgesucht. "Das ist aus vielen Gesprächen mit Investoren und Architekten entstanden. Ich finde die Idee spektakulär: Wir bauen schnell und günstig an Orten, die wir bisher nie als Baugrund gesehen haben", sagt Reiter.

Wenn das erste Wohngebäude über einem Parkplatz fertiggestellt ist, soll die Stadt damit Werbung machen - bei Grundbesitzern und privaten Investoren. "Mit unserem Modellprojekt am Dantebad wollen wir Unternehmen wie Aldi, Lidl und Co. zeigen, welches Potenzial sie da eigentlich vor der Haustüre haben", sagt Reissl. So ganz neu ist diese Idee zumindest dem Konzern Aldi Süd nicht.

In Gewerbegebieten darf niemand wohnen

Grundsätzlich sei der Discounter offen für Wohnungen über dem Parkplatz vor dem Markt, erklärt eine Sprecherin. "Wir beschäftigen uns aktuell intensiv damit und prüfen, inwieweit sich dieses Konzept auf einzelne unserer Filialparkplätze übertragen lässt." Der Konzern sieht aber die Möglichkeiten wegen des Baurechts als begrenzt an. "Die Mehrheit unserer Filialen liegt in Gewerbegebieten, in denen der Bau von Wohnanlagen grundsätzlich nicht gestattet ist."

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Denn Wohnraum zu schaffen, ist derzeit die größte politische Herausforderung der Zukunft, sagt OB Reiter.

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OB Reiter kennt das Problem, hofft aber nach Gesprächen mit dem Bundesbauministerium, dass der Gesetzgeber die Vorgaben in absehbarer Zeit lockern könnte.

Auch die CSU und die Grünen finden den Vorstoß der SPD grundsätzlich gut. "Ein interessanter Gedanke, den man weiter verfolgen sollte", sagt CSU-Planungssprecher Walter Zöller. Zu klären sei nun, ob die Kosten für die Statik nicht so aus dem Ruder liefen, dass günstige Wohnungen nicht mehr möglich seien. Zudem müsste daran gedacht werden, wo künftig die Anwohner parken sollten. In der Regel seien vorhandene Stellplätze ja schon genutzt. "Aber dafür wird man eine Lösung finden", glaubt Zöller. Die Grünen reklamieren die Idee mehr oder weniger für sich. Schließlich hätten sie die Forderung, Parkplätze zu überbauen, schon in einem Antrag Ende Februar gestellt. Und der Planungsausschuss habe am Mittwoch auf ihre Initiative hin ein Vorhaben auf den Weg gebracht, das auch das Überbauen des Park-and-Ride-Platzes am U- und S-Bahnhof in Feldmoching einschließe.

Solide Holzhäuser mit ordentlicher Ausstattung

OB Reiter hat seine Planer und die Mitarbeiter in der Baugenehmigung darauf vorbereitet, dass das Bauvorhaben am Wintereingang des Dantebads entlang der Homerstraße höchste Priorität hat. Als Grundlage ist nun formal ein schneller Beschluss des Stadtrats notwendig. Der Zeitplan ist sportlich, zum Jahresende soll der Bau stehen. Damit soll auch bewiesen werden, wie schnell und kurzfristig diese Idee neue Wohnungen ermöglicht. "Die soliden Holzhäuser können dank vorgefertigter Bauteile binnen weniger Monate aufgestellt werden", sagt SPD-Fraktionschef Reissl.

Diese seien jedoch nicht mit Modularsystemen zu vergleichen, die gerade für Flüchtlingsunterkünfte genutzt würden, sondern von Architekten geplant. Die Ausstattung der Wohnungen soll ordentlich sein, aber nicht dem Sanierungs- und Neubauchic am freien Markt entsprechen. So will die SPD den Mietpreis auf einem verträglichen Niveau halten. "Im Bad ist zum Beispiel keine Badewanne, sondern nur eine Dusche", sagt Reissl. Und im Flur liege dann halt kein Parkett.

© SZ vom 03.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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