Wohnungen? Darüber hätte man nachdenken können, ganz am Anfang, als noch offen war, was aus dem ehemaligen Siemens- und Infineon-Areal an der Balanstraße wird. Aber der Investor Maximilian von der Leyen, Vorstand des Immobilienunternehmens Allgemeine Südboden, verfolgte für sein Projekt "Neue Balan" die Idee eines Gewerbequartiers, vor allem für Büros. Dafür bekommt er an diesem Montagvormittag Lob vom Wirtschaftsreferenten der Stadt. "Aus meiner Sicht ist es ein rundum gelungenes Konzept", sagt Clemens Baumgärtner. "Ich sehe es generell ungern, wenn aus ehemaligen Gewerbeflächen Wohnen wird." Schließlich brauche München die Gewerbesteuer, um die Stadt am Laufen zu halten. Baumgärtner spricht anlässlich eines bedeutenden Anlasses für das "Neue Balan". An diesem Tag legt er mit Markus Blume, CSU-Generalsekretär und örtlicher Landtagsabgeordneter, und von der Leyen den Grundstein für "Haus 28", den vorläufigen Abschluss eines der größten Münchner Büro-Bauprojekte der vergangenen Jahre. "Ein Zeichen, dass sich im Münchner Osten, in Ramersdorf etwas bewegt", sieht Blume darin.
Im Jahr 2006 kaufte die Allgemeine Südboden das Grundstück an der Balanstraße 73, auf dem Abschnitt zwischen St.-Martin-Straße und Claudius-Keller-Straße. Zuvor hatte dort Infineon Halbleiter erforscht und produziert, heute sitzt das Unternehmen in Neubiberg. 100 000 Quadratmeter leer stehende Geschossfläche habe er damals übernommen, erzählt Investor von der Leyen. "Ich habe erstmal verzweifelt versucht, Heizkosten zu sparen und ständig Heizkörper ausgestellt." In den Jahren danach sanierte und erweiterte sein Unternehmen Bestandsgebäude und baute neu. Die Geschossfläche stieg auf 200 000 Quadratmeter, inklusive Haus 28 mit seinen 28 000 Quadratmetern. Wenn das fertig ist, schließt es die Bebauung entlang der Balanstraße ab. Mit der weißen Fassade solle sich das Gebäude "in den einheitlichen Stil" des Gesamtprojektes einfügen, der sich an der funktionalistischen Ursprungsbebauung aus den Fünfzigerjahren "orientiert", erläutert Mathias Kunz vom Münchner Architekturbüro Weickenmeier, Kunz und Partner. Besonders hervor hebt er die offene Treppe, die an der Gebäuderückseite auf die "öffentlich zugängliche Plaza" im ersten Obergeschoss führe.
Etwa 3500 Menschen arbeiten derzeit im "Neue Balan". Um herauszustellen, dass sein Bürokomplex besonders sei, erzählt von der Leyen gern von der Montessori-Schule, die ebenfalls auf dem "Campus" untergekommen sei und vom offenen 50-Meter-Schwimmbad im Innenhof. Auf den Türschildern stehen viele Namen von Start-ups und Agenturen. Man könnte die Anlage mit dem nahen, aber noch zentraler gelegenen Werksviertel am Ostbahnhof vergleichen, das derzeit der wohl begehrteste Büro-Standort in München ist. Was die Prominenz angeht, steht das "Neue Balan" da etwas zurück. Dafür aber, betont von der Leyen, ohne das Werksviertel namentlich zu erwähnen, seien die Mieten "erheblich billiger". Und nachdem die Vermietung im vergangenen Jahr coronabedingt "sehr mau" gelaufen sei, registriere man derzeit, dass die Nachfrage "erheblich zugelegt hat".