Grünwalder Stadion:Bombe auf dem Spielfeld

Aufregung in Giesing: Im Grünwalder Stadion ist eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden worden. Die Bewohner mussten die Gebäude verlassen, das Gelände wurde abgesperrt. Dann konnten Experten die Bombe problemlos entschärfen.

Florian Fuchs

Sie war 225 Kilogramm schwer, in ihr steckten 120 Kilogramm Sprengstoff und sie verursachte eine Menge Aufruhr rund um das Grünwalder Stadion: Am Donnerstagabend musste in Giesing eine Bombe entschärft werden, die um 15 Uhr bei Arbeiten unter dem Spielfeld auf der Seite hin zur Grünwalder Straße gefunden worden war - etwa einen Meter unter der Erde. Im Strafraum. Dort, wo die Spieler des FC Bayern wie auch des TSV 1860 jahrzehntelang gekickt haben.

Die Polizei sperrte sofort das Gelände ab, die umliegenden Gebäude wurden evakuiert. 160 dort gemeldete Anwohner waren betroffen, hinzu kamen die Menschen, die sich gerade in den Geschäften aufhielten.

Die Entschärfung begann gegen 19 Uhr. Um 19.27 Uhr gab es Entwarnung - die Bombe konnte problemlos entschärft werden. Das Räumkommando bestand aus vier Fachleuten. Die Polizei war mit etwa 70 Beamten im Einsatz, dazu kamen noch Feuerwehr und Sanitäter.

Gespenstische Stille zog währenddessen rund um das Stadion ein. Die umliegenden Straßen, darunter die Grünwalderstraße und die Candidstraße, wurden gesperrt. Busse und Trambahnen wurden umgeleitet, der U-Bahn-Verkehr war nicht beeinträchtigt. Treffpunkt für die Anwohner war die Fromundschule am Wettersteinplatz.

Hildegard Müller verbrachte die Wartezeit im Pausenhof der Schule. Helfer hatten sie in ihrem Rollstuhl dort hin gebracht. Müller wohnt seit fünf Jahren in der Nachbarschaft des Stadions. "Da ist man ja gewöhnt, dass einiges los ist", sagte die Frau.

Der Bauingenieur Hans Schönbrunn ist Eigentümer des Hauses Grünwalder Straße 13. Er war gerade dabei, das Eingangstor zu reparieren, als er erfuhr, dass er das Grundstück verlassen muss. Überrascht war er nicht. Schon als Kind schaute der heute 50-Jährige aus dem Fenster den Spielen im Stadion zu. "Mein Vater und mein Großvater haben damals schon immer erzählt, wie kaputt alles in Giesing war nach dem Krieg. Ich vermute, dass da bei künftigen Bauarbeiten noch einiges zu Tage treten wird."

Das Grünwalder Stadion war im Jahr 1943 bei Bombenangriffen zerstört worden. Im August 1945 wurde es wieder für den Spielbetrieb freigegeben.

Für Sprengmeister Martin Tiedtjen, 37, war es ein Routineeinsatz. Er und seine Kollegen entschärfen in Bayern etwa 100 Sprengsätze pro Jahr. "Diese Bombe war ein amerikanisches Standardprodukt", sagte Tietjen, eines, das sich relativ unkompliziert entschärfen lasse. Sie hatte zwei Zünder, die die Sprengmeister zunächst reinigten, dann mit Öl einsprühten und dann abschraubten. Damit war die Zündkette unterbrochen und die Bombe entschärft.

"Wenn sie hochgegangen wäre, hätten die Sechziger ein neues Stadion bekommen", sagte Tietjen. "Dann wäre die Gegentribüne ziemlich in Mitleidenschaft gezogen worden, und Splitter hätten wohl die Häuserzeile an der Grünwalder Straße getroffen."

Das Grünwalder Stadion wird derzeit grundlegend saniert. Die einstige Spielfläche ist komplett umgegraben, es sind lauter Erdhaufen aufgeschüttet. Gefunden worden war die Bombe bei einer gezielten Suche, die bei Bauarbeiten in dieser Gegend stets gestartet wird. Mit Hilfe von Luftbildaufnahmen suchten Experten das Gelände ab und stießen schließlich auf den Blindgänger.

Erst Anfang Mai hatten Experten eine 225 Kilogramm schwere Fliegerbombe in Pasing entschärfen müssen.

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