Grünwalder Stadion:Blau ist die Hoffnung

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Die Stadt will prüfen, ob die Westtribüne des Sechzgerstadions ausgebaut werden kann

Von Dominik Hutter, München

Noch ist unklar, ob die Profimannschaft des TSV 1860 die Fröttmaninger Arena verlässt. Die Stadt München bereitet sich jedoch schon einmal auf alle Eventualitäten vor: Falls der Sportausschuss des Stadtrats an diesem Mittwoch den Vorschlag von Sportamts-Chef Thomas Urban absegnet, rücken demnächst Statiker und andere Bauexperten an, um die Westkurve des Stadions an der Grünwalder Straße zu prüfen. Das Ziel: ein Kostenvoranschlag für die komplette Wiederherstellung der teilweise gesperrten Tribüne samt ihren Wellenbrechern.

Ein endgültiges Ja zu einem Ausbau der Giesinger Arena ist der Stadtratsbeschluss noch nicht. Diese Debatte stehe erst an, wenn die Löwen genau wissen, was sie wollen, verlautet es aus dem Büro von Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Zudem gilt es noch weitere Probleme zu klären: Bislang weiß niemand, ob eine höhere Zuschauerzahl in dem betagten Stadion rechtlich überhaupt möglich ist. Es mangelt an Stellplätzen und Versorgungseinrichtungen, laut Sportamt kann das Bundesimmissionsschutzgesetz nicht eingehalten werden, und auch die Interessen der direkten Nachbarn gilt es zu berücksichtigen. Zusätzliche Anfordrungen an die Arena entstehen, wenn dort Spiele der zweiten Bundesliga stattfinden sollten. Dafür mangelt es an Flächen, die zu den Auflagen des Deutschen Fußballbunds bei der Vermarktung gehören, an Stellplätzen für Übertragungsfahrzeuge etwa.

Oberbürgermeister Dieter Reiter hält eine Zuschauerzahl von 20 000 für realistisch

Aktuell ist das Grünwalder nur für die dritte Bundesliga und bis maximal 12 500 Zuschauer zugelassen. Diese Zahl wird etwa bei Derbys zwischen den zweiten Mannschaften von Bayern München und dem TSV 1860 durchaus erreicht - der Zuschauerschnitt liegt aber nur bei knapp 1200 (Löwen) und knapp 1700 (Bayern). Wie viele Leute nach einer Sanierung der kompletten Westkurve hineinpassen, ist noch unklar. OB Reiter hält die Marke von 20 000 für realistisch. Sicher ist: Den Rekord von 1948 wird die Arena wohl nicht mehr brechen. Damals drängelten sich mehr als 58 000 Zuschauer auf den teilweise noch kriegszerstörten Tribünen.

Ohnehin ist das Stadion auf Giesings Höhen lediglich eine von vier Optionen für die Löwen - wenn man den (kostspieligen) Verbleib in Fröttmaning miteinrechnet. Reiter hat in der vergangenen Woche aus einem Treffen mit Löwen-Investor Hasan Ismaik drei Umzugsvarianten mitgenommen: das Olympiastadion, das allerdings bei echten Sechzgern ein Akzeptanzproblem hat. Das Stadion an der Grünwalder Straße, aus Vereinssicht die Arena der Herzen. Und einen Neubau auf der grünen Wiese. Letzteres ist zwar teuer, könnte aber Platz für mehr Zuschauer bieten. Denn mehr als 20 000, da ist man sich im Rathaus sicher, passen ins Grünwalder nicht hinein.

Die Initiative für die Kostenschätzung in Giesing geht auf die SPD-Stadtratsfraktion zurück. Die sportpolitische Sprecherin Verena Dietl will nicht zuletzt die Stimmung verbessern, die unter leeren Rängen leide. Dietls CSU-Kollegin Kristina Frank signalisiert prinzipielle Zustimmung. Kernfrage sei es, ob ein Ausbau überhaupt genehmigungsfähig sei.

© SZ vom 01.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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