Grünen-Bundesvorsitzende Claudia Roth:"Ich lasse mich nicht als Feigenblatt missbrauchen"

Die Grünen-Bundesvorsitzende Claudia Roth über ihr Engagement für Olympia und die Kritik von Parteifreunden.

Jan Bielicki

Claudia Roth, Bundesvorsitzende der Grünen, ist Mitglied des Kuratoriums der Olympia-Bewerbung. Bei ihre bayerischen Parteifreunden ist das umstritten.

Grünen-Bundesvorsitzende Claudia Roth: Die Bundesvorsitzende der Grünen Claudia Roth, ist Mitglied des Kuratoriums der Olympia-Bewerbung.

Die Bundesvorsitzende der Grünen Claudia Roth, ist Mitglied des Kuratoriums der Olympia-Bewerbung.

(Foto: Foto: dpa)

SZ: Warum unterstützen Sie Münchens Olympia-Bewerbung?

Claudia Roth: Das hängt erstmal davon ab, wie die konkrete Bewerbung aussieht. Um darauf Einfluss zu nehmen, habe ich die Mitgliedschaft im Kuratorium angenommen - nach Rücksprache mit der Landesvorsitzenden und meinen bayerischen Parteifreunden. Das mache ich nicht aus Gaudi, sondern um mich mit Nachdruck für nachhaltige Spiele einzusetzen. Ich werde nachfragen und konstruktiv nerven. Als Feigenblatt lasse ich mich nicht missbrauchen.

SZ: Die grüne Landtagsfraktion lehnt das derzeitige Konzept der Bewerbung ab.

Roth: Da bin ich froh, bei den Grünen zu sein. Es ist doch gut, dass bei uns niemand die Bewerbung akzeptiert, ohne nachzufragen. Und die Bewerbung muss noch viele offene Fragen beantworten.

SZ: Welche?

Roth: Erstens: Ist alles auf faire Spiele ausgerichtet und auf den Kampf gegen Doping? Zweitens: Wie sieht das Verkehrskonzept für die Winterspiele aus? Drittens: Ist die Nutzung der Sportstätten nachhaltig? Ich habe 1972 als Schülerin die Spiele besucht, und es ist schon ein Signal, dass die Stätten von damals wieder genutzt werden. Viertens: Wie sieht es mit den baubiologischen Standards der Olympischen Dörfer aus? Und vor allem: Sind Klimaneutralität und der Schutz der Alpen gesichert? Wir Grüne können da mit großem Selbstbewusstsein auftreten. Unser Druck hat dazu beigetragen, dass es Veränderungen gibt und etwa die Biathlon- und Langlaufwettbewerbe aus ökologischen Gründen nach Oberammergau verlegt wurden, damit nicht in Naturschutzgebiete eingegriffen wird.

SZ: Lassen die Grünen die Olympia-Kritiker damit nicht im Stich?

Roth: Nein. Das wäre nur so, wenn wir nicht nachfragen, nicht abwägen und nicht darüber streiten würden. Aber wir wägen ja ab. Natürlich gibt es eine Haltung, die Großveranstaltungen grundsätzlich ablehnt. Das nehme ich ernst und halte diese Sichtweise auch für legitim, wenn sie sich nicht hinter vorgeschobenen Argumenten versteckt. Aber es ist nicht die Haltung der Grünen. Als Anreiz für den Breitensport und mit ihrem völkerverständigenden Charakter lösen Sport-Großereignisse wie Olympia viel Positives aus. Und für die Paralympics gilt das erst recht.

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