Gründerzentrum der Technischen Universität:Wie aus guten Ideen Gold werden kann

Gründerzentrum der Technischen Universität: 6100 Quadratmeter für Gründer: das "Entrepreneurship Centre".

6100 Quadratmeter für Gründer: das "Entrepreneurship Centre".

(Foto: Ebner/Tum)
  • Auf 6100 Quadratmetern soll sich im "Entrepreneurship Centre" der TU in Garching Unternehmergeist entfalten.
  • In dem Gründerzentrum sollen aus Forschungsergebnissen Produkte werden, mit denen sich Geld verdienen lässt.
  • Die TU sieht das Unternehmerische und den Technologietransfer von der Forschung in die Wirtschaft als dritte Säule neben Forschung und Ausbildung.

Von Katja Riedel und Jakob Wetzel

Das Dateiformat MP3 ist so ein Beispiel. 1987 haben Forscher der Uni Erlangen und des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Schaltungen die Technik entwickelt, die den Musikmarkt revolutionieren sollte. Doch dann passierte: nichts. Kein einziges deutsches Unternehmen wollte MP3 vermarkten. Also nahmen die Forscher die Sache selbst in die Hand, gegen den Widerstand großer Konzerne und mithilfe des Internets. Und heute? Laut der Fraunhofer-Gesellschaft bringt die Technik 300 Millionen Euro Steuereinnahmen im Jahr, sie sichert 9000 Arbeitsplätze.

MP3 soll Vorbild sein: An der Lichtenbergstraße in Garching weiht die Technische Universität (TU) München an diesem Mittwoch ein neues Zentrum ein, das dazu beitragen soll, dass Forschungsergebnisse künftig leichter zu Produkten und zu Geld werden können. Auf 6100 Quadratmetern soll sich in dem "Entrepreneurship Centre" Unternehmergeist entfalten. Gründer sollen hier für jeden Schritt Unterstützung erhalten, von der ersten Idee über den Bau von Prototypen bis hin zum Einwerben von Fördermitteln und der Einstellung von Mitarbeitern, sagt TU-Vizepräsidentin Evelyn Ehrenberger. "Wir wollen damit auch die unternehmerische Gründerkultur stärken." Die TU sehe das Unternehmerische und den Technologietransfer von der Forschung in die Wirtschaft längst als dritte Säule, neben Forschung und Ausbildung.

Erfolgreiche Start-ups

Der Bau des neuen Gründerzentrums setzt eine Initiative fort, die 2002 gestartet wurde: Da taten sich die BMW-Erbin Susanne Klatten, die TU München und der Freistaat Bayern zusammen und hoben das Gründerzentrum "UnternehmerTUM" aus der Taufe, das die TU zu einer wirtschaftlich denkenden Uni machen sollte. Mehr als 1000 Studierende jährlich nehmen an diesem Zentrum an Seminaren und Vorlesungen teil. Herausgekommen sind laut Wirtschaftsministerium bisher 50 Start-ups, die stark wachsen. Seit 1990 wurden an der TU etwa 700 Unternehmen ausgegründet, 14 000 Arbeitsplätze sind dadurch entstanden, wie ein Sprecher sagt. Bereits jetzt seien vier von fünf Neugründungen der TU erfolgreich.

Neue Firmen sollen künftig noch mehr Schub bekommen, mit Deutschlands größtem universitären Zentrum für Innovation und Gründung. 17 Millionen Euro hat der Bau gekostet; zehn Millionen zahlt UnternehmerTUM, die restlichen sieben der Freistaat. Das geschieht nicht ohne Grund: Denn die Münchner Gründerszene spielt international eine vergleichsweise kleine Rolle. In Deutschland konzentriert sich die Szene auf Berlin, auch wenn in München Jungunternehmer oft erfolgreicher, weil wohlüberlegter gründen, wie Studien herausgefunden haben. Dies liegt auch daran, dass das Gründen in München teurer ist als in Berlin - zu teuer für Experimente.

Schub für die Gründerszene in Bayern

Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) will die bayerische Gründerszene nun voranbringen, und die sitzt vor allem im Raum München. Das Ministerium fördert bereits das "Werk 1" auf dem früheren Pfanni-Gelände am Ostbahnhof. Es umfasst 32 Büros, soll aber vergrößert werden. Für Start-ups aus der Biotechnologieforschung gibt es ein Zentrum mit Standorten in Martinsried und Weihenstephan. Anregungen hat sich Aigner im Silicon Valley und in Israel geholt, wo es eine boomende Gründerszene gibt. Bis 2020 sollen in Bayern nun 1000 neue Firmen entstehen, deren Geschäftsmodell auf der Digitalisierung beruht. Neben den "schweren Tankern, die Großes befördern, wünsche ich mir eine Schar kleiner, flexibler Schnellboote", sagt Aigner. "Diese Schnellboote sind die Start-up-Unternehmen." Für diese hat das Ministerium aus Landesmitteln einen 100-Millionen-Euro-Fonds aufgelegt. Er soll eine Viertelmilliarde Euro an Investitionen für Gründer erzeugen.

Das Garchinger Gründerzentrum solle eine Art Dock sein, an dem technologieorientierte Start-ups entstehen, mit einem Schwerpunkt auf Informations- und Kommunikationstechnologie, auf Biowissenschaft, Umwelt- und Medizintechnik, sagt Vizepräsidentin Ehrenberger. Zentral ist die 1500 Quadratmeter große Werkstatt "MakerSpace", in der aus Ideen Prototypen und erste kleine Serien werden sollen. Es ist die erste offene Werkstatt Europas, eingerichtet von TU und BMW. Dort können Gründer moderne und teure Maschinen, Software und Werkzeuge benutzen. Finanzierungsexperten, Wissenschaftler, Designer helfen den Gründern. Und Firmen, die sich noch keine eigenen Büros leisten können, finden Räume, die sie zeitweise nutzen können: in bis zu 20 Arbeitsinseln.

Auch die vier Professuren des "TUM Entrepreneurship Research Instituts" werden in das neue Zentrum einziehen: Die Jungunternehmer werden so selbst zum Forschungsobjekt - und können sich fachlichen Rat holen.

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