Großhadern:Warnung vor dem Wildschwein

Plötzlich stürmte das Wildschwein aus dem Wald: An einem Tag rammte der rasende Keiler von Großhadern ein Auto, riß eine junge Frau um - und verletzte auch noch einen 62-jährigen Spaziergänger. Jäger konnten das Tier noch nicht fassen - und warnen: Der Keiler ist offenbar auch verwundet und daher sehr aggressiv.

Susi Wimmer

"Ein angeschweißter Schwarzkittel", sagt Albert Notter, "ist extrem gefährlich". Notter ist Jagdsachbearbeiter der Stadt München, und er redet von dem männlichen Wildschwein, das am Sonntag in Großhadern zunächst ein Auto gerammt und dann eine Frau angegriffen hatte. Nach SZ-Informationen könnte der blutende (im Jagdjargon: angeschweißte) Keiler an dem Tag auch einen 62-jährigen Spaziergänger auf der Verbindungsstraße zwischen Neuried und Gauting niedergerannt haben. Der Mann erlitt eine Lungenprellung und liegt jetzt krank zu Hause.

München, Großhadern, Wildschein, Angriff

An einem Tag rammte der rasende Keiler von Großhadern ein Auto, riss eine junge Frau um - und verletzte auch noch einen 62-jährigen Spaziergänger. Jäger konnten das Tier noch nicht fassen.

(Foto: dapd)

Ob nun ein- und dasselbe Wildschwein für die insgesamt drei Angriffe verantwortlich zeichnet, ist fraglich. Ebenso der Umstand, was das Tier generell aus dem Wald in die Stadt treibt. Meist seien "die Sauen zum Fressen unterwegs", meint Wilhelm Seerieder vom Forstbetrieb München. Albert Notter tippt eher darauf, dass die Männchen zur momentanen Paarungszeit lange Wanderungen unternehmen, "um der Sau hinterherzusteigen".

Ein Keiler jedenfalls verirrte sich Sonntagfrüh auf die Hartwaldstraße in Großhadern. Er erblickte dort das Auto von Alexander Kolb - die Marke ist nicht überliefert - und setzte sofort kopfvoran zum Frontalangriff an. Am Wagen blieb etwas Blut zurück. Das verletzte Tier stürmte weiter und attackierte in der Waldgartenstraße eine 29-jährige Frau. Sie erlitt Schürf- und Schnittwunden und kam in ein Krankenhaus.

In derartigen Fällen wird sofort der Revierinhaber informiert, der zieht einen Hundeführer mit Schweißhund hinzu und verfolgt die Spur bis zum verletzten Tier, um es zu erlegen. "Hier allerdings war es schwer, eine Spur zu verfolgen. Der Keiler hat vermutlich nur eine kleine Platzwunde", meint Notter. Der Jagdpächter durchkämmte sofort das Gebiet - ohne Erfolg.

Um 9:15 Uhr hatte der Keiler in Großhadern zugeschlagen. Gegen 11:30 Uhr war ein 62-jähriger Martinsrieder mit seiner Frau beim Sonntagsspaziergang unterwegs zum Wirtshaus Forst Kasten. An der Teerstraße zwischen Neuried und Gauting, kurz vorm Einkehrschwung, stürmte plötzlich ein Wildschwein aus dem Wald und riss den Spaziergänger "wie eine Kanone" um. "Ich hab einen Salto rückwärts gemacht und bin so heftig gelandet, dass ich nicht mehr atmen konnte", erzählt er. Am Boden liegend hatte er nur einen Gedanken: Hoffentlich kommt die Sau nicht zurück.

Langsam bewegen, ja nicht weglaufen und wenn man zufällig eine Einkaufstüte mit Lebensmitteln in der Hand hat, besser abstellen und sich vorsichtig entfernen. Das sind die Ratschläge von Albert Notter für die Mensch-Wildschwein-Begegnung. Denn: "So ein Wildschwein läuft auf Kurzstrecken schneller als ein Mensch, wiegt so an die 60 Kilo und hat quasi Vierradantrieb." Normalerweise, sagt Seerieder, seien diese Tiere in der Wildbahn sehr scheu und ängstlich. Eine verletzte Sau aber sei extrem aggressiv: "Die flüchtet nicht, die greift an." Jetzt sind alle Jagdpächter verständigt, die Suche läuft.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: