Essen:Wenn Angrillen zu billig ist

Grillen

Angegrillt, angespargelt, angetrüffelt - alles möglich in München.

(Foto: dpa)

In München ist es manchen Leuten zu gewöhnlich, Fleisch auf den Grill zu legen. Sie setzen auf das Anspargeln.

Kolumne von Stephan Handel

Jeder vernünftige Münchner hat natürlich schon längst getan, was getan werden muss um diese Jahreszeit: den Grill aus dem Keller geholt, die Frau genötigt, Kartoffelsalat anzurühren, einen Kasten Bier besorgt und dann Fleisch schön langsam bei großer Hitze verkohlen lassen. "Angrillen" heißt das Ritual, auf das besonders jene Männer Wert zu legen scheinen, die sonst das ganze Jahr über dem Herd in der Küche auf gar keinen Fall zu nahe kommen, weil: könnte ja heiß sein.

Aber wie in München nicht anders zu erwarten, gibt es Leute, denen das alles zu profan, zu gewöhnlich, vor allem aber zu billig ist. Das sind die Menschen, die grad mit Fleiß in den Biergarten gehen, in dem die Mass nicht 7,10, sondern 8,40 Euro kostet. Die darauf bestehen, dass die Schweinswürstel von der Iberico-Sau stammen und der Kren von tibetanischen Jungfrauen bei Vollmond mundgeerntet wurde. Die brauchen natürlich etwas Exklusiveres als das Angrillen, für das ja jeder Krethi den Nachbars-Plethi einladen kann.

Diese Menschen haben nun ein neues Ritual, oder zumindest ein neues Wort dafür: Sie bitten nämlich zum Anspargeln, und zwar nicht jetzt, Ende Mai, wo sowieso jede Toilette nach Asparagusinsäure riecht und das Kilo für lächerliche sechs Euro zu haben ist. Anspargeln, bitte merken für nächstes Jahr, findet statt, wenn die Stangerl am Viktualienmarkt einzeln verkauft werden wie Weißwürscht, damit am Ende auch gewiss ein repräsentativer Kilo-Preis von um die 20 Euro herauskommt.

Die Hollandaise wird selbstverständlich mit der Süßrahm-Butter von Beppino Occelli aus Italien aufgeschlagen (acht Euro das halbe Pfund), und den Schinken lässt der konsumbewusste Anspargler am besten direkt aus Spanien importieren. Das macht was her, da freuen sich die Freunde und sind beeindruckt. Nur einer weiß noch einen draufzusetzen: Er lädt für den Herbst, gleich nach der Wiesn, zu sich ein. Zum Antrüffeln.

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