Grillen an der Isar:Feen gegen Müll

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Frauen in Hot Pants sollen nachts Mülltüten an die Griller verteilen: Die Initiative "Deine Isar" tritt für ein sauberes Flussufer an - mit einer fragwürdigen Aktion.

Melanie Staudinger

Es ist eine provokante Idee, über die sich streiten lässt. Zwei Frauen in pinken T-Shirts und Hot Pants sollen künftig in einer Rikscha nachts die Isar-Strände abfahren und Mülltüten an die Feiernden verteilen. Ähnlich wie andere junge Frauen auf ihren Promotouren für Hochprozentiges, nur dass die Müll-Feen das Bewusstsein für etwas weit weniger Angesagtes schärfen sollen: Wer an der Isar Party macht, soll seinen Müll hinterher auch wieder mitnehmen.

"Müll rein, Isar rein, Gewissen rein!" Junge Frauen sollen künftig Münchens Griller erziehen. (Foto: Catherina Hess)

Das ist einer der Pläne, den die Aktion "Deine Isar" sich für dieses Jahr ausgedacht hat. Bereits zum zweiten Mal tritt die Initiative für ein sauberes Flussufer an.

Zur Präsentation der Vorhaben am Samstag haben die Isarfischer, das städtische Baureferat und die Münchner Werbeagentur Keitel und Knoch Kommunikationsdesign schon mal eine Rikscha gemietet und mit Sprüchen beklebt. "Hier kommt die Müllfee. Die Isar hat keinen Selbstreinigungsmechanismus", steht da etwa geschrieben.

Auf den T-Shirts, die die Initiative hat anfertigen lassen, wird es auch mal derber: "Dreckskerle kriegen nie was rein." Die Provokation sei Absicht, sagt Michael Knoch von der Werbeagentur. Nur so könnten junge Menschen beeindruckt werden.

Und um die geht es schließlich hauptsächlich. Die Münchner Isarauen sind zu einem beliebten Treffpunkt geworden. Doch den Müll, der am Morgen danach übrig bleibt, sehen viele mittlerweile als echtes Problem: Scherben, Kronkorken und Kippen liegen überall, dazu Reste vom Essen, Flaschen und Verpackungsmaterial.

"Ein paar gehen eben nicht so mit der Isar um, wie wir uns das vorstellen", sagt Münchens Dritter Bürgermeister Hep Monatzeder. Strafen würden wenig bringen, zumal sie schwer durchzusetzen seien. "Da müssen Sie jemandem zweifelsfrei nachweisen, dass es sein Müll ist, den er liegen lässt."

Seit vergangenem Jahr versucht die Initiative "Deine Isar" daher einen anderen Weg. Sie will den Münchnern klar machen, dass sie selbst für die Sauberkeit an der Isar verantwortlich sind, nicht nur die Mitarbeiter des Baureferats, die täglich zum Reinemachen anrücken.

Neben den Müll-Feen wird es heuer einen neuen Werbespot geben, der in den Kinos und auf Infoscreens an den Bahnhöfen läuft. In dem Filmchen wehrt sich die Isar, indem sie den Müll zurück zum Verursacher wirft, direkt an den Kopf.

Wir wollen keine Partyverderber sein", sagt Willi Ruff, Vorsitzender der Isarfischer. Doch soll die Isar für alle Menschen erlebbar bleiben, auch für diejenigen, die die Natur schätzen. Werbeprofi Keitel spricht von einer "Massenbewusstseinserweiterung" als Ziel: Leute, die sich vorbildlich verhalten, sollen auf Müllsünder einwirken. "Wenn einer eine Flasche zerschmeißt, sollen 100 aufstehen und Buh rufen", sagt er. Und dann wären da ja noch die ehrenamtlichen Müll-Feen, die Tüten für die Scherben bringen - sofern die Stadt die Rikschas finanziert.

© SZ vom 02.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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