Green City:Radler machen sich breit

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Gefährliches Nadelöhr: die Fußgänger- und Radunterführung an der Lindwurmstraße. (Foto: Robert Haas)

Aktivisten der Umweltorganisation Green City wollen künftig mit Pendlern, die auf dem Fahrrad unterwegs sind, in der Lindwurmstraße im Pulk auf der Straße fahren - und so im Berufsverkehr eine Spur für die Autos blockieren

Von Thomas Anlauf

Mit einer spektakulären Daueraktion will sich die Münchner Umweltorganisation Green City für einen Radstreifen auf der stark befahrenen Lindwurmstraße einsetzen. An diesem Donnerstag planen die Umweltaktivisten erstmals einen Fahrradcorso mitten auf der Fahrbahn und werden im Berufsverkehr stadteinwärts eine Spur der Lindwurmstraße blockieren. Eigentlich müssen Radfahrer dort auf dem schmalen Weg neben dem Gehsteig fahren. Doch Green City fordert mit der Aktion, die nun an jedem Werktag stattfinden soll, dass in der Lindwurmstraße zwei der vier Fahrspuren an Radler abgetreten werden und somit auch die Fußgänger mehr Platz zum Flanieren haben.

Die Stadt will zwar den Fahrradverkehr massiv fördern und auch für Fußgänger mehr Raum schaffen. Im Kommunalwahlkampf 2014 war es das beherrschende Thema, die Rosenheimer Straße mit Radspuren zu versehen. Und Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) versprach, das Thema zur Chefsache zu erklären. Doch seither geht nichts voran - weder beim Umbau der Rosenheimer Straße, noch bei der Lindwurmstraße, die für Fußgänger und Radler ähnlich gefährlich ist. "Wir erleben selbst täglich brenzlige Situationen an der Lindwurmstraße, seit wir wieder hier unser Büro haben", sagt Judith Fahrentholtz von Green City. Die Umweltorganisation hat ihren Sitz an der Bahnunterführung der Lindwurmstraße gegenüber dem Kreisverwaltungsreferat. Dort müssen Radler unvermittelt auf den schmalen Gehweg ausweichen - gemeinsam mit Fußgängern. An anderen Stellen fahren die Radler auf einem schmalen Streifen, den die meisten Fußgänger nicht als Radweg erkennen. Regelmäßig kommen sich dort Radler und Passanten in die Quere. Und an Kreuzungen sehen Autofahrer nur mit Mühe, ob ein Radfahrer die Straße überqueren will, weil die Allee-Bäume die Sicht auf den Radweg versperren. "Die Stadtregierung weiß um die Problematik, aber sie schlägt einfach keine Lösung vor", sagt Green-City-Sprecherin Judith Fahrentholz.

Jetzt wollen die Umweltaktivisten selbst aktiv werden, und zwar dauerhaft. An jedem Werktag werden mehrere Mitarbeiter von Green City um 8.30 Uhr am Stemmerhof in der Plinganserstraße mit Rädern stehen und Radler, die sich dem "Radlshuttle" in die Innenstadt anschließen wollen, auf einer Fahrspur in die Innenstadt geleiten. Rechtlich möglich ist so ein Radl-Corso mitten auf der Straße dank eines Paragrafen der Straßenverkehrsordnung. Der besagt, dass mehr als 15 Radfahrer "einen geschlossenen Verband bilden. Dann dürfen sie zu zweit nebeneinander auf der Fahrbahn fahren", heißt es in Paragraf 27 StvO. Demnach kann so ein Konvoi sogar bei Rot eine Straßenkreuzung passieren, sobald der vorderste Fahrer der Radkolonne die Kreuzung noch bei Grün überquert hat. Green City hat die Polizei für ihre Aktion an diesem Donnerstag nicht um Erlaubnis gefragt.

Die Raddemo dürfte im Berufsverkehr bei einigen Autofahrern auf wenig Gegenliebe stoßen. Doch Green City wirbt jetzt schon für Verständnis, wenn sich der Autoverkehr in der Lindwurmstraße noch mehr staut als sonst: "Wir behindern nicht den Verkehr, wir sind Teil des Verkehrs", sagt Andreas Schuster, der das Projekt initiiert hat. "Wir wollen damit darauf aufmerksam machen, dass beim Thema Lindwurmstraße nichts vorangeht und wollen erreichen, dass wir mit anderen Radlern sicher den Arbeitsplatz in der Innenstadt erreichen können."

Vor drei Jahren wurde das Radfahren auf der Lindwurmstraße zumindest in einer Richtung bereits Realität. Damals verlegten dort die Stadtwerke Glasfaserkabel, die Radler durften deshalb auf eine breite, gelb markierte Trasse auf der Fahrbahn ausweichen. Mehrere Umweltverbände und auch der Fahrradclub ADFC forderten damals vergeblich, das Provisorium in eine dauerhafte Radspur umzuwandeln.

© SZ vom 11.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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