Graphic Novel:Aus dem Alltag einer Frau

Die junge Comiczeichnerin Lisa Frühbeis ist für ihren Band "Busengewunder - meine feministischen Kolumnen" mehrfach ausgezeichnet worden. In diesen Tag wird sie mit dem Bayerischen Kunstförderpreis geehrt.

Von Sabine Buchwald

Graphic Novel: Lisa Frühbeis / "Busengewunder", Carlsen Verlag

Lisa Frühbeis / "Busengewunder", Carlsen Verlag

(Foto: Lisa Frühbeis / Carlsen Verlag)

Lisa Frühbeis ist jung und mutig. Sie zeichnet und schreibt, was sie als Frau erlebt. Und dafür braucht es tatsächlich Courage - auch noch in diesem Jahrhundert. Denn über weibliche Befindlichkeiten wird weit weniger offen gesprochen, als es zu vermuten wäre. Menstruationsblutung, Verhütungsmittel, Hängebusen? Ekelig, peinlich, kein Thema? Für Lisa Frühbeis weder noch. Sie macht öffentlich, was sie selbst fühlt und denkt, und was auch anderen Frauen nicht fremd ist.

Zwei Jahre lang durfte sie das in einem regelmäßigen Comicstrip in der Sonntagsausgabe des Berliner Tagesspiegel tun. Diese sehr weiblichen, durchaus feministischen Kolumnen, die zwischen 2017 und 2019 erschienen, hat der Carlsen Verlag Anfang des Jahres in einem bemerkenswerten Band herausgebracht. "Busengewunder" erzählt in der Tat von kleinen Wundern, die Frauen mit sich selbst, mit anderen und untereinander erleben. Täglich, immer wieder, in allen Alters- und Lebensstadien. Da geht es um Rosa als typische Frauenfarbe, die diskriminiert, was aber nicht immer so war. Die Heldin ärgert sich über zwickende Sport-BHs oder denkt übers Fluchen nach. Die Zeichnungen im Ligne-claire-Stil sind simple, wenig elaboriert gehalten. Frühbeis könnte auch anders. Sie hat Kommunikationsdesign an der Hochschule Augsburg, an den Kunsthochschulen Ecole Estienne Paris und ISIA in Urbino studiert. Der Gegensatz des naiven Strichs zu Frühbeis' feinsinnigen Gedanken macht ihre Arbeit zugänglich, witzig und überraschend zugleich. Die Zeichnerin recherchiert ihre Themen profund, bevor sie kreativ loslegt. So kommt es, dass sie detailliert über Prostaglandine und einen niedrigen Östrogenspiegel erzählen kann. Oder über Nacktheit im öffentlichen Raum, die bei Männern und Frauen vor dem Gesetz anders behandelt wird.

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2020 war ein gutes Jahr für die Zeichnerin, auch wenn sie viel mehr als geplant zu Hause in Augsburg saß. Im Juli erhielt sie den Max- und Moritz-Preis des Comicsalon Erlangen in der Kategorie "Bester Comicstrip". Und für "Busengewunder" kam in diesem Herbst noch der Bayerische Kunstförderpreis hinzu (digitale Preisverleihung am Donnerstag, 10. Dezember, 18.30 Uhr, unter wk.bayern.de/kunstfoerderpreis2020).

Lisa Frühbeis: Busengewunder. Meine feministischen Kolumnen. Carlsen Verlag, Hamburg 2020, 128 Seiten, 15 Euro

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