Gräfelfing/Planegg:1,5 Millionen Euro für die Doppelhaushälfte

Gräfelfing/Planegg: Die Nachfrage nach Häusern und Wohnungen übersteigt das Angebot. Soll dann wie hier in Gräfelfing an der Heitmeiersiedlung zwischen Pasing und Autobahn gebaut werden, protestieren die Anwohner.

Die Nachfrage nach Häusern und Wohnungen übersteigt das Angebot. Soll dann wie hier in Gräfelfing an der Heitmeiersiedlung zwischen Pasing und Autobahn gebaut werden, protestieren die Anwohner.

(Foto: Catherina Hess)

Der aktuelle Marktbericht des Immobilienverbands Deutschland listet für das Umland und das Würmtal wieder Rekordpreise auf. Insbesondere in den teuersten Orten gibt es kaum noch größere Bauprojekte

Von Iris Hilberth, Gräfelfing/Planegg

130 neue Wohnungen sollen im letzten Bauabschnitt auf der Unterhachinger Stumpfwiese entstehen. Am Mittwochabend hat der Gemeinderat dem "Vorhaben- und Erschließungsplan" zugestimmt. Teilweise mit Bauchschmerzen. Denn das bedeutet auch 500 bis 600 Einwohner mehr und zusätzlichen Druck auf die Infrastruktur. Dass es sich dort um bezahlbaren Wohnraum handeln wird, ist eher unwahrscheinlich. Leer stehen werden die teuren Wohnungen wohl dennoch nicht, denn der Siedlungsdruck im Münchner Umland ist ungebrochen.

Derzeit liegt der Preis laut neuestem Marktbericht des Immobilienverbands Deutschland (IVD) für eine neue Eigentumswohnung in Unterhaching mit gutem Wohnwert bei 5730 Euro pro Quadratmeter, die Miete bei 15,30 Euro. Wie überall im Landkreis sind die Preise seit dem Vorjahr noch einmal gestiegen. Dabei liegt Unterhaching nicht an der Spitze der Immobilienpreise im Landkreis München. Wer in Gräfelfing, Oberhaching, Grünwald und Planegg ein Haus oder eine Wohnung sucht, muss noch tiefer in die Tasche greifen. Dort liegen die Preise meist über denen in der Landeshauptstadt München. Wie hoch die Finanzkraft im Speckgürtel ist, zeigt sich in der Kaufkraft im Landkreis München. Laut Michael Bauer Research liegt sie 2019 bei 33 395 Euro pro Einwohner und damit deutschlandweit hinter den Landkreisen Starnberg und Hochtaunus an dritter Stelle. In allen 15 Kommunen, die der IVD in seinem Bericht von den 29 Gemeinden und Städten des Landkreises auflistet, ist weiterhin der Bedarf an Wohnraum weitaus größer als das Angebot. Viele Gemeinden weisen nur zögerlich Neubaugebiete aus. Werden Wohnungen gebaut, sind diese meist schon vergeben, bevor die Bagger anrollen.

Insbesondere in den teuersten Orten gibt es kaum größere Bauvorhaben. In Grünwald etwa, wo man für ein freistehendes Einfamilienhaus über zwei Millionen Euro berappen muss und eine Doppelhaushälfte im Bestand 1,3 Millionen kostet, sind Neubauten gar nicht erst aufgelistet. Die alten Bebauungspläne schreiben große und pflegeintensive Grundstücke vor, das Preisniveau ist entsprechend in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen, da durch den leer gefegten Münchner Immobilienmarkt die Nachfrage groß ist. Ähnlich hoch sind die Preise in Gräfelfing. Für ein freistehendes Einfamilienhaus mit gutem Wohnwert notiert der IVD 1,5 Millionen Euro, wird der Wohnwert als sehr gut bezeichnet, kann man hier sogar 2,4 Millionen in ein neues Zuhause investieren. Sich mit einer Doppelhaushälfte zu begnügen, entlastet den Geldbeutel nicht. Auch die kostet inzwischen bei gutem Wohnwert 1,5 Millionen. Will man ein solches Objekt nur mieten, muss man monatlich 3530 Euro ausgeben. Selbst ein Reihenmittelhaus ist mit 2400 Euro für viele schon nicht bezahlbar. Auch hier übersteigt die Nachfrage weit das Angebot, denn eine Nachverdichtung in Gräfelfing wird durch straffe Bebauungspläne weitgehend verhindert.

Auch in Oberhaching, das mit neuen Baugebieten restriktiv umgeht, liegen die Preise über Münchner Niveau. Der Wunsch nach einer Doppelhaushälfte ist ungebrochen, entsprechend viel muss man dafür zahlen: 1,6 Millionen bei gutem Wohnwert. Auch hier liegen die Mieten über 3000 Euro im Monat. In Planegg sind vor allem Reihenmittelhäuser noch teurer als anderswo: 1,2 Millionen gehen für solche Immobilien über den Tisch. Auch in Gemeinden, in denen man nicht das große Geld vermutet, wird es immer teurer. In Grasbrunn zahlt man als Mieter einer Doppelhaushälfte 1990 Euro im Monat, in Kirchheim gar 2600 Euro. In Ottobrunn kann man sich für 2350 Euro nur ein altes Reihenmittelhaus mieten, in Unterschleißheim zahlt man dafür 2160 Euro. In Höhenkirchen-Siegertsbrunn kostet eine Doppelhaushälfte 920 000 Euro.

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