Gräfelfing:Ohne Farbe

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Zu teuer, zu schnell abgenutzt: Ein farbiger Asphalt zur gut sichtbaren Straßenführung kommt nicht (Foto: Catherina Hess)

Gemeinderat will um das Rathaus einen schlichten Straßenbelag

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Mit großer Stimmenmehrheit hat der Gräfelfinger Gemeinderat eine Entscheidung des Bauausschusses gekippt: Die Idee, den Straßenbelag auf den Fahrbahnen rund um das Rathaus farbig zu gestalten, um mehr Verkehrssicherheit zu erzeugen, fand keinen Anklang im Gremium. Lediglich auf die beiden Zebrastreifen in der Ruffiniallee und der Freihamer Straße konnte sich die Mehrheit Gemeinderäte einigen. Eines zeigen die kontroversen Debatten um die Verkehrsführung auf dem Platz deutlich auf: Jeder geht von einem grundsätzlich anderen Verkehrsprinzip aus.

Als ein Expertenbüro im ausklingenden Sommer die Straßenführung vor dem Rathaus zwischen S-Bahnunterführung, Ruffiniallee und Freihamer Straße untersuchte, wurde erstmals klar, dass die Gräfelfinger dort vielleicht Großes versucht, aber es nicht vollendet haben: einen shared space - eine Verkehrsfläche, die sich alle Teilnehmer gleichberechtigt teilen, die selbsterklärend und selbstorganisierend ist. Die Vorschläge der Experten gingen demnach auch in die Richtung, diesen shared space etwa durch Pflastersteine, eine deutliche Beschilderung oder Sitzbänke zu vollenden. Doch tatsächlich ist das nicht der Wunsch aller Gemeinderäte. Das wurde in der jüngsten Sitzung des Gremiums deutlich. Während einige Gemeinderäte der Grünen/Unabhängigen Liste und der Interessengemeinschaft Gartenstadt Gräfelfing/IGG mehr Mut einforderten, die Platzgestaltung zu einem shared space zu vollenden, hielt die Gegenseite, allen voran die CSU, den Ort gar nicht geeignet für eine solches Verkehrsprinzip, da er so direkt am Bahnhof ein zentraler Verkehrsknotenpunkt in Gräfelfing sei. "Wir sind in der Vorstufe zu einem shared space, aber die Mehrheit will gar keinen", stellte Bürgermeister Peter Köstler (CSU) klar. Es handle sich viel eher um einen verkehrsberuhigten Geschäftsbereich mit Tempo 20.

Der farbige Asphalt, der noch im Bauausschuss als Kompromiss zu den teuren Pflastersteinen durchging, fand im Gemeinderat nun keine Anhänger mehr. Er erschien ihnen zu teuer und würde sich zudem nach kurzer Zeit abnutzen. "Die Farbe ist nicht UV-beständig, nach ein paar Jahren sieht das wie eine normale Fahrbahndecke aus", sagte Ulrike Tuchnitz (Grüne/Unabhängige Liste). Insgesamt 20 von 24 Gemeinderäten folgten schließlich dem Antrag von Walter Frank (CSU), nur die beiden Zebrastreifen umzusetzen. Vier Gräfelfinger Gemeinderäte stimmten dagegen, unter anderem Lion Buro (IGG) und Martin Feldner (Grüne/Unabhängige Liste), die die Querungen als falsch platziert erachteten.

© SZ vom 08.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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