Gräfelfing:Neue Wohnwelt

Gräfelfing: Komplett erneuert und partiell abgerissen werden soll das Rudolf- und Maria-Gunst-Haus. Ein Teil des Altbaus bleibt erhalten.

Komplett erneuert und partiell abgerissen werden soll das Rudolf- und Maria-Gunst-Haus. Ein Teil des Altbaus bleibt erhalten.

(Foto: Robert Haas)

Im Bereich des heutigen Pschorrhofs und des Rudolf- und Maria-Gunst-Hauses nahe der Michaelskirche soll in Lochham ein völlig neues Quartier mit einem modernen Altenheim und Pflegekonzept entstehen

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Kommt alles so wie geplant, dann sei es der Gemeinde Gräfelfing gelungen, etwas ganz Besonderes zu schaffen, sagt Architekt Bertold Ziersch: nämlich einen Treffpunkt für alle Generationen mitten in Lochham, mit einer Gastwirtschaft, einem modernen Pflegeheim, Mehrgenerationenwohnen, einem Kindergarten und Geschäften. Dieses neue Quartier soll im Bereich des heutigen Pschorrhofs, des Alten- und Pflegeheims Rudolf- und Maria-Gunst-Haus und auf dem Grundstück nahe der Michaelskirche entstehen. Vieles ist noch Zukunftsmusik. Doch das Konzept für ein modernes Alten- und Pflegeheim hat der Ausschuss für soziale Angelegenheiten des Gräfelfinger Gemeinderats am Dienstag einstimmig auf den Weg gebracht.

Wie das Alten- und Pflegeheim Rudolf- und Maria-Gunst-Haus saniert und erneuert werden kann, beschäftigt den Gemeinderat schon lange. Zuletzt war ein Konzept vorgestellt worden, das noch Wünsche offenließ. Zu wenig schien bisher der Charakter einer Hausgemeinschaft verankert zu sein mit kleineren, familiär organisierten Wohngruppen und hoher Aufenthaltsqualität. Die Planer sollten eine neue Denkrunde einlegen, der Bauberater im Gremium, Bertold Ziersch, stieg in das Projekt mit ein, am Dienstag wurde das überarbeitete Konzept vorgelegt.

Der neue Pflegebereich besteht nun aus überschaubaren Wohngruppen, deren Bewohner - maximal 16 - jeweils in einer "Wohnwelt" zusammenleben, erläuterte Ziersch. Es gibt jeweils eigene Essbereiche, ein Wohnzimmer und Zugänge zu einer Terrasse mit einem gestalteten Garten. Die Zimmer und Gänge sind jeweils um weitere Innenhöfe angelegt, sodass viel natürliches Licht in das Gebäude dringt und immer wieder Blicke nach draußen möglich sind. Offene Türen, Helligkeit und Transparenz prägen den Eindruck, dabei sind kurze Gänge vorgesehen, die immer wieder durch Nischen aufgebrochen sind und für geborgene Bereiche sorgen sollen. Vor allem Demenzpatienten sollen so Orientierung, Sicherheit und Geborgenheit erleben. Wer noch agil ist, soll weite Wege laufen können, ohne dabei in "Sackgassen" zu geraten, sagte Ziersch. Es soll ein "Zuhause" werden, bei aller Dichte der Bauweise, die nötig ist, um Fördergelder zu erhalten - nicht mehr als 55 Quadratmeter dürfen pro Pflegeplatz eingeplant sein, inklusive aller anteiligen Flächen für Bäder, Technik, Verwaltung oder Küche. Die Architekten plädieren für einen Skelettbau mit Holzfassade, der maximale Flexibilität bietet. Sollten in vielen Jahren wieder andere Pflegekonzepte angesagt sein, lassen sich Wände einfach umsetzen.

Mit dem neuen Konzept würde das Alten- und Pflegeheim dem Idealbild der sogenannten Fünften Generation des Altenwohnbaus entsprechen, dessen Leitbild das Leben in Privatheit, in Gemeinschaft und in der Öffentlichkeit ist. "Ich stütze das sehr", sagte Bürgermeister Peter Köstler (CSU) zum präsentierten Konzept.

Die Vorstudie wurde unter großem Zeitdruck überarbeitet. Anfang Juni kamen die Planer zusammen, am 30. Juni muss der Förderantrag für Zuschüsse aus dem Söder-Paket eingereicht sein. Deshalb soll am Donnerstag auch noch einmal der Bauausschuss seine Zustimmung geben, am Dienstag der kommenden Woche wird dann vom Gemeinderat finale Bestätigung erwartet.

Die Eckpfeiler des Zukunftskonzepts Rudolf- und Maria-Gunst-Haus sind trotz der Überarbeitung gleichgeblieben: Es wird im Pflegebereich 96 Plätze geben, vorgesehen sind dabei auch Kurzzeit- und Tagespflegeplätze. Ein hauseigener ambulanter Pflegedienst ist geplant, betreutes Wohnen mit 38 Wohneinheiten in einem separaten Baukomplex, es wird ein Café mit Außenterrasse als Begegnungsstätte geben, eine Care- und Inklusionsberatung sowie 20 Personalwohnungen. Ein Teil des Altbaus des jetzigen Heims entlang der Lindenstraße soll erhalten bleiben und in bezahlbaren Wohnraum verwandelt werden. Der gesamte Neubau und die Sanierung sollen in drei Abschnitten erfolgen, sodass die Bewohner während der Bauphase in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können.

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