Gräfelfing:Klare Ansage

Unterhaching, Wahlplakate,

Das Papier löst sich schon, das Ergebnis bleibt: Im Landkreis München - hier eine Plakatwand aus Unterhaching - haben sich die Parteien redlich um die Gunst der Wähler bemüht. Manche waren damit erfolgreich.

(Foto: Angelika Bardehle)

Die Politiker in den drei Würmtal-Gemeinden ziehen ihre Lehre aus der Europawahl und wollen für die Kommunalwahl mit grünen und sozialen Themen punkten

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Ergebnisse der Europawahl lassen sich nicht eins zu eins auf die Kommunalwahl übertragen, darüber sind sich die Politiker im Würmtal über die Parteigrenzen hinweg einig. Und trotzdem strahlt das Europawahl-Ergebnis bis in die Kommunen hinein. Denn der Trend, dass grüne Themen die Menschen bewegen und die Themen der SPD bei den Wählern nicht ankommen, könnte sich auch bei der Kommunalwahl im nächsten Jahr niederschlagen. Das vermuten jedenfalls einige Politiker. Die Ortsverbände leiten daraus einen klaren Auftrag für den kommenden Wahlkampf ab: sich klar zu positionieren und die Themen der Europawahl auf kommunale Ebene herunterzubrechen.

Kommunalwahlen zeichnen sich dadurch aus, dass es dabei mehr um Personen und ortsspezifische Themen geht und weniger um Parteipolitik. Dennoch sei der "grüne Trend" auf allen Ebenen zu spüren, sagt Gräfelfings Bürgermeisterin Uta Wüst (Interessengemeinschaft Gartenstadt Gräfelfing/IGG). Die lokalen Gruppierungen könnten davon profitieren. Für die IGG sei das besonders spannend. Das unabhängige Bürgerforum werde schon immer mit Umweltthemen assoziiert.

Es gibt tatsächlich viele Schnittstellen mit dem Ortsverband der Grünen/Unabhängige Liste. Einige Wähler, die bei anderen Wahlen traditionell die Grünen wählen, geben in Gräfelfing der IGG ihre Stimme. Bei der Kommunalwahl werde es darum gehen, welche der beiden Gruppierungen eher den Nerv der Gräfelfinger treffe, meint Wüst. Das Wahlergebnis offenbart auch, dass gerade viele junge Menschen den Grünen ihre Stimme gegeben haben. Auf diese Stimmen hofft Grünen-Gemeinderätin Frauke Schwaiblmair auch in Gräfelfing. Die "konsequente Haltung" der Grünen/Unabhängige Liste zur Gräfelfinger Verkehrspolitik könnte ausschlaggebende sein. Hofft sie.

Auch die CSU, die in den Würmtal-Gemeinden leicht zugelegt hat im Vergleich zur Europawahl 2014, leitet aus dem Wahlerfolg der Grünen einen Handlungsauftrag ab. Während auf europäischer Ebene Klimaschutz als Parole wirken könne, seien auf lokaler Ebene konkrete Lösungen gefordert, sagt Peter Köstler, Gemeinderat und Bürgermeister-Kandidat der CSU in Gräfelfing. Das sei ein Auftrag, dem sich nicht nur die CSU stellen müsse -auch die Grünen müssten sich an den konkreten Taten messen lassen. Auch die CSU mache sich für Umweltthemen stark, betont die Neurieder CSU-Gemeinderätin Marianne Hellhuber. Diese Europawahl zeige jedoch sehr klar, dass diese Positionierung im Kommunalwahlkampf den Wählerinnen und Wählern noch besser vermittelt werden müsse.

Die größte Aufgabe hat die Würmtaler SPD zu bewältigen. Die Ortsverbände müssen beide Seiten motivieren: Die Wähler wie auch die eigenen Mitglieder, die überzeugt werden müssten, sich weiter zu engagieren, sagt Anette Kitzmann-Waterloo, Vorsitzende des Ortsverbands Gräfelfing-Lochham. Für sie ist klar, dass die jungen Leute, die früher vielleicht Linke gewesen seien, heute Grüne seien. Man müsse sich auch auf lokaler Ebene überlegen, was man diesen Wählern anbiete, "das muss mehr sein als Radwege". In Planegg, das auf kommunaler Ebene als traditionelle SPD-Hochburg gilt, hat die SPD im Vergleich zu den anderen beiden Würmtal-Gemeinden am meisten Stimmenverluste zu beklagen, die Grünen haben mehr als neun Prozentpunkte zugelegt.

Man wird mit Spannung erwarten können, wie sich das bei der Kommunalwahl niederschlägt, denn in Planegg sind zwei grüne Gruppierungen zu wählen: die seit 18 Jahren bestehende Grüne Gruppe 21 und die noch junge Ortsgruppe von Bündnis 90/Die Grünen, die beide unterschiedliche Auffassungen von grüner Kommunalpolitik haben. SPD-Bürgermeister-Kandidatin Christine Berchtold bietet sich derweil als Option an - "viele Ziele der Grünen sind auch bei der SPD finden".

Der Ruf nach einer klaren Positionierung der SPD ist reihum zu hören. Für Neurieds SPD-Bürgermeister Harald Zipfel, der erneut für dieses Amt kandidiert, gilt das auf allen Ebenen, von Europa bis in die Kommunen. Die SPD-Wahlschlappe nimmt er nicht persönlich, "ich habe meinen Job gut gemacht". Er verweist auf die beiden Wohnbauprojekte, bei denen die soziale Bodennutzung verankert wurde und bezahlbarer Wohnraum geschaffen wird.

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