Bürgerhaus Gräfelfing:Nicht zeitgemäß

Nach der Generalsanierung soll das Bürgerhaus einen neuen optischen Akzent bekommen. Den ursprünglich geplanten Glasturm verwarfen die Gemeinderäte jetzt aber wegen des hohen Energieverbrauchs. Der Hochpunkt müsste im Sommer aufwendig gekühlt werden

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Der Glasturm ist passé: Ein vollverglaster Turm, der nachts leuchtet, hätte nach der Generalsanierung am Gräfelfinger Bürgerhaus den optischen Akzent Richtung Bahnhofsplatz bilden sollen. Von dieser Idee haben sich die Gräfelfinger Gemeinderäte jetzt aber wieder verabschiedet. Der Energieverbrauch, den Turm im Sommer zu kühlen, erschien ihnen zu hoch. Jetzt soll es lieber ein Hochpunkt in Massivbauweise werden.

Der verglaste Turm hätte in seinem transparenten Erscheinungsbild das "unverwechselbare Merkzeichen" für Gräfelfing werden sollen. So hatte es sich Architekt Klaus Molenaar vorgestellt. Er hatte das Bürgerhaus schon in den Achtzigerjahren geplant, jetzt muss es generalsaniert werden. Der Turm wäre als neues optisches Highlight zu dem Komplex hinzugekommen.

Die Umbaupläne für das Bürgerhaus, das neben Veranstaltungsräumen, eine Bühne mit Zuschauersaal, die Bücherei und das Kino beherbergt, wurden von den Gemeinderäten bereits in etlichen Ausschussrunden diskutiert. Zuletzt war man sich noch uneinig über die Stauraumlösungen für Zuschauerstühle und die Gestaltung des Turms gewesen. Eine Anfrage des neuen Gemeinderatsmitglieds Professor Gerhard Mengedoht (Grüne/Unabhängige Liste), Experte für solares Bauen, in einer der vergangenen Sitzungen hatte den Stein ins Rollen gebracht, den Turm schon zum jetzigen Planungsstand genauer zu untersuchen. Mengedoht wollte wissen, wie der Turm im Sommer gekühlt werde und wies darauf hin, dass Glasflächen in solchem Ausmaß heute energetisch nicht mehr tragbar seien.

Das zeigten dann auch die bauphysikalischen Untersuchungen, die ein online zugeschalteter Experte in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses präsentierte. Im Winter müsste der Glasturm zwar weniger geheizt werden, da er die natürliche Sonneneinstrahlung optimal nutzen könnte. Im Sommer hingegen müsste er mit großem Aufwand gekühlt werden. Die Energiekosten würden sich auf 6570 Euro im Jahr belaufen, im Vergleich zu 437 Euro bei Massivbauweise. Damit erübrigte sich jede Diskussion unter den Gemeinderäten, sie gaben der Massivbauweise den Vorzug. Es wäre dann eher ein Turm "im traditionellen Sinne", sagte Molenaar. Auch hier sollen noch Lichtakzente gesetzt werden.

Endlich wurde auch die bauliche Variante für die Nebenräume mehrheitlich entschieden: Lagerräume für Stühle oder Instrumente sollen im Erdgeschoss angesiedelt sein, um möglichst nahe an der Bühne zu liegen, die im Zuge der Umbaumaßnahmen vergrößert werden soll. Dazu ist ein Anbau an der Rückseite des Bürgerhauses nötig. Nach vielen Untersuchungen und Berechnungen erwies sich diese Anbauvariante für den Architekten wie auch die Gemeinderäte als sinnvollste Lösung.

Die Idee, das gesamte Lager im Keller unterzubringen wie Martin Feldner (Grüne/Unabhängige Liste) vorgeschlagen hatte, konnte in der Sitzung keine Mehrheit finden. Dafür müsste extra mit großem Aufwand ein Lastenaufzug gebaut werden für 375 000 Euro. Die Gemeinderäte fanden es unpraktisch, Stühle und Instrumente immer wieder in den Keller transportieren zu müssen. Zudem mache man sich abhängig vom Funktionieren eines Aufzugs, der darüber hinaus Wartungskosten produziere, gab Wolfgang Balk (Interessengemeinschaft Gartenstadt Gräfelfing/IGG) zu bedenken. Feldner hatte argumentiert, dass ein Verzicht auf den Anbau mehr unversiegelte Fläche bedeutet hätte und mehr Parkplätze. Nun muss der Gemeinderat noch über Turm und Lagervarianten entscheiden.

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