Schneeweinchen und Rosenbrot:Wo die Küche gern auch mal ironisch wird

Gourmet, Restaurant Schneeweinchen und Rosenbrot in der Elsässer Straße 23

Das neue "Schneeweinchen und Rosenbrot" in der Elsässser Straße soll ein Lokal für jede Gelegenheit sein.

(Foto: Florian Peljak)

Tische mit quietschendem Fußhebel und eine Namenswahl, die der Wirtin Spott einbringt: Im Haidhauser Schneeweinchen und Rosenbrot ist vieles ein bisschen anders als in normalen Restaurants.

Von Philipp Crone

Es kann durchaus mal quietschen im Schneeweinchen und Rosenbrot. Wenn die Tische nicht gut geölt sind. Die bestehen in dem Haidhauser Lokal nämlich aus massiven Gestellen früherer Nähmaschinen. Und wenn Wirtin Nora Wolf in ihrem Restaurant sitzt und über die Tische schaut, die unten eben bewegliche Tritte haben, mit denen früher die Nähmaschinen angetrieben wurden, dann hat man das Gefühl, dass hier viele Dinge zusammengenäht wurden, mit feiner Nadel.

Vier Jahre lang hat die 32-jährige Wolf nebenan bereits die Zimtzicke geführt - ein Tagescafé, das um 17 Uhr schließt -, als die Räume des heutigen Restaurants frei wurden. Zwei große Fensterfronten und ein Nebenraum: Wer möchte, sitzt in Ruhe und ungesehen in einem mit Polstertapete verzierten Raum. Wer allerdings einen Blick auf den relativ ruhigen Platz an der Elsässer und Breisacher Straße haben möchte, sitzt am Fenster.

Gourmet, Restaurant Schneeweinchen und Rosenbrot in der Elsässer Straße 23

Nora Wolf hat vier Jahre ein Tagescafé nebenan betrieben.

(Foto: Florian Peljak)

Wolf hat mit 16 Jahren begonnen, in der Gastronomie zu arbeiten, mit 18 eine Ausbildung in Modedesign gemacht und anschließend eine zur Hotelfachfrau. Über der Theke hängen Holzbretter an Seilen, der Tresen ist aus Holzscheiten geschichtet, in einer Wohnzimmerecke brennt neben den Couchmöbeln ein elektronischer Kamin. Die Einrichtung ist wie der Name: ein wenig ironisch bis selbstironisch gedacht. "Wir haben hier im September mit Jeanshemd und Maishähnchen angefangen", sagt Wolf.

Gekocht wird von Thomas Rusch und seinem Team. Nora Wolf wollte ein Lokal eröffnen, in das die Haidhauser bei jeder Gelegenheit gehen. Ob auf einen Kaffee am Kamin, ein Glas Wein und einen Snack, ein kurzes Abendessen oder ein langes und besonderes. "Haidhausen ist ein Dorf", sagt Wolf, und den Dorfbewohnern wolle sie in der Zimtzicke "Guten Morgen" und im Schneeweinchen "Gute Nacht" sagen. Und ihnen auf einer sehr kleinen Karte sehr frische Speisen servieren und deutsche Weine.

Man kann sich in diesem angenehm rustikalen und wohnlichen Ambiente alles so zusammenbauen, wie man es gerne hätte. Da wird einem auch in einem Menü "sagen wir: für 69 Euro, fünf Gänge so aufgeteilt, wie der Gast das haben möchte". Also die Salbei-Gnocchi mit dem Schwertfisch und dem Perlhuhn. Die kleine Karte, die zum vorabendlichen Wein gedacht ist, umfasst sieben Gerichte, die Hauptkarte sechs. Da kann der Gast durchaus mal sagen: "Ich hätte gerne alles einmal."

Das Lokal wirkt ein wenig so wie seine Wirtin: geradeheraus, ein bisschen frech, ein bisschen elegant und voller Energie. Wenn Wolf also berichtet, welche Weine in der Kühlkammer hinter der Theke liegen, einem Raum, der von der früheren Metzgerei an gleicher Stelle übrig geblieben ist, dann schwärmt sie von den deutschen Winzern. Sie kennt alle Weingüter, die auf der Karte zu finden sind. Es ist beim Essen wie mit den Gästen, die gute Nachbarschaft und das Kennen sind entscheidend.

"Ich möchte ein Lokal führen, in das der Gast wiederkommt", sagt Wolf. Und nicht nur zu ganz besonderen Anlässen, weil man es sich sonst nicht leisten kann. Mittwochs gibt es den Teller Pasta samt einem Glas Wein für zehn Euro, der Topf Pasta mit einer Flasche Wein für vier Personen für 40 Euro. Und wer etwas zu feiern hat, bestellt dann vielleicht das Perlhuhn-Risotto für 20,50 Euro oder den Schwertfisch für 22,50 Euro. Das Bier kommt aus der Maxlrainer-Brauerei, und auch wenn das Zwickl-Bier, naturbelassen, ein wenig arg angehipstert im Weinglas serviert wird, so stört das dann in einem Wein-Restaurant doch nicht so sehr.

Gourmet, Restaurant Schneeweinchen und Rosenbrot in der Elsässer Straße 23

Die kleine Karte, die zum vorabendlichen Wein gedacht ist, umfasst sieben Gerichte, die Hauptkarte sechs.

(Foto: Florian Peljak)

Und so füllt sich am Abend der Raum gegen 19 Uhr, es ist fast täglich voll, aber für einen spontanen Besuch findet sich fast immer Platz. Während draußen die Passanten auf dem Heimweg sind, beginnt drinnen der Abend mit einem Aperitiv oder einer kleinen Käseplatte samt Wein am Kamin. Dazu läuft auch mal Supertramp oder ein Song der Beatles, und die Schneidemaschine summt, während sie feine Streifen des Schwarzwälder Schinkens abschneidet. Und vielleicht quietscht es ja an einem der Tische, weil der junge Mann beim ersten Abendessen-Date etwas aufgeregt ist und den Fußhebel entdeckt hat.

Mit einem angenehmen Hauch Unernst geht man hier an das Thema Essen heran. Allein der Name, für den Wolf "natürlich gerne veralbert" wird. Aber wenn das Café schon Zimtzicke heißt. Und Rosenbrot? Das muss es natürlich schon geben, wenn es schon im Namen steckt. "Klar! Das ist eine leicht rötliche Semmel mit Rosenlikör. Die wird mit süßsalziger Mandelbutter serviert." Auch hier hat die Wirtin wieder sehr verschiedene Dinge zusammengenäht, bis es angenehm quietscht.

Weitere Informationen unter www.sz.de/gourmet

In einer früheren Version des Textes war von Küchenchef Luke Rogers die Rede. Dieser arbeitet nicht mehr im Schneeweinchen und Rosenbrot.

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