Gourmet Award 2016:Kulinarisch auf Augenhöhe mit Berlin

SZ Gourmet-Award 2016 im Gloria-Palast

Der Sieger Christian Ribitzki wird zum Sieg des Gourmet Awards herzlich beglückwünscht.

(Foto: Florian Peljak)

Die Gäste bei der Verleihung des Gourmet Award sind sich einig: Die Gastronomie in der Stadt entwickelt sich prächtig. Sogar mit Europas kulinarischer Topadresse wird München verglichen.

Von Philipp Crone

Der Moment der Siegerehrung könnte für Christian Ribitzki und Ali Güngörmüs nicht unterschiedlicher sein. Als der Satz: "Sieger ist der Hutong Club!" durch den Saal hallt, ist in einer mittleren Reihe ein kräftiger Jubelschrei von drei Männern zu hören, den Betreibern des Siegerlokals, während weiter rechts Güngörmüs vom Pageou schaut, als sei ihm gerade das Salz am Herd ausgekommen.

Ribitzki und Güngörmüs sind zwei Köche von insgesamt zehn für den Gourmet-Award nominierten Lokalen. Während der 49-Jährige vom Hutong Club anschließend mit feuchten Augen Gratulationen entgegennimmt, fängt sich Kollege und Sternekoch Güngörmüs dann aber auch schnell wieder. Zum einen war es eine überaus harte Konkurrenz, wie auch Jury-Chef Bobby Bräuer sagt, zum anderen sind Stimmung und Atmosphäre an diesem Abend so voller angenehm kollegialer Energie, dass man gar nicht lange enttäuscht sein kann.

Schließlich sind unter den gut 200 Gästen eine Großzahl der Gastronomen, die München zu einem derart spannenden kulinarischen Ort gemacht haben, dass CSU-Stadtrats-Fraktionschef Hans Podiuk sich gar hinreißen lässt zu der Prognose: "Mit Berlin haben wir gastronomisch längst gleichgezogen und sogar zu Paris bald aufgeschlossen."

Zufriedenheit über den Zustand der Münchner Kulinarik

Es herrscht beim Empfang vor der Verleihung allgemeine Zufriedenheit über den Zustand der Münchner Kulinarik. Hofbräuhaus-Direktor Michael Möller sieht durch die vielen neuen Konzepte "noch mehr Anreize auszugehen". Und er beobachtet einen neuen Trend in der Stadt: Während die Münchner noch bis vor einiger Zeit weniger essen gegangen seien, gehen sie nun wieder mehr aus. "Der Unterschied zu früher ist allerdings, dass die Leute schneller wieder weiterziehen."

Ganz anders machen es die Gäste an diesem Abend. Hier ratscht Wiesn-Wirt Günter Steinberg mit den Kollegen Jürgen Lochbihler (Der Pschorr) und Eduard Reinbold vom Franziskaner, nebenan stößt Pacha-Betreiber Michi Kern mit Kammerspiele-Intendant Matthias Lilienthal an und einen Tisch weiter SZ-Geschäftsführer Stefan Hilscher mit Moderator Christian Mayer. Und während Florian Randlkofer von Dallmayr bei einem Glas Moët das Blauschimmel-Panna-Cotta mit Birne und Speck probiert, macht es sich Seraphin Kustermann bereits auf einem Kinosessel bequem.

Thema des Abends ist die Entwicklung der Branche in München. Wiesnwirt Steinberg beobachtet, "dass gerade viele Quereinsteiger gute Ideen einbringen". Wer heute ausgehe, wolle aber auch: "das Persönliche", Wirte, die mit den Gästen sprechen.

Spätestens beim Dessert ist Güngörmüs wieder versöhnt

An diesem Abend sind es oft Fachgespräche der Gastronomen untereinander. Randlkofer sieht, dass in München "Qualität und Erlebnis immer professioneller werden", der zweite Bürgermeister Josef Schmid einen "ungebremsten Aufwärtstrend", den man auch daran erkenne, dass es so hochwertige Auszeichnungen wie den Gourmet-Award gebe. Und Flori Schuster von Sport Schuster befindet, dass die Gastronomie in München eine "internationale Richtung eingeschlagen hat, die der Stadt gut tut".

Nach der Verleihung wird dann bei Wein und halbgebackenem Schokokuchen mit Mango-Sorbet leidenschaftlich über Konzepte diskutiert, und Ali Güngörmüs ist spätestens da versöhnt. Denn an so einem lauen Abend mit der geballten Präsenz der Münchner Kochkünstler, die wie eine einzige große Küchenmannschaft wirken, wird einmal mehr klar: Je mehr gute Lokale es in dieser Stadt gibt, desto mehr profitieren auch alle davon.

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