Süddeutsche Zeitung

Gorilla-Bar:Wohnzimmer mit Boazn-Flair

Die Stammkneipe macht zu. Was tun? Ahmet Özkan und seine Frau haben einfach eine eigene Bar in Neuhausen aufgemacht. Essen darf man selbst mitbringen. Auch sonst merkt man der Gorilla-Bar ihre Vergangenheit an.

Von Karoline Meta Beisel

Was tun, wenn die Stammkneipe schließt oder den Besitzer wechselt und nichts mehr ist wie vorher? Die bequeme Variante ist, in der Nachbarschaft nach einem neuen Wohnzimmer für den Abend zu suchen. Aber so einfach ist das ja nicht. Entweder die Musik stimmt nicht, oder die Lage ist so, dass man von der Arbeit aus schlecht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln hinkommt, oder die Bedienung schaut einen immer so blöd an. Die aufwendigere Variante ist die, die Ahmet Özkan und seine Frau sich ausgesucht haben. Sie haben nämlich nach monatelangem Renovieren ihre eigene Kneipe aufgemacht.

Der Raum war in der Neuhausener Hirschbergstraße schnell gefunden, eine Boazn hatte da gerade zugemacht. Aber einen Namen brauchte der Laden noch. "Wir wollten irgendwas mit Tieren", sagt Özkan, "erst dachten wir Mathilda, wie meine Katze, aber das klang zu sehr nach Tagescafé." Und ein Tagescafé ist die neue Bar wirklich nicht, schon wegen der Öffnungszeiten - erst ab 17 Uhr. Jetzt heißt der Laden Gorilla-Bar, in Erinnerung an die alte Stammkneipe, die Guerilla-Bar.

Orient in Oberbayern

Zur Eröffnung am Samstag gab es fremdländische, nämlich lateinamerikanische, Klänge zu einheimischen Drinks: Auf der Karte stehen der Duke-Gin aus München, Slyrs-Whisky vom Schliersee, Enzian-Schnaps und Hacker-Helles (für 3,10 Euro). Essen darf man sich wie im Biergarten selber mitbringen. Das passt zu der Boazn-Vergangenheit, die man dem Laden durchaus noch anmerkt.

Im vorderen Raum mit dem tollen Riesen-Panorama-Fenster auf die Straße ist die Holzvertäfelung zwar weiß übermalt. Aber im kleinen Hinterzimmer mufft es einem noch richtig schön entgegen, inklusive bunter Mosaiklampen, die so aussehen, als habe man den Orient nach Oberbayern holen wollen. Dass das Boazn-Flair erhalten geblieben ist, ist halb Absicht und halb Pragmatismus: "Wir mussten mit dem Renovieren ja auch mal zum Ende kommen", sagt Özkan.

Zusammen mit einem Jimi-Hendrix-Plakat und einem Verkehrsschild aus Özkans Heimatstadt Siegen macht das alles einen ordentlich zusammengewürfelten Eindruck. Bald sollen auch noch Fotoausstellungen und Lesungen dazukommen. Egal, den Gästen gefällt's, am ersten Abend war der Laden voll.

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SZ vom 19.09.2014/amm
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