Die neue Gop-Show „Surprise“Überraschungen im Retro-Look

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Partnerakrobatik in Perfektion: das Duo Pearl.
Partnerakrobatik in Perfektion: das Duo Pearl. (Foto: Linus Reuer)

Die neue Gop-Show „Surprise“ bietet mit Herren- und Damenwitzen, virtuoser Klaviermusik und spektakulärer Artistik eine Zeitreise der besonderen Art.

Kritik von Barbara Hordych

Wenn Entertainer Markus Schimpp ein kariertes Sakko trägt, als Mann am Klavier ein Bier braucht und gegen die Diätpläne seiner Frau verstoßend von seiner Sehnsucht nach „Pommes mit Mayo“ singt, dann ist in der neuen Gop-Show „Surprise“ schnell klar, wohin die Unterhaltungsreise geht: Mit Peter Frankenfeld und leicht angegrauten Herren- und Damenwitzen schlägt die Show gleich mehrere Volten rückwärts, um weich in der bequem gepolsterten Humor-Kiste der Fünfzigerjahre zu landen.

Glücklicherweise reichen die Klavierkünste des gebürtigen Augsburgers Schimpp dabei weit über die damaligen bundesrepublikanischen Grenzen hinaus, virtuos lässt er erst die linke, dann die rechte Hand ganz im Boogie-Woogie-Stil des amerikanischen Plüsch-Pianisten Liberace über die Tasten wirbeln. Und dass er Netzstrümpfe zu seinem Frankenfeld-Sakko trägt, peppt den Retro-Look ebenfalls etwas auf.

In jeder Situation ein passendes Liedchen oder einen unpassenden Spruch auf den Lippen: Markus Schimpp, Chantall und Marco Noury (von links).
In jeder Situation ein passendes Liedchen oder einen unpassenden Spruch auf den Lippen: Markus Schimpp, Chantall und Marco Noury (von links). (Foto: Linus Reuer/Gop)

Ihm zur Seite steht die sangesfreudige Chantall, die sich als „verrückte Tante“ durch die Show berlinert. Als solche schreckt sie auch nicht davor zurück, sich vor den Augen des Publikums mit einem „Hintern to go“ aus Silikon und Schaumstoff à la Kim Kardashian aufzurüsten. Idealerweise in einem eng anliegenden Rock, der natürlich weiß sein müsse, denn das trage besonders gut auf, rät sie. „Ich habe es ausprobiert: Mit diesem Hintern wurde ich weitaus mehr angesprochen als ohne“, gibt sie ihre Rechercheergebnisse zum Besten.

Für die wirklichen Überraschungen sind bei „Surprise“ die hervorragenden Artistinnen und Artisten mit ihren innovativ choreografierten Nummern zuständig. Iryna Hladka aus der Ukraine beherrscht ihre Hula-Hoop-Reifen auf faszinierende Weise, Sergey Timofeev brilliert mit exzellenter Equilibristik. Das Duo „Up ’n‘ Down“ mit Dimitri Terribilini aus der Schweiz und Laurine Dumora aus Frankreich saust mit Körperbeherrschung, Konzentration und gewagten Sprüngen beeindruckend synchron über den chinesischen Mast, musikalisch untermalt von einem Remix von Camille Saint-Saëns. Das Duo Pearl, bestehend aus Melania aus Portugal und Nikita aus Kasachstan, begeistert mit seiner Partnerakrobatik, bei der sich ihre athletischen Fähigkeiten nahtlos in die Musik integrieren. Tempo und Thrill bringen die Skating Daltons mit rasanter Rollschuhakrobatik auf die Bühne.

Marco Noury schließlich beendet die Show mit einer atemberaubenden Performance. Zuvor hatte man ihn als glitzernden Assistenten von Moderatorin Chantall mit viel Strass und auf hohen Pumps durch das Programm stöckeln sehen. Umso größer ist am Schluss die Überraschung, wenn er hoch oben in der Luft zu Hildegard Knefs Evergreen „Für mich soll’s rote Rosen regnen“  schwingt und mit erstklassigen Spagatdrehungen die Brücke zwischen Moderation und Artistik schlägt. Regisseur Knut Gminder wäre sicherlich höchst angetan von seinem Ensemble gewesen. Doch der Varieté-Experte, Schöpfer von Gop-Shows wie „Elektro“, „Trust Me“ und „Humorzone“, ist im Dezember im Alter von nur 58 Jahren unerwartet gestorben. Zurück bleibt eine geschockte Gop-Künstlerfamilie - und „Surprise“, seine schillernde Hinterlassenschaft an das Publikum.

Surprise – Eine Überraschung kommt selten allein!, bis 9. März, Gop, Maximilianstraße 47

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