Süddeutsche Zeitung

Goethe-Institut:"Goethe" wird schlanker

Die Zentrale des Gothe-Instituts an der Dachauer Straße verpflanzt Jobs ins Ausland. Betriebsbedingte Kündigungen gibt es wohl nicht.

Christian Rost

Die Münchner Zentrale des Goethe-Instituts plant einen kräftigen Stellenabbau. Bis 2009 soll die Zahl der Mitarbeiter von 300 auf 230 reduziert werden. Betriebsbedingte Kündigungen werde es durch die Straffung der Verwaltung aber nicht geben, versichert Generalsekretär Hans-Georg Knopp.

Über die Auswirkungen der 2007 beschlossenen und seit Januar geltenden Strukturreform "Goethe 09" informiert Knopp im Jahrbuch, das die Kulturbotschaft am Dienstag vorlegte. Demnach will die Zentrale in der Dachauer Straße künftig "mehr Geld für Inhalte und weniger für Verwaltung" ausgeben. "Vieles, was wir bisher in München bearbeitet und entschieden haben, wird künftig dezentral gemacht", so Knopp. "Denn unsere Aufgaben nehmen wir vor allem im Ausland wahr." Weltweit gibt es 147 Institute und zusätzlich 13 in Deutschland.

Es würden nicht nur Verwaltungskosten eingespart, die Entscheidungen könnten nun auch näher am Menschen getroffen werden, so Knopp weiter. In Afrika, wo 6,5 Millionen Euro Sondermittel investiert werden, will das Goethe-Institut zum Beispiel zwei neue Filialen gründen, außerdem sollen etliche Kulturmanager und Experten für Deutschunterricht an Partnerorganisationen entsandt werden. Aktuell sucht man auch für die Aktivitäten in China Projektleiter.

Der Stellenabbau in München wird den Plänen zufolge bis Ende 2009 abgeschlossen sein - "ohne betriebsbedingte Kündigungen", wie der Generalsekretär betont. In der Zentrale sind bereits verschiedene Abteilungen zusammengelegt worden, etwa der Kommunikations- und Internetbereich. "Frei werdende Stellen werden nicht mehr besetzt", sagt Ursula Obers-Kraft. Echte "Härten", wie sie der Generalsekretär angedeutet hat, gebe es aber nicht, konkretisiert die Sprecherin: "Der Stellenabbau ist sozialverträglich. Es ist nur so, dass nach der Umstrukturierung nicht mehr jeder an seiner Wunschstelle arbeiten wird."

Klaus-Dieter Lehmann, seit diesem Jahr Präsident des Goethe-Instituts, sieht bereits die positiven Effekte der Reform: "Im Institut herrscht Aufbruchstimmung, mit stabilen finanziellen Verhältnissen, kreativen Ideen und einer neuen, effektiven Organisationsstruktur." Der Fokus liege wieder auf der Programmarbeit und der Neueröffnung von Instituten, so Lehmann, der zuvor als Vizepräsident mitverantwortlich für die Strukturreform und so Motor dafür war, dass die weltweiten Niederlassungen jetzt alleine für ihr Programm verantwortlich sind.

Durch die Einsparungen und Budget-Erhöhungen stehen dem Goethe-Institut heuer 35 Millionen Euro mehr als im Vorjahr für die Programmarbeit zur Verfügung. Doch die Sparmaßnahmen sind nicht überall sinnvoll. So hat es sich als falsch erwiesen, dass in den Auslandsinstituten deutsche Kulturexperten durch billigere Ortskräfte ersetzt wurden.

Damit sei auch die Rotation - mit dem regelmäßigen Personalwechsel waren neue Impulse an die Institute gekommen - ins Stocken geraten, wird Lehmann in einem Interview zitiert. Außerdem sei es kontraproduktiv, die örtlichen Institute aus Kostengründen in wenig einladende Gebäude oder sogar an die Stadtperipherie ziehen zu lassen.

Als Arbeitsschwerpunkte für dieses Jahr hat sich das Kulturinstitut die Initiative "Schule: Partner der Zukunft" und das Projekt "Sprachen ohne Grenzen" zur Förderung der Mehrsprachigkeit in Europa gesetzt. Im Jahr 2007 haben mehr als 175.000 Menschen an einem Goethe-Institut im Ausland Deutsch gelernt.

An den Sprachkursen in Deutschland nahmen gut 21.000 Personen teil. Insgesamt stieg die Zahl der Teilnehmer im Vergleich zum Vorjahr um nahezu 10.000. Das Goethe-Institut hat weltweit rund 3000 Mitarbeiter. Die Gesamteinnahmen betrugen 2007 rund 230 Millionen Euro, davon kamen 174,4 Millionen Euro vom Auswärtigen Amt. Die Erlöse erhöhten sich um zwei auf insgesamt 40,2 Millionen Euro.

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SZ vom 06.08.2008/sonn
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