Girl's Day:Königinnen der Landstraße

MAN Girls Day

Girls Day: zwei Schülerinnen schnuppern in einem LKW in Karlsfeld bei München Truckerfeeling.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Wie Mädchen bei MAN technische Berufe kennenlernen

Von Christiane Bracht, München/Karlsfeld

"Alle fangen mit einem Auto an und wir mit einem Truck." Die Augen von Magdalena Waltner und Julia Kühnemund leuchten, als sie aus dem Führerhaus des grauen Kipplasters herausspringen. "Das war ja so cool", kreischen sie. Lastwagenfahren ist ja eher eine Männerdomäne. Die beiden 13- und 14-jährigen Mädchen stört das nicht, ganz im Gegenteil: Sie sind begeistert. So einfach kann es sein, wenn man junge Frauen für technische Berufe gewinnen will. 23 hat der Nutzfahrzeughersteller MAN am Donnerstag zu sich eingeladen, zum ersten "Girls Day" dieser Art am Standort. Geschäftsführer Michael Groß macht ein sehr zufriedenes Gesicht, als er die Freude der Mädchen sieht. Man wollte den Zwölf- bis 16-Jährigen den Beruf der Junior-Verkäuferin näher bringen. Lastwagen verkaufen ist nämlich kein Job wie jeder andere. Man muss zu den Kunden fahren, wissen, was sie brauchen, ihnen ihre Möglichkeiten eröffnen.

470 Menschen in ganz Deutschland arbeiten in diesem Beruf. Seit diesem Jahr sind drei Frauen darunter. "Das ist zu wenig", sagt Groß entschieden. Eine von ihnen ist Karin Pleli, sie arbeitet im MAN-Verkaufsbüro in Nürnberg. Für den "Girls Day" ist die 23-Jährige extra nach Karlsfeld gekommen, um den Mädchen von ihren Erfahrungen zu berichten. Klar begegneten ihr einige Kunden mit großer Skepsis, berichtet sie. Doch Pleli ist selbstbewusst und vor allem: In ihr brennt die Leidenschaft für ihren Beruf. "Es ist nie langweilig", schwärmt sie. "Lkw-Verkaufen ist ein Lebensgefühl. Ich kann mir nichts anderes mehr vorstellen." Seit eineinhalb Jahren ist sie bei MAN. Inzwischen hat sie auch gelernt, die Riesen zu steuern - vom TGE, dem Baby der Serie, bis hin zum Schwertransporter. "Ich fahre gern", gesteht sie. "Vor allem alles, was viele PS hat." Und wenn man erst einmal im Führerhaus eines solchen Riesen gesessen hat, versteht man das. Hoch über der Straße schwebt man, hat aus der Panoramascheibe eine perfekte Sicht in die Ferne. Mindestens zehn Spiegel hängen an der Karosserie, damit man auch ja nichts übersieht. "Anfangs hatte ich schon Respekt vor dem riesigen Laster", gibt Pleli zu. Groß will mehr Frauen in seinen Betrieb locken. "Gemischte Konstellationen sind besser", weiß der Geschäftsführer von MAN Truck & Bus. "Frauen und Männer haben unterschiedliche Ideen. Diese Potenziale müssen wir nutzen."

Viele der Mädchen, die aus München gekommen sind, hat die Neugier gelockt. Nun hat man ihnen erklärt, wie die Technik der Lkws funktioniert. Sie konnten alle Fragen stellen, ohne Angst haben zu müssen, sich zu blamieren. Außerdem durften sie ins Werk, sehen wie ein Lastwagen zusammengebaut wird. "Das stellt man sich ganz anders vor", erzählt Julia Kühnemund. Sie ist beeindruckt von den Maschinen, die hier herumfahren und von der Geschwindigkeit, in der ein Führerhaus oder eine Achse zusammengeschraubt wird. Als sie am Ende ihres Tages die drei Laster erblicken, einen 24 Meter langen Schwertransporter mit 60 Tonnen Gewicht auf der Ladefläche, einen grauen Kipplaster und einen Feuerwehrmannschaftswagen, leuchten die Augen der Mädchen. Sie können es kaum erwarten, dort einzusteigen. Zwei der Mädchen wollen am Ende gar nicht mehr nach Hause, sie wollten gleich einen Praktikumsplatz. Kein Wunder also, dass Groß danach resümiert: "Wir sind überwältigt von der Resonanz."

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